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Freiraum-Hüter

Die Familienlegende besagt, dass für Dominik van den Berg bereits mit acht Jahren feststand, dass er eines Tages den  Abenteuer-Spielplatz Eller leiten würde.

Porträt von Dominik van den Berg auf dem ASP Eller

Pia Arras-Pretzler

27.02.2025

Lesezeit 3 Minuten

Bevor Dominik van den Berg einem Interview-Termin zustimmt, will er mit seinem Arbeitgeber klären, ob das in Ordnung geht. Um keine Zeit zu verlieren, kümmert sich Dominik schon mal intern um die nötigen Formalitäten, und mir sagt er, an wen die Redaktion sich wenden soll. Diese erste Interaktion erzählt schon jede Menge über ihn und warum er der richtige Mann am richtigen Ort ist – aber ich greife vor. Dominik tritt, als er die Leitung der erlebnis- und abenteuerpädagogischen Einrichtung in Eller übernimmt, in große Fußstapfen. Vor ihm hat Thomas Strempel den ASP Eller 42 Jahre lang geprägt. Wie war das für Dominik? „Kein Problem. Ich habe von Anfang an gesagt, ich trete nicht in seine Fußstapfen, dafür sind die zu groß. Aber ich ziehe daneben meine eigene Spur.“ Thomas ist nach wie vor im Vorstand, und auch das sieht Dominik positiv: „Der Know-how-Verlust wäre enorm gewesen, wenn er sich völlig zurückgezogen hätte. Und sollte man mal unterschiedlicher Meinung sein, dann wird eben kommuniziert.“ So haben Dominik und sein Team das Öffnungskonzept angepasst und durch positives Wording für gute Akzeptanz gesorgt, obwohl die Idee erst kritisch gesehen wurde. „Früher gab es einmal im Monat einen ‚elternfreien‘ Tag. Dann kam Corona, und nur ganz wenige Menschen durften sich hier aufhalten. Das waren dann naturgemäß Kinder, und die Eltern gewöhnten sich daran, draußen zu bleiben. Inzwischen ist es die Norm, dass sich nur Kinder zwischen sechs und 14 Jahren auf dem Gelände aufhalten dürfen, aber es gibt Familientage, an denen auch die kleinen Geschwisterkinder und die Eltern mitkommen dürfen.“ Das Konzept wird gut angenommen, die Besucherzahlen bewegen sich um die 21 000 pro Jahr. „Davon machen etwa die Hälfte Gruppen aus dem Offenen Ganztag, Förderschulen, Kitas oder Wohngruppen aus. Man kann bei uns aber auch einen Kindergeburtstag oder ein Klassenfest feiern.“ Dominik wächst im Stadtteil auf und war schon früh ein „Stammkind“ mit eigener Bude. Wer regelmäßig kommt, hat nämlich Gelegenheit, sich ein eigenes kleines Haus zu bauen. Inzwischen stehen knapp 60 Buden auf dem Gelände, und Dominik erzählt, dass einige davon durch Brücken im ersten Stock verbunden werden sollen – „eine Art Galerie, mit Rutschen, eine richtige Bewegungslandschaft!“ Dominik macht seinen Zivildienst beim Forstamt, versucht sich an einer Ausbildung für Veranstaltungstechnik, die ihn aber an der Sinnhaftigkeit der Tätigkeit zweifeln lässt, studiert schließlich Soziale Arbeit. Die Abenteuerspielplätze lassen ihn nicht los. „Hier in Eller habe ich vor 20 Jahren ein Praktikum gemacht, in Garath war ich Honorarkraft, in Oberkassel und Mörsenbroich habe ich auch gearbeitet – ich glaube, ich habe alle Abenteuerspielplätze Düsseldorfs durch.“ 

Aus Kindern, die nichts dürfen, werden Erwachsene, die nichts können.

Dominik van den Berg

Seit knapp fünf Jahren ist er wieder in der Einrichtung in Eller, die er seit 2023 leitet. Inzwischen geht der Zweifachvater auf die 40 zu und grinst: „Man wird zwar älter, aber der Geist bleibt verspielt.“ Sein Aufgabenspektrum ist vielfältig – „Der Tag beginnt damit, dass ich die Ziegen aus dem Stall lasse, und wir haben hier auch unser eigenes Gemüse und kochen für die Kinder“ – und Dominik ist der Einzige mit einer Vollzeitstelle. „Ohne unsere PiA-Kräfte (also Leute, die eine praxisintegrierte Erzieher:innen-Ausbildung machen) wären wir hier am Limit. Es gäbe übrigens auch noch zwei freie Plätze für Leute, die bei uns ihr Freiwilliges Soziales Jahr machen möchten – gern weitersagen!“ Dominik empfindet seine Arbeit als zutiefst sinnvoll. „Kinder können hier unbeobachtet und selbstständig Ressourcen wie Resilienz oder Verantwortungsbewusstsein entwickeln, und wenn man will, kann man sagen, wir legen hier den Grundstein dafür, dass sie zu mündigen Bürgern heranwachsen. Manchmal kommt wer nach Jahren wieder und sagt: Ich wäre falsch abgebogen, wenn ihr mich damals nicht aufgefangen hättet.“ Dass Dominik mit jüngeren Menschen kann und gern Verantwortung übernimmt, wussten schon seine Eltern: Als er 21 war, wanderte er allein mit seinem damals 14-jährigen Bruder von Burgos nach Santiago. „Und als wir dann dort ankamen, nahmen wir den Bus und fuhren eine Strecke zurück und gingen die dann noch einmal, weil es uns so Spaß gemacht hat.“ Zum Schluss führt mich Dominik übers Gelände und zeigt mir noch die Abenteuerhöhle, ein Kriechlabyrinth, das völlig im Dunkeln bezwungen wird – aber nur in Kleingruppen und nur mit pädagogischer Betreuung. Und hier sind wir wieder bei meinem ersten Eindruck: Dominik sorgt dafür, dass Kinder und Jugendliche sich ausprobieren dürfen, aber damit das klappt, braucht es Regeln. Die setzt er mit Augenmaß um und sorgt mit viel Einsatz dafür, dass Dinge gut laufen. Apropos: „Am 29. März wird der neue Spielturm eingeweiht, kommt gern vorbei!“

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