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Ein Fest fürs Kinderkino

Ein besonders guter Ort für die erste Kino-Erfahrung ist ein Kinofestival für Kinder. Warum? Das und vieles mehr erläutert Franziska Ferdinand, Leiterin des KinderKinoFests in Düsseldorf. Sie hat Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis in Hildesheim studiert und bereits während des Studiums bei den Internationalen Kurzfilmtagen in ihrer Heimatstadt Oberhausen mitgearbeitet. Mehrere Jahre hatte sie die Leitung des Kinder- und Jugendkinos der Kurzfilmtage inne und hat in diversen Projekten und Institutionen im Bereich Filmbildung mitgearbeitet. Seit 2017 ist sie wissenschaftliche Referentin beim LVR-Zentrum für Medien und Bildung mit dem Schwerpunkt Filmbildung und als Leiterin des KinderKinoFests Düsseldorf (KiKiFe) verantwortlich für die Programmauswahl, Veranstaltungskonzeption und Organisation.

Porträt Franziska Ferdinand

Carolin Anselmann

08.01.2025

Lesezeit 4 Minuten

Frau Ferdinand, ab welchem Alter empfehlen Sie den ersten Kinobesuch für Kinder?

Den ersten Besuch einer „normalen“ Kinovorstellung würde ich ab fünf Jahren aufwärts empfehlen. Die Faszination des Kulturort Kinos liegt ja in erster Linie in seiner Beschaffenheit: Wir sitzen in einem dunklen Raum, die uns umgebenden Lautsprecher und die Größe der Leinwand machen es uns möglich, vollkommen in eine Geschichte einzutauchen. Für Kinder ist das in der Regel ein sehr überwältigendes Erlebnis. Damit die Überwältigung wohlig und positiv ausfällt, sollte man einmal abwägen, ob diese Gegebenheiten das eigene Kind überfordern könnten und man lieber noch etwas wartet. Hinzukommt, dass Kinofilme in der Regel eine Länge von 90 Minuten haben, was dem Bewegungsdrang und der Aufmerksamkeitsspanne von Kindern im Vorschulalter nicht entgegenkommt. Beim KiKiFe achten wir daher darauf, dass die Filme, die wir für ein Publikum ab fünf Jahren anbieten, eine Länge von 75 Minuten nicht überschreiten. Allerdings bieten wir mit „Kurz für Klein“ auch ein Programm ab vier Jahren speziell für kleine Kinoanfängerinnen und -anfänger an. Hier erschließen wir uns gemeinsam den Kinosaal und schauen Kurzfilme, die sehr bewusst ausgewählt wurden. Zwischen den Filmen gibt es dann genug Zeit und Raum für Fragen, kleine Spiel-Aktionen und Bewegungseinheiten. 

Sollte man Kinder auf das Kinoerlebnis vorbereiten und wenn ja, wie?

Ich würde in jedem Fall anregen, mit dem Kind die Besonderheiten des Ortes vor dem ersten Kinobesuch zu thematisieren. Spielerisch lässt sich das wunderbar mit einem Couch-Kino daheim machen: Gemeinsam Kinokarten basteln, den Raum verdunkeln, Popcorn knabbern. Im Kino sitzend kann man sich die Zeit nehmen, sich umzuschauen und so gemeinsam die Leinwand, den Projektor und alles Weitere entdecken. 

Auf was sollten Eltern beim Kinobesuch achten?

In erster Linie auf die Auswahl des richtigen Films. Hier sollte man nicht nur auf die FSK Empfehlung achten, sondern vor allem auf die pädagogische Altersempfehlung. Auf der Internetseite kinderfilmwelt.de, einem Angebot des Deutschen Kinder- und Jugendfilmzentrums, werden aktuelle Kinofilme hinsichtlich der Erfahrungs- und Gefühlswelt von Kindern hinterfragt und altersspezifisch eingeordnet.

Was macht einen guten Kinderfilm aus?

In meinen Augen, dass er sich und sein Publikum ernst nimmt. Damit meine ich, dass an einen Kinderfilm keine geringeren Ansprüche gestellt werden sollten als an einen Film für Erwachsene. Ganz im Gegenteil sogar, die Ansprüche sollten vielmehr höher sein. Ein guter Kinderfilm erzählt seine Geschichte aus einer kindlichen Perspektive, er enthält bestärkende Elemente, ohne davor zurückzuschrecken, auch ernste Themen zu behandeln. Er überrascht, er traut sich was und er bedient nicht ausschließlich Klischees

Was ist Ihr Lieblingsfilm für Kinder und warum? 

