Das ist eine gesellschaftliche Entwicklung: Viele Frauen arbeiten nach der Kinderpause wieder und brauchen für ihre Kinder eine Betreuung, die länger als der Unterricht dauert. Die Schule ist damit für viele Kinder nicht mittags zu Ende, sondern reicht durch Betreuungsangebote und die sogenannte Offene Ganztagsschule bis in den Nachmittag. Frühestens um 15 Uhr beginnt für viele Kinder die Freizeit. Und die ist häufig durchgetaktet.
Viele Anreize, wenig Ideen
„Kinder brauchen Zeit zum Spielen. Dann kann auch die Frage aufkommen: Was mache ich mit meiner Zeit? Das wird heute schnell ausgehebelt, mit Angeboten oder elektronischen Spielzeugen aller Art“, sagt Bettina Erlbruch vom Kinderschutzbund Düsseldorf. Bereits ganz kleine Kinder spielen in Restaurants häufig schon an einem Tablet. Dadurch wird jede freie Sequenz, in der sich ein Kind langweilt und anfängt die Eltern zu nerven, umgangen. Diese Entwicklung hält Erlbruch für fatal: „Weil Kinder daran gewöhnt werden, dass der nächste Reiz kommt. Die Erfahrung der Selbstregulation, dass man Langeweile hat und eigene Ideen entwickelt, wird im Grunde dadurch unterbrochen.“ Der Appell von Erlbruch lautet deshalb: „Lasst Kindern ihre Freiräume! Denn Kindheit ist ja das Synonym für Spielen ohne Ende.“