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Wir hatten Glück – ein Erfahrungsbericht

Oliver* und seine Frau konnten keine eigenen Kinder bekommen. Sie wandten sich ans Düsseldorfer Jugendamt und fühlten sich dort sehr gut betreut. Ihr Jahrgang stand unter einem guten Stern – von den sechs Familien in ihrer Vorbereitungsgruppe konnten alle innerhalb eines Jahres ein Kind bei sich willkommen heißen. Im Jahr davor hatte es für drei Sechser-Gruppen nur bei einer einzigen Familie geklappt.

Vector-Illustration von Vater Mutter und Baby

Pia Arras-Pretzler

03.03.2025

Lesezeit 2 Minuten

Wie haben Sie und Ihre Frau das Adoptionsverfahren erlebt?

Wir fühlten uns bestens begleitet. Bei den Info-Abenden haben uns die drei Mitarbeiterinnen der Adoptionsvermittlungsstelle so gut kennengelernt, dass sie die Kinder ganz wunderbar mit den Eltern matchen konnten. Wir haben alle Kinder bekommen, die so selbstverständlich zu den Eltern passen, dass man nicht auf die Idee käme, es seien nicht die eigenen.  Konkret war es so, dass wir eines Abends angerufen wurden: Wir hätten ein Kind, zu dem Sie passen könnten. Das Kind war zu diesem Zeitpunkt sechs Monate alt und bei einer Bereitschaftspflegefamilie. Auch hier hatten wir großes Glück: Diese Pflegemutter war eine erfahrene, empathische Frau und konnte das Kind gut loslassen. Das ist nicht immer so, denn selbst wenn man weiß, dass man ein Kind nur für eine gewisse Phase begleitet, braucht es ja die Bindung zum Kind. Wir haben bei anderen Familien erlebt, dass die Pflegefamilie sich dagegen gewehrt hat, das Kind abzugeben.
Jedenfalls hatte die Pflegemutter gerade zwei Babys, und wir wussten gar nicht, für welches wir vorgesehen waren – haben uns aber auf den ersten Blick in „unseres“ verliebt. Es war für uns von Anfang an klar: Das ist unser Kind. Wir durften auch die leibliche Mutter kennenlernen, und auch das war eine gute Erfahrung. Solche Begegnungen finden übrigens immer auf neutralem Boden statt und werden vom Jugendamt vorbereitet und begleitet, da ist also immer jemand dabei, auch heute noch, wenn unser Kind einmal im Jahr die leibliche Mutter trifft.

Ihr Kind kennt also seine leibliche Mutter – wie geht es ihm nach solchen Begegnungen?

Unser Kind ist jetzt gut elf Jahre und bei diesen Treffen eher zurückhaltend. Es freut sich über die Geschenke, die es bekommt, aber vor allem freut es sich auf seine Halbgeschwister – die Mutter hat nämlich in der Zwischenzeit eigene Kinder. 

Wie geht es Ihnen heute mit Ihrem Kind?
 

Inzwischen sind wir gut aufeinander eingespielt, aber wir haben die Situation von Anfang an nicht immer richtig eingeschätzt. Zum Beispiel wollte meine Frau nach zwei Jahren wieder arbeiten, aber damit haben wir unser Kind überfordert. Es hatte ja in den ersten sechs Monaten seines Lebens einiges an Hin und Her erlebt, das hat Spuren hinterlassen. Unser Kind mochte von Anfang an keine großen Gruppen, braucht dabei immer eine erwachsene feste Bezugsperson, ist aber sehr smart und kann sich gut anpassen. Deshalb haben wir am Anfang nicht richtig erkannt, was Sache ist. Auch nicht die Psychologen, mit denen wir zu tun hatten. Heute denke ich, es war ein Fehler, es in die Kita zu geben, aber damals erschien uns das der logische Schritt. Wir haben sogar noch zusätzliche Angebote gemacht, um es besser an den Umgang mit anderen Kindern zu gewöhnen, dabei hätte unser Kind im Gegenteil eine längere Bindungsphase an uns gebraucht.
Wir schalteten also beide mehrere Gänge zurück, insgesamt arbeiten meine Frau und ich fünf Tage, ich vier, sie einen, und wir versuchen nach Kräften, die Aufbau- und Bindungsarbeit zu leisten, die unser Kind braucht.

Das klingt durchaus fordernd. Was sollten Menschen mitbringen, die ein Kind adoptieren?

Die Schwierigkeiten, die einem begegnen können, sind mannigfaltig, und es ist wichtig, möglichst reflektiert an Probleme heranzugehen, immer wieder nach Lösungen zu suchen, sich gegebenenfalls Hilfe zu holen. Und sein Leben bei Bedarf völlig umzukrempeln, um dem Kind gerecht zu werden.

Das Gespräch führte Pia Arras-Pretzler.

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