Ich weiß nicht, wie es euch erging, aber für mich ist der Blick eines Neugeborenen immer von tiefer Weisheit erfüllt. So, als hätte dieser kleine Mensch gleich nach der Geburt noch Anteil an einem Wissen, das kurz darauf verloren geht. Tatsächlich lernt ein Baby erst mit der Zeit, die Augen auf verschiedene Entfernungen scharfzustellen, und sobald es versucht, seinem hilflosen Babydasein ein Ende zu bereiten und sich zum Beispiel müht, sich auf die Seite zu drehen, ist es auch vorbei mit dem Eindruck tiefer Weisheit ... Überhaupt scheint das kleine Wesen recht triebgesteuert zu sein: Es heult, sobald ihm etwas nicht passt. Es heult, weil es müde ist. Oder hungrig. Oder überfordert. Weil es Bauchweh hat. Weil Zähnchen kommen. Weil es ihm zu warm oder zu kalt ist. Und auch ohne ersichtlichen Grund. Ein Baby hat nicht so viele Möglichkeiten, seinen Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen, und weil Babyweinen uns durch Mark und Bein geht – das muss so sein, damit wir uns um dieses hilflose Wesen auch verlässlich kümmern –, versuchen wir unser Bestes, damit Ruhe einkehrt.
Weinen lassen bringt nichts
Ist das in Ordnung? Oder kann man Babys auch „verwöhnen“ und bereut vielleicht Jahre später, sein Kind zu bereitwillig getröstet zu haben? Grundsätzlich: Ein Baby kann sich nicht selbst trösten – es weinen zu lassen, bringt überhaupt nichts, nur Stress für dich und die kleine Heulboje mit der erstaunlich kräftigen Stimme. Solange ein Kind sich also nur durch Weinen ausdrücken und sich selbstständig noch nirgends hinbewegen kann, darfst und sollst du dich um seine Bedürfnisse unmittelbar kümmern. Wenn dein Baby also eigentlich keinen Grund zur Klage hat – weil es satt und frisch gewickelt und es weder zu warm noch zu kalt hat –, fehlt es ihm an körperlicher Nähe, Ablenkung, Bewegung oder Ruhe. Was davon gerade dran ist, gilt es auszuprobieren. Aber ganz in Ruhe und nicht unmittelbar hintereinander, denn auch dein Baby braucht Zeit, um sich auf eine Situation einzustellen.