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Weltstar auf Musikkurs

Ich treffe den Komponisten und Pianisten Volker Bertelmann an einem kühlen Morgen um neun. Zuvor hat er den siebenjährigen Sohn zur Grundschule gebracht; der Vater zweier erwachsener Zwillingstöchter aus einer früheren Beziehung verrät über gelebten Familienalltag an diesem Tag nur so viel: „Heute werde ich gebraucht.“ Wir befinden uns im Café Rekord in Flingern.

Musiker Hauschka vor Hauseingang

Astrid Krömer

13.03.2023

Lesezeit 2 Minuten

Der 56-Jährige bekommt den doppelten Espresso mit Gruß serviert, Leute am Nebentisch winken. Könnte mit Star-Appeal zu tun haben (er war etwa 15 Mal für Filmmusikpreise nominiert). Vielleicht verbinden sie Bertelmann mit Hauschka (sein Künstlername seit 2004), seinen akustischen Experimenten oder mit dem Approximation Festival, das 2005 im Salon des Amateurs von ihm mit aus der Taufe gehoben wurde. Es könnte auch schlicht sein, dass man häufig in derselben Ecke verkehrt? Denn seit 30 Jahren lebt Bertelmann in der Stadt, 2018 wurde er zum Düsseldorfer des Jahres in der Kategorie Kultur gewählt. „Ich mag die Stadt, aber auch, weil ich oft weg bin. In Düsseldorf“, merkt er an, „sind die Kreise oft abgezirkelt, woanders gibt es mehr Szenenmischung.“ Der Musikvirtuose ist jährlich weltweit für mehr als 100 Konzerte unterwegs. Als Achtjähriger entdeckte er die Klaviermusik für sich, absolvierte erst zehn Jahre klassische Ausbildung zum Pianisten, gewann aber nebenbei Wettbewerbe mit seiner Rockband – und war sehr erfolgreich in der Handballschulmannschaft. „Sport war immer Teil meines Lebens, aber Handschwellungen und Klavier passen nicht gut zueinander.“ Er lächelt, das tut er gern, und erzählt in angenehmer Stimmlage über abgebrochene Studien in Medizin und BWL („weil sie mich nicht befriedigten“), seine Phase im Hip-Hop-Bereich als Vorband der Fantastischen Vier („alles groß, alles toll“), das plötzliche Gefühl, er müsse sich auf sich selbst konzentrieren. Bertelmann vertraute seinem inneren Kompass und kehrte „auf Erdung“ zurück. Ein paar Jahre unterrichtete er als Klavierlehrer der städtischen Musikschule in Haan. „Ich lernte zu lehren und mich trotzdem zu entwickeln. Die Dörflichkeit des Umfelds gefiel mir, dieses organisch Gewachsene und soziale Gefüge.“ Es mag ihn an seine Kindheit im Siegerland erinnert haben, wo man sich seiner Grenzen bewusst war – und große Träume abgewiegelt wurden: New York, das wird nix.

Ich wuchs am Waldrand, mit fünf Geschwistern, vielen anderen Kindern und einer Regel auf: Wenn es dunkel wird, kommt ihr nach Hause. Mit etwa sieben zog ich einfach hinter einem Schäfer, seinen Hunden und der Herde mit ins nächste Tal. Ich erlebte einen wunderbaren Moment von Wildnis, während die Polizei im Einsatz war und meine Eltern fast durchdrehten.

Hauschka

Volker Bertelmann wiederum spürte von Kind an, dass er mit Musik „etwas an den Start bringen“ wollte. In seiner musikalischen Entwicklung wird er zum Meister des Experimentierens und des Klaviers, präpariert das Instrument, etwa mit Leder oder Klebeband, fordert es zu ungewohnten Klängen heraus und nimmt die Zuhörer mit. Bei einem Konzert in den USA wird dies jenen begeisterten Anklang finden, der ihm die Tür zur internationalen Filmbranche öffnet. 2012 hat er erstmals Filmmusik fürs deutsche Kino erschaffen (für „Glück“ der Regisseurin Doris Dörrie), im selben Jahr geriet der innere Kompass in ein unerwartetes Magnetfeld: „Ich versuchte gerade, einen Lebensrhythmus zu finden, da traf ich den Menschen, auf den ich gewartet habe“, deutet Volker Bertelmann privates Glück an, das er aus der Öffentlichkeit konsequent raushält. In Australien ist Bertelmann längst Filmmusikstar, erhielt für „Lion – der lange Weg“ den begehrten AACTA-Award und ist mit „Hotel Mumbai“ wieder auf der Shortlist. Für „Lion“ winkte 2017 auch schon der Oscar. Zur Preisverleihung reiste er mit Ehefrau, den drei Kindern und einem Bruder. „Die schöne Seite ist, den einmaligen Moment zu teilen. Natürlich waren da viele Professionelle, für die so was Routine ist. Einen Preis zu gewinnen, ist das eine. Danach muss man beweisen, ob man tatsächlich auf dem Level ist.“ Erfolg, das weiß Bertelmann besser als viele, ist ein langer Weg.

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