Puh, da kann ich mich ganz ehrlich nicht entscheiden. Dafür gibt es glücklicherweise viel zu viele großartige Filme für junge Menschen. Aber ich nutze die Frage gerne, um das, was ich zuvor erläutert habe, mit einem meiner Lieblingsfilme des zurückliegenden KiKiFe zu verdeutlichen. „Sieger sein“ von Soleen Yusef ist ein Film über ein junges Mädchen, das mit ihrer Familie aus Syrien nach Deutschland geflohen ist und sich über das Fußballspielen hier ein neues Zuhause erschließt. Der Film scheut sich nicht, seinen ernsten Hintergrund auch genau als solchen darzustellen; und dennoch zeichnet er sich durch eine große Leichtigkeit aus. Er ist aus der Perspektive der Hauptdarstellerin erzählt, die im Hier und Jetzt verwurzelt ist. In seiner Bildästhetik ist er nah an der Zielgruppe. Und er spielt gekonnt mit Klischees, bricht diese immer wieder auf und beleuchtet die Personen dahinter. 

Was können Kinder und Familien von einem guten Kino-Erlebnis mitnehmen?

Im besten Fall ein verbindendes Erlebnis und eine bleibende Erinnerung. Gemeinsame Kinoerlebnisse schaffen Raum für Austausch und Gespräche. Zum einen über die individuellen Seherfahrungen, die man beim Film gemacht hat. Vielleicht gibt das Gesehene aber auch Anlass, sich noch eingehender mit einer bestimmten Thematik zu beschäftigen, gemeinsam Fragen nachzugehen. Gerade Kinderfilme sind oftmals Literaturverfilmungen, vielleicht nimmt man sich also die Zeit für einen gemeinsamen Blick ins Buch. Auf jeden Fall endet eine gute Kinoerfahrung nicht beim Verlassen des Saals. 

Seit wann und warum gibt es in Düsseldorf das KiKiFe?

Das KinderKinoFest Düsseldorf, genannt KiKiFe, wird gemeinsam vom LVR-Zentrum für Medien und Bildung und dem Amt für Soziales und Jugend ausgerichtet. Gegründet wurde es 1986 mit dem Anspruch, qualitativ hochwertige Filme für Kinder auf den Düsseldorfer Leinwänden sichtbar zu machen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Beim KiKiFe kann man Animations- wie Spielfilme, Dokumentationen oder Kurzfilme schauen. Auch das umfassende und abwechslungsreiche Begleitprogramm war von Anfang an maßgeblicher Bestandteil des KinderKinoFests. Hier haben die Kinder die Möglichkeit, das Gesehene spielerisch zu hinterfragen und in die Welt des Films einzutauchen. Eine große Besonderheit ist, dass das Festival nicht nur in fünf sehr unterschiedlichen Kinos, sondern auch in mehr als 20 Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen stattfindet. Dadurch, aber auch durch die vielen kostenfreien bis kostengünstigen Veranstaltungen, die sich an Schulen, Kitas und Familien richten, erreichen wir ein sehr diverses Publikum in ganz Düsseldorf.

Wie wählen Sie das Programm aus?

Bei der Auswahl des Filmprogramms bemühen wir uns um eine große Bandbreite an unterschiedlichen Filmformen und Macharten. Kleine Produktionen laufen gleichwertig neben großen Publikumserfolgen. Einen roten Faden gibt jedem Programm das aktuelle Motto, im vergangenen Jahr „Bleibt neugierig!“. Es ist ein Aufruf an unser junges Publikum, sich diese wunderbare Eigenschaft zu bewahren und mit allen Sinnen und vielen Fragen durch die Welt zu gehen.

Was ist der Unterschied zwischen einem Besuch im Kino und dem Besuch des KiKiFes?

Wir gestalten unsere Vorstellungen anhand der Bedürfnisse der Kinder, die in der Regel ein sehr lebendiges und kommunikatives Publikum sind. All unsere Filme werden auf Augenhöhe der jeweiligen Altersgruppe anmoderiert. Wir zeigen keine Werbung, sondern einen von Düsseldorfer Schülerinnen und Schülern gedrehten Kurzfilm, der auf das aktuelle Motto des KiKiFes einstimmt. Videointerviews, Live-Gespräche mit Filmschaffenden oder ein kurzer Austausch im Saal über das Gesehene runden die Vorführungen ab. Gerade bei den Vorstellungen für jüngere Kinder achten wir verstärkt auf die Lautstärke des Films und eine möglichst entspannte Atmosphäre im Saal. Meine liebsten Momente beim KiKiFe ergeben sich meist, wenn man die Kinder beim Verlassen des Saals verabschiedet und ihre Eindrücke ungefiltert mitgeteilt bekommt.

Das Gespräch führte Carolin Anselmann.

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