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Kleinste Einheit

Von der großen weltweiten Schaubühne der Politik aus, die Demokratie mal gut, mal weniger gut oder auch gar nicht abbildet, lassen sich demokratische Prozesse weiter herunterbrechen – auf die Schaubühnen unseres täglichen Lebens. Sei es durch Mitgliedschaften in Parteien, Universitätsgremien, Sportvereinen, Schulparlamenten oder Kindergärten bis hin zur kleinsten Einheit des Staates: der Familie. Überall können und sollten demokratische Prozesse angewendet werden. 

Vater mit zwei Kindern in der Küche beim Abspülen

Laura Rüther

03.03.2025

Lesezeit 3 Minuten

Warum Demokratie in der Familie? Weil wir in den kleinsten Einheiten üben und selbst erleben können, was Demokratie bedeutet. Kinder sollen früh erfahren, dass sie gehört werden und ihre Stimme zählt. Wäre es nicht wünschenswert, eine Generation zu begleiten, die sich aktiv in die Gesellschaft einbringt? Heranwachsende, die erleben, dass sie etwas bewegen können. Junge Erwachsene, die politische Beteiligung nicht meiden – trotz News Avoidance, Resignation oder ständigem Lamentieren. Erwachsene, die sich für Veränderung und Verbesserung einsetzen – auch in Zeiten von Hetze und Hass in sozialen Medien. Es gibt viele Möglichkeiten, sich gesellschaftlich zu engagieren. Fridays for Future ist eine Bewegung, die jungen Menschen Teilhabe und Wirksamkeit vermittelt. Kleine Kinder lernen die Grundsätze der Demokratie intuitiv im überschaubaren Rahmen ihres unmittelbaren Umfelds. Später können sie Demokratie auf der großen politischen Bühne mitgestalten.

Was bedeutet Demokratie konkret?

Demokratie bedeutet Souveränität durch das Volk, Gewaltenteilung, das Prinzip des Rechtsstaats, Konstitutionalismus sowie die Achtung von Grundrechten. Das Grundgesetz wurde in Deutschland am 23. Mai 1949 erlassen. Seit 75 Jahren ist es das Fundament unserer Demokratie und sichert unsere grundlegenden Freiheiten und Rechte. Dank des Grundgesetzes können wir unsere Meinung frei äußern, ohne Angst vor Unterdrückung oder politischer Verfolgung haben zu müssen. Es schützt unsere persönliche Freiheit und ermöglicht eine individuelle Lebensgestaltung. Diese 75 Jahre sollten uns bewusst machen, was wir haben – insbesondere im Vergleich zu vielen anderen nicht demokratisch ausgerichteten Ländern. Das gilt es zu bewahren und zu verteidigen. Nach mehreren Wellen der Demokratisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts scheint sich die Welt in den letzten Jahrzehnten zu wandeln: Zahlreiche Staaten entwickelten sich von einer Demokratie hin zu einem autoritären oder totalitären System. Prominente Beispiele dafür sind die Türkei oder Russland. Zwar geht es in diesem Text nicht um geopolitische Entwicklungen, doch abschreckende Bilder wie Putins autoritäres Russland oder die Vorstellung eines Lebens im streng zentralistisch geführten Nordkorea verdeutlichen, dass eine offene und pluralistische Gesellschaft sich am besten in einer Demokratie entfalten kann.

Kompromisse suchen – Lösungen erarbeiten

Was können wir Kindern in Bezug auf Demokratie beibringen? Wie können sie Demokratie am eigenen Leib erfahren? Im frühesten Kindesalter lernen sie durch Vorbilder, später, indem sie selbst ihren eigenen Standpunkt vertreten. Die ersten Lernorte für demokratische Prozesse sind Kindertageseinrichtungen und idealerweise die Familie selbst. Innerfamiliäre Aushandlungsprozesse sind ein zentrales Merkmal von Demokratie in Familien. Kinder und Jugendliche sollten je nach Reifegrad in Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Das passt auch zur heutigen Auffassung von Erziehung. Nach der autoritären und antiautoritären Erziehungsphase setzte sich mit Beginn der Nullerjahre die autoritative Erziehung durch – ein demokratisches Erziehungsmodell. Es bedeutet, gemeinsam mit den Kindern Strukturen zu erarbeiten, die zur Partizipation ermutigen. Es bedeutet sichere Bindung bei klaren Grenzen. Herausfordernd ist dabei, dass Kinder von ihren Eltern abhängig sind. Statt Kontrolle ermöglicht Mitspracherecht eine respektvolle Erziehung. So lassen sich Machtworte und Strafen vermeiden – ganz im Sinne der vor 35 Jahren verabschiedeten Kinderrechte durch die Vereinten Nationen. Natürlich gibt es im Alltag Herausforderungen. Wenn ein Kleinkind sich weigert, bei Kälte eine Mütze zu tragen, kann das Erziehungsberechtigte ins Schwitzen bringen.

Partizipation im Alltag

Schon mit drei Jahren kann ein Kind spielerisch im Haushalt mithelfen. Es spielt Lokomotive und transportiert das Besteck in die Küche: „Tuff, tuff, tuff, hier kommt die Besteckeisenbahn!“ Vielleicht liebt es die vierjährige Tochter oder der vierjährige Sohn, den Tisch mit einer Sprühflasche zu reinigen – und wischt gleich noch alle Stühle mit ab. Oder zwei Geschwister spielen gemeinsam ein Würfelspiel: „Wir stellen immer so viele Sachen auf den Tisch, wie der Würfel Augen zählt – das macht mehr Spaß!“ Wird die Partizipation im Haushalt im Familienrat besprochen, bringen die Kinder oft eigene kreative Ideen ein. Das stärkt ihre Mitverantwortung und erhöht gleichzeitig die Motivation, aktiv mitzuhelfen.

Demokratie im Kindergarten und in der Schule

In Schulen zeigt sich deutlich: Durch die Mitwirkung an Entscheidungsprozessen lernen Kinder, wie demokratische Systeme funktionieren und was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Schülerparlamente bieten die Möglichkeit, Themen zu besprechen, die im eng getakteten Schulalltag oft keinen Platz haben. Auch in Kindergärten wird Partizipation heute aktiv gelebt. Kinder entscheiden mit, welches Themenfeld sie als Nächstes erforschen – Dinosaurier oder Bauernhoftiere? Sie stimmen ab, was mit den Beeren aus dem Garten passiert – Püree oder Snackobst? Sogar für den Karnevalsbeauftragten gibt es richtige Wahlen mit Stimmauszählung. Natürlich kann es zu Diskussionen kommen. Ein Beispiel ist der Konflikt zwischen Selbstbestimmung und Fürsorgepflicht. Dürfen Kinder selbst entscheiden, ob sie ihre Matschhose bei Regenwetter anziehen? Während Erwachsene die Konsequenzen abschätzen können, orientiert sich ein zweijähriges Kind eher an der unmittelbaren Situation. Ab wann können Kinder bewusste und vernünftige Entscheidungen treffen? Darüber haben wir mit der Vorsitzenden des Verbands kinderreicher Familien gesprochen. Das Interview findest du auf den nächsten Seiten.

Im Mittelpunkt der Familie

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