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Frohes Schaffen

Die Mischung macht’s: Talent, Fleiß und Glück werden dabei gewesen sein, aber im Nachhinein wirkt es so, als sei Harry Heib vor allem durch Spaß an der Freud genau da gelandet, wo er hinwollte.

Porträt von Harry Heib, der beim TAS eine rote Tür öffnet

Pia Arras-Pretzler

28.10.2024

Lesezeit 3 Minuten

Was haben Hans Scholl von der Weißen Rose, Udo Jürgens und die Weihnachtsmaus gemeinsam? Ihnen allen hat Schauspieler, Kabarettist, Sänger und Autor Harry Heib seine Stimme geliehen, der als junger Mann Grevenbroich verließ, um … Nun, so genau wusste er das anfangs eigentlich auch nicht. „Ich habe schon in der Grundschule gern den Kasper gemacht und sehr früh bemerkt, dass man Aufmerksamkeit generiert, wenn man für Heiterkeit sorgt.“ Seine erste Bühnenerfahrung macht der kleine Harry klassisch beim Weihnachtsspiel in der Schule („Dritter Hirte von rechts!“) und bleibt dran. Er tritt bei Karnevalsveranstaltungen auf und der Theater-AG seiner Schule bei, nach der Mittleren Reife fragt ihn seine Mutter sogar, ob er diesen Weg nicht weiterverfolgen möchte. Harry meint: nee. Dafür fühlt er sich zu jung. Und obwohl er es später, mit Mitte 20, noch mal wissen möchte und sich an verschiedenen Schauspielschulen bewirbt, von denen er dann nicht genommen wird, weil er schon zu alt ist, meint er: „Das war genau der richtige Weg für mich.“ Also erst eine kaufmännische Ausbildung und Wehrdienst, eins nach dem anderen. Wobei, nicht ganz. Die Bühne lässt Harry Heib nie los, und er verfolgt sein Ziel, nein, er geht seinen Weg mit der ihm eigenen Lockerheit und Freude einfach immer weiter. Landet im Kulturforum Alte Post in Neuss, belegt Kurse für Schauspiel und Gesang und Kabarett und trifft dabei auf Menschen, die ihn teilweise heute noch begleiten. Kom(m)ödchen-Ensemblemitglied und Autor Martin Maier-Bode ist so jemand, damals Harrys Dozent, später Mentor und Freund. Mit ihm und anderen packt Harry die Gelegenheit beim Schopf, sich mit dem Theater am Schlachthof im wahrsten Sinn des Wortes einen Platz zum Spielen einzurichten. Neuss braucht in den 90er-Jahren dringend Raum für die freie Kulturszene, und bekommt im Barbaraviertel eine ehemalige Lack- und Farbenfabrik zur Verfügung gestellt. Die wird mehr oder weniger in Eigenregie umgebaut und passend gemacht – und wie es so ist mit Provisorien: Sie halten. Jetzt schon seit 30 Jahren. 

Ich mache fast ausschließlich Sachen, die mir Spaß machen. Das ist ein Segen.

Harry Heib

Harry Heib fährt längere Zeit zweigleisig – als Mitarbeiter eines Bauunternehmens und als freier Kreativer in verschiedenen Konstellationen, unter anderem einem Jürgens-Programm. Dafür reduziert er Stunden im Job und versichert seinem Chef, ihm nicht ganz von der Stange zu gehen. Als Heib aber die Rolle von Hans Scholl in der neuen TAS-Produktion angeboten wird, hat er das Gefühl: „Ich muss das versuchen, sonst mache ich das nie.“ Rückendeckung bekommt er von Kabarettistin und Sängerin Tina Teubner, bei der er Chanson studiert hat. Heib weiß heute noch genau, was sie zu ihm gesagt hat: „Harry, mach das. Arbeit ist da.“ Und Harry macht. Da ist er etwa 29. Und hat es bis jetzt nicht bereut. Auch sein Arbeitgeber hat Heibs endgültigen Weggang verkraftet und ihn später sogar gebeten, zum Firmenjubiläum durchs Programm zu führen. Diesen Wunsch hat ihm Harry Heib gern erfüllt: „Ich hatte das Gefühl, so schließt sich ein Kreis.“ No hard feelings, alles gut: Harry Heib wirkt wie ein entspannter Netzwerker, der mit Leichtigkeit und Fröhlichkeit sein Ding macht. Wobei „sein Ding“ eben eine ganze Palette umfasst: Gesang, Kabarett, Schauspiel, gern auch alles gleichzeitig. Am TAS schätzt er die flachen Hierarchien: „Es ist ein kleines Haus mit schlanken Strukturen. Und zwei sehr intimen Bühnenräumen, ‚in denen man den Schauspielern in die Nase und ins Herz schauen kann‘, hat einmal jemand geschrieben.“ Und die Weihnachtsmaus? Zu sagen, dass dieses Buch während der langen Corona-Pause entstand, wäre nur halb richtig. Die Texte lagen nämlich schon einige Zeit in der Schublade. „Meine Frau hat mir immer richtig schöne Adventskalender gebastelt. Dafür wollte ich mich revanchieren, und deshalb habe ich für sie eine Fortsetzungsgeschichte geschrieben. Die ersten paar Tage hatte ich vorbereitet, danach ging’s on the fly weiter.“ Später nahm er die Geschichten als Hörbuch für Familie und Freunde auf. Während der Corona-Zeit wurde die brachliegende Kulturszene mit Projekt-Fördergeldern unterstützt, und da kam ihm wieder die Weihnachtsmaus in den Sinn: Illustriert hat sie Julia Jochmann, eine Kollegin aus dem TAS. „Ein richtig schönes Gemeinschaftsprojekt, gedruckt wurde in einer Neusser Druckerei“, freut sich Heib. In der Weihnachtsmaus geht es um Freundschaft und Zusammenhalt. Und welche Werte möchte Heib seinen eigenen Kindern mitgeben? „Dass man Freude an dem haben kann, was man tut. Meine Frau ist Toningenieurin beim WDR – bei ihr ist das auch so. Unsere Kinder versuchen sich übrigens auch beide schon im Metier: als Synchronsprecher. Gerade in einer sehr schönen irischen Doku über Weihnachten, die ist im Dezember in der ARD zu sehen.“

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