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Achtsam mit der Zeit der Kinder

Aber was ist denn nun ein gesundes Mittelmaß an verplanter und unverplanter Freizeit? Wie viele Hobbys sollte ein Kind in welchem Alter haben? Kinderarzt Dr. Jens Deutscher, der in einer Kinderarztpraxis in Oberkassel praktiziert, beantwortet diese und weitere Fragen:

Porträt von Dr. Jens Deutscher

Laura Rüther

25.04.2024

Lesezeit 2 Minuten

Ab welchem Alter sollte das Kind Hobbys haben? 

So etwa ab 5 Jahren.

Wieviele Stunden in der Woche raten Sie für welches Alter? 

Grob gesagt zwei Termine pro Woche à ein bis zwei Stunden, unabhängig vom Alter. Mindestens ein Tag, besser zwei Tage in der Woche sollten in der Woche auf jeden Fall unverplant sein. Ein Tag, an dem sie sich selbst verabreden können oder zu Hause mit den eigenen Spielsachen spielen. Tage, an denen sie selbst sagen können, was sie machen wollen.

Braucht man eigentlich Hobbys für motorische Fertigkeiten und Fähigkeiten oder reicht das Spielen aus?

Freies Spielen, Rausgehen und auf Spielplätze toben ist die beste Physiotherapie, die beste motorische Förderung, die man machen kann. Freies Spiel heißt aber natürlich nicht, zu Hause den Fernseher anzumachen. Das bedeutet in den ersten Lebensjahren viel rausgehen und dann zu Hause auch mal die Feinmotorik schulen. Gemeinsam basteln. Es muss also nicht der Sportverein sein, es muss nicht die Pre-School sein oder das Kinderyoga. 

Was sind aus ihrer Sicht die Vorteile von unverplanter Zeit für Kinder?

Sie lernen, selbst zu planen. Ihre Kreativität zu entwickeln im Spiel und im miteinander mit anderen Kindern. Sie lernen dadurch auch ein stückweit selbstständig zu sein.

Erleben Sie gestresste Kinder in den ärztlichen Untersuchungen und wenn ja was sind Anzeichen von Stress?

Ja, wir sehen hier in der Praxis Kinder mit Anzeichen von Stress. Das sind meist Kinder, bei denen die ganze Woche durchgeplant sind. Vielleicht kommen dann aus ärztlicher Sicht, aus Förderungssicht noch Therapien bei dem einen oder anderen Kind dazu. Stress merkt man, wenn die Kinder bocken. Sie fangen an zu verweigern, sie machen zu, haben zum Teil Wutattacken. Bis hin zu somatischen Erscheinungen. Chronische Bauchschmerzen, Kopfschmerzen sind solche Warnzeichen. Wir in der Kinderarztpraxis versuchen dann gemeinsam im Gespräch mit den Eltern rauszufinden, dass dies eine Form von Stress ist. Um dann zukünftig zu versuchen auf einen nicht zu vollen Tages- bzw. Wochenprogramm zurückzufahren. Man darf nicht vergessen, dass Kinder quasi immer funktionieren sollen in unserer Gesellschaft. Zu Hause soll es keinen Stress geben, im Kindergarten sollen sie lieb sein, in der Schule soll es funktionieren. 

Eine Studie spricht davon, dass jedes 6. Kind Anzeichen von Stress zeigt. Sehen sie das ähnlich und kommt der Stress erst in der Schule oder schon vorher im Kindergarten?

Der Stress kommt in erster Linie mit der Schule. Da ist selbsterklärend der Leistungsdruck in der Schule. Aber auch Kinder im Kindergarten können den Stress haben. Der Vierjährige zum Beispiel, der von den Eltern von einem Programmpunkt zum nächsten gebracht wird, vom Sportprogramm, zum Musikprogramm, zum Englischunterricht usw. 

Dann stimmt es vielleicht, dass der Stress zum Teil ausgelöst wird durch den Erwartungsdruck der Eltern?

Absolut. Der Erwartungsdruck der Eltern, aber auch von Seiten der aktuellen Medienwelt. Es wird zum Teil das Gefühl vermittelt, mein Kind muss immer vorne dabei sein, muss das Beste sein und muss schon lesen und schreiben können, wenn es in die Schule kommt. Nein, das muss es nicht! 

Apropos Stress. Haben Sie Tipps zur Achtsamkeit mit Kindern im Alltag? Wie kann man Kinder wieder gut ins Hier und Jetzt zu holen.

Spontan würde ich sagen, Nachmittagstermine abzusagen. Und auch eigene Termine mal absagen und wirklich am Nachmittag nur Kinderzeit machen. Und möglichst auch bei dem speziell gestressten Kind, gerade wenn noch ein Geschwisterkind da ist, mal bewusst eine 1:1-Situation mit diesem Kind schaffen. Eine exklusive Mama-/Papa-Kind-Zeit. Das Kind fragen: Was machen wir heute?

Das Gespräch führte Laura Rüther. 

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