In den letzten Wochen kam in den Gesprächen mit meinen Mitmenschen immer wieder das Thema Packen auf. Nichts scheint so nachhaltig die Lust auf den Urlaub zu schmälern, wie die Herausforderung, für die ganze Familie alles notwendige für einen entspannten Urlaub zu packen. Diese Unlust scheint alle zu vereinen. Dabei ist unerheblich, ob es sich um den Menschen handelt, der hochorganisiert schon Wochen vor dem Urlaub seine Packlisten aus den vergangenen Jahren durchgeht, um überflüssige Dinge zu vermeiden, oder ob es sich um einen Menschen wie mich handelt, der drei Stunden vor Abfahrt eher spontan alle Dinge, die ihm in die Quere kommen, in kategorisierte Taschen wirft. Chaospacken nenne ich das und war damit in den vergangenen Jahren immer sehr erfolgreich. Nun gestaltet sich die Reise in diesem Jahr allerdings komplexer und ich bin mit allen Kindern zunächst alleine mit der Deutschen Bahn unterwegs. Um den Stressfaktor unterwegs so gering wie möglich zu halten, begrenze ich das Reisegepäck pro mitreisender Person also auf einen Rucksack, den diese Person auch selbstständig tragen kann. Und so kam auch ich dazu, meine erste Excel-Packliste zu verfassen.
Rollenklischees
Ein weiteres weit verbreitetes Phänomen ist mir in den Gesprächen zu dem Thema begegnet: Es ist anscheinend – trotz aller Bemühungen um eine paritätischen Partnerschaft – heute in den meisten Familien noch immer so, dass die Frau für den Großteil der Familie packt und zwar ganz unabhängig davon, ob der Mann im Alltag die Carearbeit erledigt. Auch wenn die meisten Frauen zum Glück nicht mehr, wie viele ihrer Mütter noch, die Anziehsachen für den Mann herauslegen, war doch eine gewisser Respekt der Männer spürbar, den Bereich der Packhoheit der Frauen keinesfalls anzutasten. So ist es in vielen Familien heute noch so wie in den 1980ern: Sie packt die Taschen, er das Auto. Wenn die Frau jetzt allerdings mit leicht gemischten Gefühlen dabei zusieht, wie der Partner das von ihm gepackte Täschchen hinter dem Fahrersitz verschwinden lässt und mit einem Seitenhieb auf die große Menge an sonstigem Gepäck verweist, sollten sie sich einen Moment zum Durchatmen gönnen, um sich zu fragen, ob sie es für den lieben Urlaubsfrieden nicht einfach auf sich beruhen lässt.
Die Frage des Transports
Aber halt: Das ist alles fürchterlich zuschreibend und würdigt an keiner Stelle die Tatsache, dass es ja viele andere Menschen gibt, die nicht nur den Alltag, sondern auch die Urlaubsplanung vollkommen alleine managen. Hier stellt sich natürlich auch wieder die Frage des Transports und sollte im besten Falle durch ein Gepäckstück pro Kind geregelt werden, das dieses auch selbst tragen kann. Alternativ wurde mir nun noch der Tipp gegeben, dass ich mein Reisegepäck mit der Deutschen Bahn an den Urlaubsort schicken könnte. Ohne hier etwas Negatives über einen Dienstleister sagen zu wollen, kamen bei mir persönlich bei dem Gedanken spontan gemischte Gefühle auf.
Weniger ist mehr
Egal wie und mit wem du verreist – in jedem Fall ist es sinnvoll, dir bewusst zu machen, dass weniger beim Urlaubsgepäck definitiv mehr ist. Klassische Spielsachen werden im Urlaub so gut wie gar nicht benötigt. Stattdessen sind für uns ein großer Stapel mit weißen Blättern und Stifte dafür unerlässlich. Die eignen sich nicht bloß zum Malen, sondern auch für viele Spiele wie Käsekästchen oder Stadt, Land, Fluss. Ebenso wird Sandspielzeug meist überbewertet und vieles kann am Urlaubsort zum Spielen im Sand einfach umfunktioniert werden. Beim Thema Kleidung scheiden sich die Geister: Natürlich ist es schön die Sommersachen endlich mal ausführen zu können – gerade nach dem bisher bescheidenen Sommer in Düsseldorf. Aber eigentlich nehmen wir grundsätzlich zu viel mit und oft würde auch die Hälfte reichen. Am Urlaubsort gibt es bestimmt eine Möglichkeit zu waschen. Sogar viele Campingplätze verfügen mittlerweile über Waschmaschinen. Alternativ kann das gute alte Handwaschmittel aus der Tube herhalten. Bücher sind etwas, das unser Reisegepäck jeden Sommer über alle Maßen schwerer macht. Auch hier wieder eine Grundsatzfrage, ob man sich durch einen E-Book-Reader Erleichterung verschaffen möchte. Für mich persönlich sind diese Extrakilos eine einkalkulierte und gern genommene Zusatzbelastung für meinen Rücken.
In Ruhe packen
Aber egal was gepackt wird, wer es packt und ob es anhand einer gut strukturierten und geprüften Liste oder eher chaotisch spontan passiert – am wichtigsten ist es, sich von dem Thema nicht verrückt machen zu lassen und ihm vor allem keinen Raum zu geben, der Auslöser für einen Familienstreit zu werden! Das gelingt vor allem, wenn das Packen nicht in allerletzter Sekunde und im Beisein aller Familienmitglieder geschieht. Vielleicht gehen die Kinder am Tag vor der Abreise nochmal zu den Großeltern oder einer Freundin oder ihr verlagert das Packen in den Abend, womöglich mit einem erfrischenden Kaltgetränk und schöner Musik dazu. Denn eins ist sicher: Die Energie, die ihr jetzt spart, könnt ihr garantiert noch gut auf der Reise in den Urlaubsort gebrauchen.
In diesem Sinne: Gutes Packen!