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Yasemin (39) und Muharrem (42) aus Essen haben diesen Sommer viele Kilometer zurückgelegt – gemeinsam mit ihrer Tochter, die während der Reise ihren ersten Geburtstag feierte. Wir haben die Eltern gefragt, wie sie die Zeit geplant und erlebt haben.
Ihr wart kürzlich rund 70 Tage mit eurem Baby und dem eigenen Auto unterwegs, größtenteils in der Türkei. Wie kam es dazu?
Muharrem: Kurz nach der Geburt stand für uns schon fest, dass wir eine gemeinsame Elternzeit haben möchten. Da wir das Reisen lieben, war das für uns beide die einmalige Chance für einen längeren Trip. Wann sonst bekommt man acht Wochen Urlaub am Stück? Entscheidend war für uns, dass wir unserer Tochter eine solche Reise zutrauen konnten. Dafür haben wir im Vorfeld kleinere Reisen mit dem Auto unternommen. Wir hatten das Gefühl, dass das sehr gut funktioniert.
Wie hat euer Umfeld reagiert?
Yasemin: Einige waren schon erstaunt, aber niemand hat versucht, uns das Vorhaben auszureden. Im Gegenteil, es kam viel Zuspruch und Aussagen, dass wir die Gelegenheit auf jeden Fall nutzen sollen.
Welche Dinge müssen bei einer solch langen Reise unbedingt in den Koffer, worauf kann man verzichten?
Muharrem: Eine Kinderreiseapotheke und Spielzeug in jedem Fall. Auch auf ein eigenes Kinderreisebett sollte man nicht verzichten. Bei den vielen Ortswechseln war zumindest das immer eine gleichbleibende Konstante für unsere Tochter. Bei Babynahrung haben wir viel auf Vorrat mitgenommen. Abstriche kann man bei der eigenen Bekleidung und Schuhen machen.
Yasemin: Ein leicht verstaubarer Kinderwagen mit Liegefunktion sowie eine Babytrage und ein Schultersitz sind ebenfalls ein Muss aus meiner Sicht.
Mit einem Baby fällt erfahrungsgemäß viel Wäsche an. Wie habt ihr das gelöst?
Yasemin: Unsere Tochter hatte mindestens für eine Woche zwei Sätze Kleidung. Ansonsten hatten wir immer die Möglichkeit, bei Verwandten zu waschen. Und einmal waren wir in einem Waschsalon.
Wie oft habt ihr während der Reise umgeplant?
Yasemin: Wir haben nur einmal um- beziehungsweise hinzugeplant, weil wir eine Woche übersehen hatten. Ansonsten haben wir bewusst Luft für spontane Entscheidungen gelassen, da wir wussten, dass wir flexibel sein müssen.
Was waren rückblickend die größten Herausforderungen?
Muharrem: In einigen Regionen herrschten um die 40 Grad und wir hatten keine Klimaanlage in der Unterkunft. Das wurde nachts für unsere Tochter ungemütlich, für uns dann umso mehr.
Yasemin: Die größte Herausforderung für mich war das Animationsprogramm für das Kind.
Habt ihr weitere Tipps für eine solch lange Reise?
Muharrem: Ich empfand es als große Erleichterung, keine sprachlichen Schwierigkeiten zu haben und mich in jedem Fall verständigen zu können. Daher würde ich empfehlen, sich im Vorfeld Gedanken darüber zu machen, wie man insbesondere bei Notfällen die Verständigung sicherstellen wird, möchte man ein sprachlich fremdes Land bereisen.
Yasemin: Mein Tipp ist, sich sehr am Tagesrhythmus des Kindes zu orientieren. Wir haben damit uns allen einen Gefallen getan.
Würdet ihr nochmal so eine Reise machen?
Yasemin: Jederzeit, da sie uns sehr viel gemeinsame kostbare Zeit und Erinnerungen beschert hat.
Muharrem Wenn man die Gelegenheit für eine längere Reise mit Kind hat, sollte man sie nutzen. Es lohnt sich! Es reicht, die nötigsten Sachen im Blick zu haben. Mit einer großen Portion Vertrauen kann man sich dann ins Abenteuer wagen und treiben lassen.
Das Gespräch führten Mustafa Görkem und Deniz Çiçek-Görkem.
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