Die Schuhmacherwerkstatt Kapire in Gerresheim ist an Montagen geschlossen. Weil Karina aber in der letzten Woche krank war – ihr Sohn und ihre Tochter hatten sie mit Magen-Darm angesteckt – und weil man durch die großzügige, schöne alte Glasfront des Ladens genau sieht, dass Karina da ist, klopft es immer wieder an die Tür, und Karina macht auf. Nimmt kaputte Schuhe entgegen, berät eine Frau, wie deren alter Lederrucksack noch zu retten wäre, holt reparierte Schuhe aus dem Regal. Am Tag zuvor hat sie ihr Vierjähriges gefeiert, und man spürt: Sie hat ihren Platz gefunden. Das ging keineswegs von heute auf morgen. „Wenn ich wie meine Kinder auf eine Waldorfschule gegangen wäre, wo man viel handwerklich arbeitet, wäre ich vielleicht schneller dahin gekommen, wo ich heute bin. Aber in Rheinberg, wo ich aufgewachsen bin, gab es eine Hauptschule, eine Realschule, ein Gymnasium. Da hat man sich nicht groß gefragt, welche Alternativen es geben könnte.“ Dass sie irgendwann aber einmal einen Laden – wofür auch immer – haben würde, weiß sie schon lange. Den Namen hat sie sich an einem entspannten Abend während ihres Neuseelandtrips mit einer Freundin ausgedacht, da war sie noch keine zwanzig: KA(rina)PI(eszkalla, so ihr Mädchenname)RE (wie Rheinberg, ohne das h). Aber erst mal macht Karina eine Lehre und arbeitet zehn Jahre im Einzelhandel, was ihr aber immer weniger Spaß bringt. 2009 zieht sie nach Düsseldorf zu ihrem Freund, die beiden leben erst in Bilk. „Mario arbeitete damals noch als Projektmanager für die Schuhmesse, wodurch ich Einblick in die Schuhcommunity bekam, und ich beschloss, eine Ausbildung in der Schuhfertigung zu machen.“ Die große Schuhfirma Ara fertigte damals noch in Langenfeld, und Karina stanzt und steppt dort ein Jahr lang in der Produktion. „Das wurde mir zu eintönig, also habe ich mir einen Betrieb gesucht, der mich als Maßschuhmacherin ausbildet.“ Sie wird in Mettmann fündig und beendet dort ihr Lehre, heiratet 2012 und wird bald schwanger. „Danach war ich erst mal raus, machte noch das eine oder andere Werkstück, aber ich durfte nicht mehr in die Werkstatt.“
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