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Glücklich ohne Empfang

„Was, kein Handy? Nicht euer Ernst!“ Viele Kinder werden sich heftig beschweren, wenn sie erfahren, dass es im Urlaubsort kein WLAN gibt. Oder noch reduzierter, ein Urlaub in einer Hütte ohne Strom! Unvorstellbar? Wer sich auf diese absolut entschleunigte Reiseart einlässt und die ganze Familie gut auf das Abenteuer vorbereitet, erlebt womöglich den „coolsten Urlaub ever“!

Kinder am Fuße des Riedgletschers

Eva Rüther

08.07.2024

Lesezeit 3 Minuten

„Ein Trend ist diese Art Urlaub nicht“, sagt Sebastian Balaresque,  Vorsitzender des Deutschen Alpenvereins im Landesverband NRW. „Gefragt sind eher Hütten mit Komfort.“ Dennoch gibt es sie, die kleinen Hütten mitten auf der Alm in den Bergen, die meistens nur zu Fuß oder per Seilbahn erreichbar sind. „Es kann auch für Familien ein tolles Erlebnis sein, abseits der Zivilisation ein paar Tage zu verbringen“, meint er. Wo sonst kann man Sonnenauf- und Untergang so wunderschön und exklusiv sehen wie hier? Wo sonst kommen alle mal so richtig ins Gespräch, spielen stundenlang Karten miteinander, beobachten Käfer oder Schmetterlinge und betrachten Fotos vom Leben auf der Alm vor 100 Jahren?

Plumpsklo und Solardusche

Natürlich ist einiges an Vorbereitung nötig: Die Infrastruktur mit kleiner Küche ist meistens vorhanden. Hier muss die Familie gegebenenfalls an den Gaskocher denken. Nudeln sind immer schnell gemacht. Manchmal steht ein Holzherd in der Stube, der die Hütte schnell kuschlig warm macht. Und wer hat schon mal auf offenem Feuer gekocht? Das Holz dafür muss natürlich vorher gehackt werden ... Abends sorgen Kerzen für gemütliche Atmosphäre. Und der warme Schlafsack kann auch in kühlen Sommernächten wichtig sein. Statt eines Kühlschranks gibt es oft Isolierboxen für die Lebensmittel. Morgens heiß duschen – so bequem geht das hier natürlich nicht. Manchmal gibt es eine Vorrichtung, mit der man einen Kübel Wasser per Seilzug über die Dusche ziehen kann. Manche Hütten haben auch Solarduschen im Freien eingerichtet; wenn es kalt wird, muss das Wasser auf dem Ofen erwärmt werden. Oft steht auch nur ein Plumpsklo zur Verfügung.

Den Berg entdecken

„Wer diesen Urlaub angehen möchte, muss die Bereitschaft haben, sich wirklich mit dem Thema zu befassen“, rät Sebastian Balaresque. Und schließlich wollen die Eltern und Kinder nicht den ganzen Tag die Berge angucken, sondern auch was erleben: Welche Wanderungen sind möglich? Gehen von der Hütte kurze und leichtere Touren ab? Habe ich Lust, mit den Kindern Blumen und andere Pflanzen zu entdecken und zu bestimmen? Ist vielleicht ein Bach oder ein klarer Bergsee in der Nähe, der noch weitere Abwechslung bringt, in dem wir sogar schwimmen können? Gerade für ältere Kinder kann das wichtig sein, denn ob sie zu reinen Wandertagen zu motivieren sind, ist eben so eine Sache. Da ist es Aufgabe der mitreisenden Erwachsenen, nach kleineren Abenteuern zu suchen. In manchen Regionen kann man auch von der Hütte aus Mountainbike-Touren machen oder Schluchten durchqueren. Im Winter können Familien Ski fahren oder auf Skitouren gehen – direkt vor der Hüttentür.

Kühe laufen frei herum

„Familien sollten sich eben auch mit der Umgebung vertraut machen; Almwiesen sind beispielsweise nicht eingezäunt. Das heißt: Die Kühe laufen frei herum. Wie verhalte ich mich dann? Das sind Dinge, die vorher wirklich besprochen werden müssen“, sagt Balaresque. Letztlich muss auch klar sein: Wir sind vollkommen auf uns als Familie angewiesen – kein Fernseher, Handy, kein Geschäft in der Nähe. Es gibt eher nichts, das uns ablenkt. Höchstens mal ein Reh, das aus dem Wald schaut. Das kann eine Herausforderung sein, aber auch ein wirklich tolles Erlebnis. Zusammen drinnen und draußen spielen, gemeinsame Lesezeiten, ungewöhnlich viel Kommunikation – sprechen, streiten, diskutieren –, über die Almwiese rennen, gemeinsam den Einkaufsausflug ins Dorf planen, wandern, tolle Ausblicke erleben, ein Gewitter durchstehen – die Erlebnisse sind andere als am Strand, aber sicher auch bleibend.

Gemeinsames Abenteuer

„Es wäre gut, erst einmal mit einem Wochenende zu beginnen“, rät Sebastian Balaresque. „Wahrscheinlich würde ich nicht sofort drei Wochen Urlaub mit der Familie in einer abgeschiedenen Hütte ohne Strom verbringen.“ Und noch etwas gibt er zu bedenken: „Es gibt immer Dinge, von denen man glaubt, sie einmal gemacht haben zu müssen, um sie dann abhaken zu können.“ Das sollte aber besser nicht der Ansporn sein für diese Art des Urlaubs. Die Einsamkeit ist eben nicht für jeden etwas; eine gewisse Grundbegeisterung für unberührte Natur sollte schon vorhanden sein. Eins ist aber klar: Neben aller Romantik, handyfreier Entschleunigung und naturnaher Bereicherung können die Tage auf der Alm ohne Dusche, Spül- und Waschmaschine auch ein bisschen hart sein. Aber die erste Dusche wieder zu Hause im eigenen Bad wird dann zu einem ganz besonderen Genuss!

Mit Sack und Pack

Für den Urlaub auf der Alm sollten sich alle überlegen: Was können wir machen, wenn es regnet? Welche Spiele und Bücher nehmen wir mit? Welche Wanderung können wir schaffen? Haben wir die passenden Karten und die Ausrüstung? Was machen wir wann zu essen, was brauchen wir dafür? Leichtes, aber richtiges Gepäck ist wichtig. Tipps und geeignete Hütten zum Beispiel beim Deutschen Alpenverein.

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