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Mama und Papa allein zu Haus

War es mit Baby schon ein Abenteuer, einmal einen Abend alleine oder mit dem Partner zu verbringen, ist das nächste Abenteuer gefühlt nur einen Augenblick entfernt. Nicht die Eltern, sondern das Kind geht auf Tour und bleibt nicht nur einen Abend, sondern gleich die ganze Nacht oder sogar eine ganze Woche weg! 

Junge mit Rucksack winkt zum Abschied

Carolin Anselmann

10.07.2024

Lesezeit 4 Minuten

Manch ein Kind startet eigene Unternehmungen mit Oma und Opa und bleibt auch über Nacht. Falls die Großeltern zu weit weg wohnen, verbringen viele Mädchen oder Jungs die erste Nacht außer Haus bei der besten Freundin oder dem besten Freund. In vielen Kindergärten ist eine Übernachtung in der Einrichtung am Ende der Vorschulzeit Tradition, in einigen Bundesländern oder europäischen Nachbarländern wie Dänemark machen sogar Kindergärten schon kleine Gruppenreisen. Spätestens während der Grundschulzeit steht die erste Klassenfahrt auf dem Programm oder eine Einladung für eine Pyjama- oder Sleep-over-Party trudelt ein. Auf der weiterführenden Schule fährt die neue Klassengemeinschaft zum Kennenlernen ein paar Tage weg. Und auch Kinderchöre, Ministranten oder Pfadfinder veranstalten gerne lange Wochenenden oder Ferienfreizeiten. Je größer die Kinder werden, desto größer werden auch die Entfernungen. Mit den Fremdsprachen werden auch Schüler:innenaustausche oder Sprachreisen – in der Gruppe oder individuell – mit einem Aufenthalt in einer Gastfamilie spannend. 

Herantasten

Das erste Mal auswärts und nicht im eigenen Zuhause zu schlafen, ist für Kinder nicht nur aufregend, sondern weckt auch Ängste und Sorgen. Wer die Herausforderung gemeistert hat, bei dem überwiegt der Stolz, und das Selbstvertrauen wächst. Denn eine Übernachtung woanders ist vor allem eins: ein großer Schritt in Richtung Selbstständigkeit. Auch für die Eltern, die sicher zugeben müssen, dass sie bei der ersten Übernachtung allein zu Hause mindestens so aufgeregt waren wie der Nachwuchs on tour. Man macht sich Sorgen, ob das Kind alleine zurechtkommt, Heimweh bekommt oder in der ungewohnten Umgebung überhaupt allein einschlafen kann? Am besten, man nimmt sich für die Zeit allein zu Hause etwas Schönes vor, für das man sonst keine Zeit hat. 

Heimweh-Training

Pia Höfer, Einrichtungsleitung Jugendetage der Evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf-Mitte auf der Collenbachstraße, empfiehlt aus Erfahrung Ferienfreizeiten als „Heimweh-Training“ und „Schub in die Selbstständigkeit“. In den Osterferien 2024 haben die Jugendetage an der Kreuzkirche und die Evangelische Kirchengemeinde Unterrath schon zum 17. Mal eine Kinderfreizeit an den Niederrhein angeboten, die stark nachgefragt ist. Diesen Sommer veranstaltet die Jugendetage in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirchengemeinde Benrath eine Fahrt nach Kroatien, für Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren. Im Herbst steht traditionell eine Ponyhof-Freizeit für Mädchen von acht bis 16 Jahren auf dem Programm. Allerdings könne man kein Kind zwingen, die Kinder müssten schon wegfahren wollen. „Es gibt Kinder, die Freizeiten lieben und die später dann als Jugendbetreuer:in mitfahren. Und es gibt Kinder, die stark unter Heimweh leiden, da braucht es Mut und Vertrauen, jedes Kind reagiert anders“, sagt Pia Höfer. 

Was muss mit auf die erste Reise ohne Eltern?  

