Die Bezeichnung klingt prosaisch, doch sie nennt eine Rolle beim Namen, die wir als Menschen neben vielen anderen auch verkörpern: wir sind Verbraucher:innen. Und das in großem Umfang. Kaufen macht glücklich, so wird es suggeriert und Studien belegen, dass jeder Haushalt an die 10 000 Dinge hortet: Möbel, Haushaltsgeräte, Kleidung, Schuhe, Spielsachen, Bücher und etliches mehr. Dazu kommt bei Familien in der Baby- und Kleinkindzeit der erhöhte Bedarf an Hygieneartikeln wie Windeln, Feuchttücher etc. Erschreckend hoch diese Zahl und ernüchternd niedrig die gerade mal 30 Prozent, die von dieser Anhäufung an Gegenständen am Ende tatsächlich ge- bzw. verbraucht werden.
Nachhaltige Mütter und Väter
Mit dem Fokus auf junge Familien zunächst einmal die gute Nachricht: Ein großer Teil konsumiert – und das seit Jahrzehnten schon – in mehrfacher Hinsicht nachhaltig. „Kaum war ich schwanger“, erinnert sich Mira, „standen meine Freundinnen mit tütenweise Erstlingskleidung, aus der ihre Kinder herausgewachsen waren, bei mir in der Tür. Sie hatten das meiste selbst schon geschenkt bekommen und forderten mich auf, es später auch weiterzugeben.“ Ihre Mutter, erzählt sie, habe das in den 1990er-Jahren bereits genauso erlebt und auch die regelmäßig stattfindenden Kindersachenbörsen besucht. Nicht nur Bekleidung, sondern auch Kinderwagen, Babywannen und Bettchen werden weitergegeben oder günstig verkauft, sodass man bei Anschaffungen für den Nachwuchs eigentlich überhaupt kein Geschäft betreten müsste. Nachhaltigkeit beginnt also mit einem bewussten Konsumverhalten, bei dem wir hinterfragen sollten, wie oft die Artikel, die gerade piepsend über den Scanner gehen, letztendlich verwendet werden können. Und für scheinbar ausgediente Gegenstände daheim erübrigt sich manche Neuanschaffung vielleicht mit einer Reparatur. Ein Großteil der täglichen Haushaltsabfälle sind Nahrungsmittel bzw. deren Reste der Zubereitung. Laut einer Studie produzierte jede Person in Deutschland 2020 im Durchschnitt 632 Kilogramm Abfall. Und diesbezüglich alarmieren die Zahlen der Welternährungsorganisation der UN, wonach ungefähr 30 bis 50 Prozent der Nahrungsmittel in Europa und Nordamerika auf dem Müll landen, davon 30 Prozent wiederum ungeöffnet. Das lässt sich auch mit dem plakativen Beispiel vor Augen führen, dass eine vergleichbare Menge von Einkäufen nicht genutzt wird – so als würden wir nach dem Bezahlen regelmäßig eine von drei gefüllten Tüten an der Kasse im Supermarkt stehen lassen.
Zero Waste
Laut den Zahlen des Umweltbundesamts fallen zudem pro Person 220 Kilogramm Verpackungsmüll aus Verbundstoffen, Pappe und Plastik im Jahr an. Die sechsköpfige Familie Hörmann aus Bayern hat unter anderem im Fokus, ihre gelbe Tonne nicht mehr zweimal im Monat, sondern nur noch zweimal im Jahr leeren zu müssen. Auslöser war ein Italienurlaub, bei dem sie über die Mengen an Plastikmüll im Meer und am Strand erschüttert war. Nun kauft die Familie, angefangen bei Lebensmitteln bis zum Waschpulver, alles im Unverpacktladen ein. Vater Florian Hörmann berichtet, dass sich dies bis auf die Essenszubereitung auswirke. Bohnen zum Beispiel kaufe er in getrocknetem Zustand. Sie müssten am Vortag lediglich in Wasser eingelegt werden. Damit mache man eine Dosenverpackung auf einfache Art überflüssig. Aber er gibt auch Folgendes zu bedenken: „Am Ende des Tages zählt nur unsere komplette Reduzierung des Verbrauchs an Ressourcen oder der Produktion von Treibhausgasen. So ist es zwar löblich, auf Kunststoffverpackung zu verzichten, aber der Einfluss unserer Mobilität mit PKW (fossil oder auch elektrisch) und Flugreisen, die Größe des Wohnraumes oder unsere Ernährungsweise übersteigen das Einsparpotenzial des Verpackungsmülls bei Weitem. So wäre es beispielsweise ein Affront, mit einem Benziner oder Diesel viele Kilometer in Kauf zu nehmen, um unverpackt einzukaufen.“ Eine große Umweltbelastung bringt bei jungen Familien die Entsorgung von Windeln mit sich. Und auch da versuchen ambitionierte Eltern die Null-Müll-Variante mit dem Projekt „Windelfrei“ umzusetzen, bei der komplett auf Pampers und Co. von Anfang an verzichtet wird. Ansonsten besinnen sich viele andere auf die Methoden ihrer Großeltern mit der Stoffvariante (darüber in der nächsten Ausgabe mehr).
Mülltrennung
Ganz lassen sich Abfälle natürlich nicht vermeiden. Miras Tochter ist inzwischen drei Jahre alt und weiß genau, in welchen der Eimer unter der Küchenspüle die Apfelkitsche, das Papier oder leere Joghurtbecher gehören. „Nur mein Mann ist schon mal etwas nachlässig“, erzählt die Mutter mit einem Augenzwinkern, „und da landet manchmal etwas im falschen Behälter. Dann baut sich Sophie vor ihrem Papa auf und erklärt ihm genau, wie es richtig sein muss.“ Nachahmung von klein auf ist eine gute Voraussetzung für ein bewussten Umgang mit dem Thema in der Gegenwart, in Zukunft – ein Leben lang.