Aber was heißt das eigentlich – alleinerziehend sein? Während die einen wirklich komplett alleine dastehen, den Lebensunterhalt und den gesamten Familienalltag organisieren müssen, sind andere in einer Situation, in der sie sich die Aufgaben mit dem oder der Ex einigermaßen gleichberechtigt teilen. Der Austausch fehlt auch hier. Ein großes Glück kann es sein, wenn Alleinerziehende direkten Kontakt zur Familie haben, womöglich mit ihren eigenen Eltern nah zusammenwohnen oder sich vielleicht mit anderen Menschen zusammentun, um sich gegenseitig zu unterstützen. Ganz besonders schwierig wird es, wenn das andere Elternteil zwar präsent ist, dies aber die Situation nicht unbedingt erleichtert, weil es Streitigkeiten gibt, keine Einigkeit über die Sorgerechtsregelungen oder sogar Gewalt mit im Spiel ist. Klar ist: Alleinerziehend ist nicht gleich alleinerziehend und auch hier hat jede Familie ihre eigene Geschichte.
Immer mehr Eltern erziehen allein
In Deutschland gibt es mehr als acht Millionen Familien mit Kindern unter 18 Jahren. Achtzehn Prozent dieser Familien sind alleinerziehend. In der Zeit von 1996 bis 2021 sind die Zahlen von 1,3 Millionen auf knapp 1,5 Millionen angestiegen. In neun von zehn Fällen ist der alleinerziehende Elternteil weiblich. Die Zahlen machen deutlich: Allein zu erziehen ist nichts Ungewöhnliches. Möchte man dem Buch „Ich bin dann mal Ex“ von Bärbel Stolz trauen, dann liegt das vor allem daran, dass das Leben ohne Partner manchmal einfach einfacher wird. Mit einem Augenzwinkern berichtet Stolz von zahlreichen Frauen in ihrer Umgebung, die es satthaben, einem Perfektionswahn hinterherzuhasten, und am Ende merken, dass sie ohne ihren Partner vielleicht viel besser dran sind.
Das liebe Geld
Aber was dann? Was, wenn ich den vermeintlichen „Störfaktor“ losgeworden bin und schließlich mit allen Entscheidungen und Verantwortlichkeiten allein dastehe und erkenne, dass es vielleicht nicht nur mein Partner, sondern auch meine eigenen Dämonen waren, die das Leben erschwerten und mich am Ende doch immer wieder einholen? Oder wenn ich plötzlich als der oder die Verlassene dastehe und mir eigentlich nichts mehr wünsche, als dass alles wieder „gut“ werde? Natürlich ist jede Beziehung und jede Lebenssituation einzigartig und natürlich ist es in sehr vielen Fällen auch wirklich besser, an der richtigen Stelle einen Schlussstrich zu ziehen und getrennte Wege zu gehen. Allerdings ist es ebenso individuell unterschiedlich, wie leicht oder schwer das Leben im Anschluss weitergeht, und es hängt vor allem von zwei Faktoren ab: nämlich dem finanziellen Hintergrund und dem sozialen Netzwerk.