Ich treffe Anja Dreßler beim Spaziergang mit ihrer alten Hündin Lore. Lore wie Lore-Agnes-Haus, eine Einrichtung der Awo für psychisch erkrankte alte Menschen, denn Anja hat dort 17 Jahre als Sozialpädagogin gearbeitet. Als eines Tages beschlossen wurde, dass ein Therapiehund doch eine gute Sache sei, wurde ebenso beschlossen, dass Anja für ihn verantwortlich sein würde. Anja hatte bis dahin nicht viel mit Hunden am Hut, aber sie ist an ihren Aufgaben und ihrer Lore gewachsen. Sie nahm die Hündin später auch mit, als sie mit Mann Rainer und Tochter Anna unter dem Schirm der Awo eine Familienwohngruppe gründete, um fünf Kindern ein Zuhause zu bieten. Sieben Jahre lang steckten Anja und Rainer Dreßler all ihre Kraft in dieses Projekt, von dem sie sich schlussendlich verabschieden mussten, bevor sie zwischen den eigenen Ansprüchen und der schwierigen Zusammenarbeit mit dem Träger völlig aufgerieben wurden. Lore ist aber immer noch da, und Anja Dreßler hat sich in der Zwischenzeit ein neues Betätigungsfeld gesucht. Das ging nicht von heute auf morgen, denn nach dem Bruch mit ihrem langjährigen Arbeitgeber musste Anja erst wieder auf die Beine kommen: „Ich hatte nicht nur den Abschied von meinen Schützlingen zu verkraften, wir saßen dazu von heute auf morgen auf der Straße, denn wir hatten in dem Haus der Wohngruppe gewohnt und unsere eigene Wohnung aufgegeben.“ Die Familie kam für den Übergang in der Wohnung eines Freundes unter und Anja versuchte, einen Weg aus ihrem tiefen Tal zu finden. Buchstäblich. „Lore und ich sind damals lange durch die Gegend spaziert. Wenn es ihr gereicht hat, blieb sie an einer Straßenbahnhaltestelle sitzen“, lacht Anja. Anja landete schließlich als sozialpädagogische Fachkraft an der Grundschule St. Apollinaris in Holthausen. Dort traf sie auf eine Kollegin, deren ganzheitlicher und empathischer Zugang Anjas Bild von der Förderarbeit mit Kindern nachhaltig geprägt hat. Kollegin Agnes ermutigte Anja, sich eine lerntherapeutische Weiterbildung zu gönnen.
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