Warum gibt es eigentlich eigens Familienhotels? Weil sich Leute mit Kindern in „normalen“ Hotels manchmal nicht so recht willkommen fühlen, Sorge haben, die Kinder könnten die anderen Gäste stören. Heißt das im Umkehrschluss, dass sich ein Aufenthalt im Familienhotel ein bisschen so anfühlt wie der Dauerbesuch einer Kindertageseinrichtung? Mitnichten! Vielmehr ließe sich sagen, dass Familienhotels ganz besonders gastfreundlich sind und auf die Bedürfnisse ihrer Gäste in besonderer Weise eingehen – Urlaubsatmosphäre, Wohlfühlzonen und Entspannungsoasen sozusagen all inklusive. Dabei ist es auch längst nicht mehr so, dass die Kinder der Einfachheit und Ordnung halber in eine altersabgestufte Betreuung schlichtweg „wegorganisiert“ werden ... denn viele Eltern, die im Alltag einen Großteil der Zeit arbeiten, möchten gerade im Urlaub endlich mal ganz bewusst gemeinsame Familienzeit genießen. Was also macht ein gutes Familienhotel aus, damit dies gelingt? Wir haben Familien befragt, die es ausprobiert haben.
Viel Platz zum Spielen
„Wir haben darauf geachtet, dass der Hof nicht so nah an einer großen Straße liegt“, berichtet Claudia. Die 37-Jährige ist Mutter von zwei Söhnen, vier und sechs Jahre alt. Die Idee war, den Urlaub auf einem Bauernhof in einem Mittelgebirge zu verbringen. Denn Bauernhöfe mit Frühstück oder Vollpension sind quasi von Natur aus Familienhotels: Das Gelände bietet viel Platz für Entdeckungen, Spiel und Abenteuer. Haustiere sind erstens mit willkommen und zweitens auch in ausreichender Anzahl vorhanden: Die Kaninchen füttern, den Katzen Wasser rausstellen und danach eine Runde aufs Trampolin ... oder doch lieber eine Runde mit den Kettcars aus der Spielscheune drehen? Aber zurück zu der Straße: Alte Hofanlagen haben es nun mal so an sich, dass sie häufig an den Landstraßen liegen. Daher ist hier ein bisschen Fingerspitzengefühl bei der Auswahl gefragt, um den Urlaub ungestört vom Autolärm und ohne Sorge um die frei herumspielenden Kinder zu verbringen. Dafür punkten viele Höfe mit Extra-Attraktionen wie Ponyreiten, Übernachtung im Heu, Stockbrotgrillen oder Angelausflügen – zudem lockt die ländliche Umgebung zu Spaziergängen und Ausflügen.
Abendgruß an die Sonne
„Das Allerschönste war das Eltern-Kind-Yoga abends am Strand“, erinnert sich Nora, die mit Freund und den gemeinsamen Zwillingen im Vorschulalter eine Familienanlage auf den Kanaren besucht hat. Dabei hatte keiner aus der Familie vorher Kontakt zu dieser Sportart. Aber im Urlaub ist man ja leichter mal bereit, sich auf etwas Neues einzulassen. Vormittags nahmen die Kinder an einer betreuten Spielgruppe teil, die Eltern hatten ein paar Stunden für sich. Nachmittags aber wollten sie als Familie etwas gemeinsam unternehmen. Und so landeten die vier, nach ausreichend entspannten Stunden auf dem Strandtuch, im Meer und am Hotelpool, bei dem völlig freien und unverbindlichen Yogaangebot abends am Strand. Vor traumhafter Kulisse konnten sie die einfachen Übungen mitmachen. Egal ob Kinder oder Erwachsene, hier ist jeder gleichermaßen selbstverständlich willkommen und eingebunden. Zumal die Yogalehrerin einen „Gruß an die Abendsonne“ vorstellt, der die Partnerarbeit von Kind und Erwachsenem erfordert. Ein Ritual, das sich sogar bis in den Alltag zurück zu Hause hinüberretten ließ!
Mountainbike und Pony
„Unsere Tochter wollte reiten, unser Sohn Mountainbiken und wir Eltern einfach relaxen“, sagt Timo – eine weitere typische Mix-Wunschvorstellung eines gelungenen Familienurlaubs, in diesem Fall mit zwölfjährigem Sohn und achtjähriger Tochter. Familienhotels bieten häufig eine Vielzahl an Aktivitäten an, die Eltern und Kinder einzeln oder getrennt voneinander wahrnehmen können. So bekommt jeder das, was er wünscht: Das kann ein Kletterkurs für Vater und Sohn sein, während die Mutter mit einer Gruppe wandern geht und die Tochter an einem „Poesie für Kids“-Kurs teilnimmt. Nachmittags treffen sich alle am hoteleigenen Abschnitt des Seeufers wieder – zum Baden, Badmintonspielen und Lesen. Hotels, die solchermaßen auf verschiedenste familiäre Aktivitäten eingestellt sind, finden sich oft gerade etwas abseits der breiten Touristenpfade und prominenten Orte. Wer damit leben kann, einmal nicht im Hauptort direkt an der Strandpromenade zu residieren, nutzt die Chance, unbekanntere Orte und Gegenden der einschlägigen Urlaubsregionen kennenzulernen: den Finca-Bauernhof auf Mallorca, das Naturresort in der Heide ... Familienhotels bieten eine kleine Welt für sich, die Ausflüge zwar möglich, aber nicht unbedingt nötig macht. Was übrigens auch toll ist an Familienhotels, die ihre Spezialisierung ernst nehmen: Auch die Großeltern, die vielleicht im Nachbarapartment unterkommen und sogar noch eine Woche länger bleiben können, sind ebenso herzlich willkommen wie die Kinder und Kindeskinder!