Weil das Kind am Zielort allein auf seine persönlichen Dinge achten muss, ist es wichtig, den Koffer oder die Reisetasche gemeinsam zu packen. Das Kind sollte sein Gepäck selbst identifizieren und auch tragen können und natürlich auch wissen, was eingepackt ist. Es empfiehlt sich, den Wetteraussichten angepasste, strapazierfähige und nicht zu wertvolle Kleidung einzupacken. Je nach Alter des Kindes kann es auch hilfreich sein, einzelne Dinge und Kleidungsstücke mit Namen zu beschriften. Wichtige Reiseunterlagen, Formulare, Reisepass, Schülerausweis und die Krankenversicherungskarte sollten sicher verstaut sein. Ganz besonders wichtig sind Wohlfühldinge gegen Heimweh wie das Lieblingskuscheltier, vielleicht ein Tuch, das nach Mama riecht, ein Familienfoto, ein Brief mit einer lieben Nachricht wie „Ich habe dich lieb. Ich denke an dich“ und am besten jede Menge Kussbonbons, frei nach dem Bilderbuch „Eine Dose Kussbonbons“ von Michel Gay.

Konflikte bewältigen

Wichtig sei, dass man sich im Fall der Fälle an die Betreuer:innen wendet, über seine Gefühle spricht und dabei ein Stück weit auch lernt, Konflikte auszuhalten. Denn hinter der Sehnsucht nach zu Hause könnte auch ein Streit mit der Freundin stecken, die mitgefahren ist und von der man sich dann im Stich gelassen fühlt. „Am besten spricht man auch schon vorher mit den Eltern alles durch und bereitet sich innerlich auf unterschiedliche Gefühle vor“, sagt Pia Höfer. „Wenn man nichts hört, ist alles in Ordnung“, weiß Pia Höfer, die meint, dass Handys das Heimweh eher größer machen. Auf der anderen Seite hilft ängstlichen oder unsicheren Kindern eventuell Verbindung und die reine Möglichkeit, Kontakt zu haben. Und auch Eltern freuen sich über Infos und vielleicht ab und zu Fotos aus der Ferne. Bei der Osterfreizeit an den Niederrhein gilt Selbstanreise. „So sehen die Eltern auch, wo und wie die Kinder untergebracht sind“, sagt Pia Höfer. Die Kinder profitieren vom Gruppenerlebnis, lernen Gemeinschaft beim Küchendienst und Selbstständigkeit beim Aufpassen auf ihre persönlichen Dinge und sich selbst. Die Teilnehmenden sind immer neu zusammengewürfelt. „Es ist also nochmal eine andere Erfahrung, als mit der Klasse auf Klassenfahrt zu gehen“, meint Pia Höfer. 

Das reisende Klassenzimmer 

Auch bei einer Klassenreise bekommen Eltern erste Infos bei einem Elternabend und es kommt bei der Vorbereitung der Kinder auf die Kooperation von Eltern und Klassenlehrer:in an. Viele Schulen haben oder buchen ein Schullandheim mit Tradition, in das vielleicht schon die Eltern als Kinder gefahren sind, wenn sie früher auf der derselben Schule waren. Wenn man Glück hat, gibt es vor der großen Abschlussfahrt in der vierten Klasse schon viele Aktionen, die die Klassengemeinschaft zusammengeschweißt haben. Ganz wichtig ist es, positiv von der Klassenfahrt zu sprechen und die Vorteile hervorzuheben, die eine Klassenreise mit sich bringt. Sie stärkt die Gemeinschaft, die Selbstständigkeit und schafft Erinnerungen fürs Leben. Lustige Geschichten von der eigenen Klassenfahrt vor vielen Jahren können die Aufregung mildern. Und wenn dann doch Heimweh aufkommt und weder Kuscheltier, Kussbonbons noch Freunde, Lehrer:innen oder Betreuer:innen helfen können? Dann sollte das Kind die Eltern anrufen, sein Herz ausschütten und Kraft tanken können. Ein Gespräch mit Mama oder Papa beruhigt und bringt die nötige Portion Selbstvertrauen für den Rest der Fahrt. Vielleicht helfen dabei Sprüche von Winnie Puuh: „Versprich mir, dass du immer daran denkst: Du bist mutiger, als du glaubst, stärker, als du aussiehst und schlauer, als du denkst.“ Oder: „Wie glücklich ich bin, etwas zu haben, dass einen Abschied so schwer macht.“  

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