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Falsche Erwartung oder faule Kinder?

Alina Votruba ist Diplom-Psychologien und psychologische Psychotherapeutin. Sie arbeitet in der Jugend- und Elternberatung der Stadt Düsseldorf und hat einige Erfahrung damit, wie Konflikte in Familien gelöst werden können – auch dann, wenn der Haushalt und die fehlende Mithilfe der Kinder der Auslöser sind.

Porträt von Alina Votruba mit gestreiftem Pullover vor Zimmertür

Claudia Giesen

03.01.2023

Lesezeit 2 Minuten

Je älter die Kinder werden, desto mehr Konfliktpotenzial birgt das Thema „Haushalt“. Wie oft kommen Eltern zu Ihnen, weil die Kinder im Haushalt nicht helfen und es deshalb zum Streit kommt?

Das sind sehr häufige Themen, wegen denen die Eltern sich an uns als Erziehungs- und Familienberatungsstelle wenden. Gerade wenn die Phase der Pubertät beginnt, rebellieren Teenager gegen die Regeln ihrer Eltern. Tatsächlich gehört diese Rebellion zur normalen Entwicklungsphase der Identitätsfindung, was aber verständlicherweise von den Eltern als sehr anstrengend und Kräfte zehrend erlebt wird. Hier versuchen wir zu unterstützen.

Wie gehen Sie in solchen Situationen vor? Wie läuft die Beratung ab?

Bei sehr kleinen Kindern beraten wir vorwiegend die Eltern, die sich bei uns freiwillig und kostenlos anmelden können, doch ab dem Grundschulalter machen wir sehr positive Erfahrungen damit, die ganze Familie zu uns einzuladen, also auch die Kinder. Gemeinsam kann dann überlegt werden, was man zukünftig als Familie verändern will. Ein Familiengespräch findet bei uns in den Räumlichkeiten der Beratungsstelle statt und dauert ungefähr eine Stunde. Es kann nur einen oder mehrere Termine geben, je nachdem was die Familie sich wünscht.

Was sind in solchen Fällen die Gründe für den Konflikt: Falsche Erwartungen der Eltern oder tatsächlich „faule“ Kinder?

Eigentlich meistens weder noch. Eher sind Eltern bei den Familiengesprächen erstaunt, wie engagiert und mit welchen guten Ideen die Kinder sich einbringen. So erlebe ich immer wieder, dass vielen Familien im stressigen Alltag eher die Zeit fehlt, sich als Familie zusammen zu setzen und die konfliktreichen Themen zu besprechen.

Wie kann man solche Konflikte lösen?

Manchmal hilft tatsächlich, Konflikte nicht „zwischen Tür und Angel“ zu besprechen, sondern bewusst bis zu einer festen Zeit des „Familienstammtischs“, zum Beispiel. Einmal wöchentlich eine halbe Stunde, zu verschieben, bei dem jedes Familienmitglied anbringen kann, was es sich für Veränderungen wünscht. Gerade größere Kinder wollen selbst entscheiden, was sie wann wie erledigen wollen. Eltern könnten überlegen, in wie weit sie diesen Spielraum ermöglichen, ohne dass in Frage gestellt wird, dass die Pflichten erledigt werden müssen.

Haben Sie Tipps, um den Familienalltag entspannt zu gestalten?

Neben der Idee des „Familienstammtischs“, bei dem jedes Familienmitglied seine Meinung einbringen kann, sollten Eltern gute Modelle für ihre Kinder sein. Wer selbst seine Kaffeetasse immer auf die Spülmaschine stellt, sollte auch dem Kind nicht vorwerfen, wenn es den Kakaobecher daneben stellt. Je mehr Raum Eltern ihrem heranwachsenden Kind geben, innerhalb eines Entscheidungsspielraums selbst entscheiden zu können, desto weniger wird es wahrscheinlich in den Widerstand gehen. So könnten Eltern zum Beispiel von ihrem Kind erwarten, den Müll runter zu bringen, aber akzeptieren, dass es das nicht direkt nach der Schule machen möchte, weil es dann zu müde ist, sondern erst vor dem Abendessen.

Das Gespräch führte Claudia Giesen.

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