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Brot statt Blumen

Michael Gauert wollte schon als Kind Bäcker werden. Dazu begann er bei Hinkel als Lehrling und verließ den Betrieb als Geschäftsführer, um in seiner eigenen Bäckerei Bulle (Schwedisch für „Brötchen“) endlich wieder Teig an den Händen zu haben.

Porträt von Michael Gauert, in seiner Bäckerei Bulle

Pia Arras-Pretzler

26.04.2023

Lesezeit 3 Minuten

Der Tipp, „Bäcker Bulle“ zu interviewen, stammt von Freunden, die zufällig in den Laden an der Birkenstraße gerieten, weil sie in der Nähe etwas zu erledigen hatten. Die hungrigen Kinder wurden schnell in die kleine Bäckerei geschickt. Auf dem Heimweg knusperten sie mit sichtlichem Vergnügen ihre Brötchen und ließen ihren Vater nur sehr widerwillig auch mal abbeißen – und der kehrte nach dem ersten Bissen auf der Stelle um, um noch mehr Brötchen zu kaufen. Seitdem sind Ulrike und Florian Fans, halten mir ihr Smartphone unter die Nase und zeigen mir, dass es inzwischen zwei Filialen und einen Burgerladen und außerdem ein Bistro gibt, das am Abend eine Weinbar ist. „Total coole Location“, schwärmt Florian, „Industriearchitektur, in einer alten Glaswerkstätte.“ Als ich eine Mail an die Bäckerei schicke, um anzufragen, ob der Chef Zeit und Lust hätte, sich mit mir zu unterhalten, kommt postwendend eine sehr freundliche, unkomplizierte Antwort, und wir finden auch schnell einen Termin. Ich treffe Michael Gauert (35) nach Ladenschluss in seiner Bäckerei an der Birkenstraße, in der es trotz leerer Regale herrlich nach frisch gebackenem Brot duftet. Kein Wunder – hier wird alles vor Ort geknetet, geformt und gebacken. Bevor wir loslegen, schaut Michael Gauert noch kurz hinten bei seinem Vater vorbei, der ihm gerade den kleinen Aufenthaltsraum IT-technisch aufrüstet und bürotauglich macht. „Dann kann ich hier zwischendurch auch mal Bürokram erledigen. Bis jetzt mache ich das nämlich alles zu Hause an meinem freien Tag oder am Abend.“ Weil Michael Gauert bereits den ganzen Tag auf den Beinen ist und einen Kaffee gebrauchen könnte, ziehen wir ein paar Häuser weiter ins Bulle-Bistro. Auf dem kurzen Weg dorthin scheint Michael alle zu kennen, die uns begegnen. „Das eben war Kalle. Er hat schon bei Glas Lennarz gearbeitet und ist hier immer noch eine Art Hausmeister.“ Das Bulle-Bistro leitet ein alter Schulfreund, die Filiale an der Oststraße ein ehemaliger Azubi. Dass es dort jetzt auch Burger gibt, ergab sich aus der Tatsache, dass das Ladenlokal eigentlich zu groß für das minimalistische Bulle-Konzept war und ein Kunde immer schon fand, Bulle-Brötchen würden als Burger genial schmecken. Dieser Kunde leitet jetzt den Burgerladen. „Giuliano hat aber auch Erfahrung. Davor hat er in Köln im Karl Hermann’s gearbeitet, das ist ein recht bekannter, guter Burgerladen.“

Die einfachsten Konzepte sind die besten.

Michael Gauert

Einerseits hängt Michael also offensichtlich den lieben langen Tag mit Freunden ab, genießt das Gefühl von Teig an den Händen und den Kontakt zu seinen Kunden („Sind inzwischen irgendwie alle meine Freunde“), andererseits kämpft er aber dagegen an, sich vom Job zu sehr vereinnahmen zu lassen. „Man lernt unter Schmerzen“, meint er. Montag ist sein freier Tag, an dem bewegt er sich, wenn möglich, nicht von seinem Zuhause in Hubbelrath weg. Dort lebt er mit seiner Frau, seinen drei Kindern und zwei Hunden. Seine Frau arbeitet wie er Vollzeit und liebt ihren Job als Bauingenieurin im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr. „Sie ist ein absolutes Energiebündel, steht freiwillig um halb fünf auf, um mit den Hunden rauszugehen, plant unsere Urlaube, hält alles zusammen. Wir ergänzen uns. Und ich weiß: Da gehöre ich hin.“

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Die Kinder (neun, acht und sechs Jahre) wachsen ein bisschen à la Bullerbü auf, denn drei Cousins und Cousinen in ähnlichem Alter wohnen ganz in der Nähe. „Das Haus meiner Schwägerin ist eine Art Verteilerzentrum – dort bringen wir die Kinder am Morgen vor der Schule hin, von dort ziehen sie zusammen los, und am Abend sammeln wir sie dort wieder ein.“ Michael Gauert ist gern zu Hause und stellt sich manchmal ein Leben ohne Job vor – dafür mit seinen Kindern, Gebuddel im Garten, Fermentieren ... Brot backen könnte er ja trotzdem: „Wenn ich wen besuche, nehme ich statt Blumen oft Sauerteig mit, und backe dort dann Brot fürs Frühstück. Brot backen kann man nämlich überall, auch in einer Pfanne auf dem Segelboot. Dauert nur länger.“ Andererseits genießt er aber auch, wenn seine Frau an einem Wochenende die Kinder schnappt und zu Freunden oder Verwandten fährt. Dann fühlt sich die Arbeit befreiter an, weil niemand auf ihn wartet. So oder so: „Mir geht’s gut, wenn ich weiß, dass alles passt.“

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