Jörg Hilbert hat von Anfang an einen ganzheitlichen Zugang zur Kunst, er zeichnet, musiziert, schreibt, und bewirbt sich eben darum in Essen an der Folkwang-Kunsthochschule, die sich die Einheit der Künste auf die Fahnen geschrieben hat. Mit seinen Zeichnungen, weil er sich davon den meisten Erfolg verspricht. Dafür muss die klassische Gitarre zunächst zurückstecken. Während des Zivildienstes, bevor er sein Studium aufnimmt, stellt er bereits eine Kindergeschichte zusammen, die um den Vorläufer des späteren Drachen Koks kreist. „Ich wollte schon als junger Mensch unbedingt entwickeln, was in mir steckt, und hatte große Angst, dass ich das vielleicht nicht schaffe.“ Er schickt die Geschichte dem (Süd-)Tiroler Künstler Paul Flora, der berühmt für seine düster-skurrilen Zeichnungen und seine Karikaturen ist. Der nimmt den jungen Hilbert unter seine Fittiche – unter anderem, indem er einen ersten Buchentwurf in der Schublade verschwinden lässt. Das Studium in Essen erweist sich dann doch nicht als so bereichsübergreifend, wie Hilbert sich das gewünscht hätte, deshalb treibt er sich auch an der Folkwang-Musikhochschule herum, etwa als zeichnender Zuhörer in den Meisterkursen seiner Freunde. „Ist es okay, wenn ich dauernd von mir erzähle?“, vergewissert er sich zwischendurch. Ist es durchaus. Gern weiter im Text: Warum Kinderbücher? Abgesehen davon, dass er findet, gute Kinderliteratur sei eben vor allem das: gute Literatur, unabhängig vom Alter des Lesers, sucht er darin vielleicht das sichere Gefühl, die Unbeschwertheit der Zeit, bevor sich seine Eltern trennten, meint er. Im Musiker Felix Janosa trifft er auf den idealen Partner – und sein Ritter Rost einen Nerv. Ausgesorgt hat Hilbert damit nicht. „Man weiß ja nie, was kommt – Verlage wechseln und damit Rechte den Besitzer, haben wir alles schon erlebt.“ Aber er will sich nicht beklagen: Dazu arbeitet er zu gern selbstbestimmt und freut sich an seinen unterschiedlichen Projekten. Die ergeben sich – so ist Hilberts Prä-Koks im Nachlass seines Förderers Paul Flora aufgetaucht („Fürchterlich, so unausgegoren!“). Und demnächst Thema einer Ausstellung in Innsbruck („Wenn die Corona-Götter uns wohlgesonnen sind …“). Oder Hilbert zieht ganz bewusst neue Saiten auf: Mit etwa 40 Jahren hat der 55-Jährige begonnen, sich mit Lauten zu beschäftigen. Ganz ernsthaft, mit Unterricht, damit’s auch gut wird. Heute tritt er damit in unterschiedlichen Ensembles auf, das heißt eigentlich: früher, vor Corona. „Ich brauche immer etwas, an dem ich arbeite. Damit mich die Frage nach dem Sinn und Sein nicht erschlägt.“