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Das bisschen Haushalt ...

Kennt ihr Lisa? Lisa deckt freiwillig den Tisch, hilft beim Abwaschen und geht für ihre Mutter einkaufen. Lisa ist sieben Jahre alt und wohnt in Bullerbü. Klar, bei den beliebten Kinderbuch-Klassikern von Astrid Lindgren handelt es sich um eine Geschichte, noch dazu um eine, die vermutlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt.

Ein Junge steht mit blauen Gummihandschuhen am Spülbecken und macht den Abwasch

Claudia Giesen

03.01.2023

Lesezeit 3 Minuten

Heute ist das Leben einfacher und die Eltern sind nicht mehr so auf die Hilfe ihrer Kinder angewiesen. Dennoch stellt sich für die meisten Eltern die Frage: Sollen meine Kinder im Haushalt helfen? Wenn ja, ab welchem Alter? Und welche Aufgaben kann ich meinen Kindern übertragen? Der 2019 verstorbene dänische Familientherapeut Jesper Juul schreibt in seinem Buch „Die kompetente Familie“, man solle seinen Kindern bis zum Alter von etwa 14 Jahren niemals Pflichten auferlegen. Was aber genau heißt das? Dass wir alles selbst erledigen sollen? Geht ja sowieso viel schneller und ordentlicher wird es obendrein auch noch. Nein. Vielmehr meint Jesper Juul, dass Kinder, die jünger sind als 13 bis 14 Jahre, noch nicht besonders weit in die Zukunft blicken können. Wenn sie sich also bereit erklären, einmal pro Woche etwas im Haushalt zu erledigen, denken sie nicht darüber nach, dass sie diese Aufgabe auch noch in einigen Wochen zu erledigen haben. Dies führt in den meisten Fällen zu Konflikten. Keine wiederkehrenden Pflichten zu haben, heißt aber nicht, dass Kinder nicht auch ihren Teil zum Haushalt beitragen können. Im Gegenteil, meint auch Alina Votruba von der Jugend- und Elternberatung (JEB) der Stadt Düsseldorf. „Wenn Kinder von Anfang an im Haushalt helfen, fördert dies das Selbstbewusstsein und die Sozialkompetenz. Sie machen dann die Erfahrung, etwas leisten zu können, nützlich zu sein sowie etwas zur Gemeinschaft der Familie beizutragen“, so die Diplom-Psychologin.

Illustration einer roten Sprühflasche

5 Tipps für Eltern

1. Vorbild sein Wer sein Geschirr selbst nie wegräumt, kann von seinen Kindern kein besseres Verhalten erwarten.

2. Keine Pseudoaufträge Kinder merken, wenn man bloß möchte, dass sie beschäftigt sind. Daher nur Aufgaben verteilen, die wirklich erledigt werden müssen.

3. Ansprüche senken Die Handtücher sind schief gefaltet? Egal! Wer jetzt meckert oder die Arbeit gar korrigiert, frustriert die Kinder.

4. Abwechslung bieten Saugen oder Müll rausbringen? Kinder haben gerne die Wahl. Auch Aufgaben tauschen unter Geschwistern sollte erlaubt sein.

5. Die eigene Familie im Blick haben Die Kinder der Freude helfen scheinbar viel mehr? Ob das wirklich so ist, sei dahingestellt.

Kinder zur Mithilfe animieren – wie geht das?

Aller Anfang ist in diesem Fall nicht schwer. Denn: Kleinkinder suchen sowieso die Nähe der Eltern und möchten möglichst viel selbst machen. Teller holen, Brot schmieren, Tasse in die Spülmaschine räumen – das alles macht ihnen Spaß. Zugegeben, eine richtige Hilfe für die Eltern ist das noch nicht wirklich, dennoch sollten Eltern diese Unterstützung annehmen. Das verhindert Wutanfälle und die Hausarbeit wird für die Kleinen auf diese Weise zur Selbstverständlichkeit. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es auch. Denn ob das gleiche Kind auch drei Jahre später noch ganz selbstverständlich seinen Teil zum Haushalt beiträgt, bleibt abzuwarten. Spielzeug, Handy, Computer, Freunde – je älter die Kinder werden, desto breiter das Spektrum an Dingen, die viel interessanter sind. Mangelt es an Unterstützung, ist es hilfreich, nicht mit Konsequenzen zu drohen, sondern in Ruhe mit dem Nachwuchs zu sprechen und ihm klarzumachen, dass Mama und Papa im Haushalt gerne Unterstützung hätten und brauchen. Wenn Kinder merken, so auch Jesper Juul, dass die Eltern tatsächlich auf die Hilfe der Kinder angewiesen sind, legen sie oft eine große Hilfsbereitschaft an den Tag. Wenn auch das nicht hilft und das Thema Haushalt zu einem Streitthema wird, der das Familienleben negativ beeinflusst, kann es helfen, sich bei einer Familienberatungsstelle Unterstützung zu holen.

Illustrationen von drei Spülschwämmen in gelb, rot und blau, mit schwarzer Oberseite

Kein Scherz: §1619 BGB regelt die Mithilfe im Haushalt

Die Mithilfe von Kindern im Haushalt ist durch das Bürgerliche Gesetzbuch geregelt. In §1619 BGB steht: Das Kind ist, solange es dem elterlichen Hausstand angehört und von den Eltern erzogen oder unterhalten wird, verpflichtet, in einer seinen Kräften und seiner Lebensstellung entsprechenden Weise den Eltern in ihrem Hauswesen und Geschäft Dienste zu leisten. Wer jetzt denkt, er könne vor seinen Kinder mit dem Gesetzbuch wedeln und schon sei das leidige Thema „Haushalt“ erledigt, der wird sich vermutlich wundern. Zwar hat der Bundesgerichtshof sieben Stunden wöchentlich ab Vollendung des 14. Lebensjahres als angemessen betrachtet, durchzusetzen ist dies aber vermutlich nicht.

Welche Aufgaben ab welchem Alter?

Bei der Wahl der Aufgaben gibt es nicht viel zu berücksichtigen. Kinder sollten mitreden und Aufgaben übernehmen dürfen, zu denen sie Lust haben – vorausgesetzt natürlich, alle Gefahrenquellen sind beseitigt. Kleinkinder helfen zunächst nur mit, zum Beispiel beim Wäschesortieren oder Staubwischen. Schon in diesem Alter sollten Kinder aber lernen, dass zum Spielen auch Aufräumen gehört. „Je kleiner die Kinder sind, desto mehr brauchen sie noch die Hilfe der Eltern. Spätestens im Grundschulalter sollte ein Kind sein Zimmer alleine aufräumen können und kleine Aufgaben selbstständig erledigen“, so Alina Votruba. Je älter die Kinder werden, desto schwierigere Aufgaben können Eltern ihnen übertragen, wie alleine den Brief zur Post bringen oder die Nudeln kochen. Damit zeigen Eltern: Ich vertraue dir und glaube an dich.

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