Zwei Brüder, zwei gegensätzliche Nachmittage: Fedor wird im Mai acht Jahre und liebt Aktivitäten außerhalb der Schule. Er ist fast jeden Tag mit seinen Hobbys voll ausgelastet und fällt abends erschöpft und glücklich ins Bett. Sein jüngerer Bruder hingegen spielt am liebsten zu Hause und ist damit ausgeglichen und glücklich. Es heißt, Kinder kommen runter, wenn sie ihrem eigenen Tempo folgen. Hobbys sind richtig und wichtig sowie spannende Unternehmungen und Verabredungen am Wochenende. Aber wie viel Zeit sollten wir für uns behalten und nicht verplanen? Und was kann daraus entstehen? Die fünfköpfige Familie Albrecht zeigt ihren Weg der Freizeitgestaltung. Zunächst wird an ihrem Beispiel deutlich, wie unterschiedlich Kinder sein können und wie man die Nachmittagsaktivitäten auf die Bedürfnisse der Kinder regelmäßig anpassen sollte. Fedor ist Schulkind der zweiten Klasse. Er besucht keine OGS und isst mittags zu Hause. Seine Mutter Leslie lässt ihn nach der Schule erst mal runterkommen. Die Schulaufgaben werden direkt erledigt und auch der Schulranzen für den nächsten Tag ist gepackt, bevor seine Hobbys starten. Eine Weile war die Woche für Fedor maximal ausgebucht. Montags Hockey, dienstags Fußball, mittwochs Tennis, donnerstags wieder Hockey und freitags die zweite Fußballpartie. Dazu die Turniere oder Spiele am Wochenende und Flötenunterricht. Das heißt, jeder Tag der Woche war verplant. Nach einiger Zeit mit diesem Wochenplan bemerkte Leslie, dass Fedor dünnhäutiger war als sonst sowie eine geringere Frustrationstoleranz aufzeigte. Das Nachmittagsprogramm wurde schnell angepasst. Das zweite Hockeytraining wurde gecancelt und am Wochenende gab es die Regel von maximal einem Mannschaftssport-Spiel. Damit fand Fedor seine Balance wieder.
Verschiedene Bedürfnisse
Die Grundschullehrerin Leslie erzählt, dass das Fußballtraining inzwischen auch direkt gestrichen wird bei Unlust an einem Trainingstag. Das ist aber eher selten der Fall, denn Fedor hat schon mit fünf Jahren auf eine Mitgliedschaft im Fußballverein gepocht. Selbst der kälteste Winter und ein „Kaltstart“ am neuen Wohnort mit Abgabe am Tor bedingt durch Corona hat ihn nicht davon abgehalten, in einer fremden Mannschaft mit fremden Trainern loszulegen – alles für den Fußball. Wenn er nicht Training hätte, würde er täglich drei Stunden lang mit Kumpels Fußball spielen, erzählt seine Mutter. Sein Bruder Arthur wird im Sommer sechs Jahre alt und ist nicht so fußballversessen. Er zeigte direkt seine Null-Bock-Haltung gegenüber Fußballtraining durch indirekte Signale auf dem Fußballplatz – nicht rennen, wenn alle Kinder rennen; bewusst wegdrehen beim anrollenden Fußball usw. Er ist auch der Typ, der lieber gar nicht erst in den Kindergarten oder bald in die Schule gehen würde. Am schönsten ist es für ihn, zu Hause zu sein und allein oder mit dem Bruder zu spielen. Hockey spielt er einmal die Woche gerne, das genügt ihm vollkommen. Zwei Brüder, zwei unterschiedliche Bedürfnisse der Freizeitgestaltung.