Zur Person
Nuray Voigt ist Trageberaterin aus Leidenschaft. Aus ihrer Elternzeit mit ihrem dritten Kind heraus entschloss die ehemalige Inklusionsfachfrau, sich dem Thema Tragen vollkommen zu verschreiben.
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Babys sind nicht nur Säuglinge, sondern auch Traglinge und durch das Tragen wird eines ihrer Urbedürfnisse nach Geborgenheit und Nähe befriedigt. Wir haben mit der Trageberaterin Nuray Voigt gesprochen.
Warum sollte ich mein Baby tragen?
Es gibt zahlreiche Vorteile, die in die unterschiedlichsten Bereiche reichen. Zunächst einmal ist es das Natürlichste überhaupt. Ein Baby, das anfängt zu weinen, wenn es abgelegt wurde, bei dem ist in der Regel alles in Ordnung, denn wir sind von Natur aus keine Nestflüchtlinge, sondern Traglinge. Ein Baby ist darauf angewiesen, dass sich jemand um es kümmert, und fühlt sich deshalb getragen am sichersten. Für die Eltern ist es eine enorme Erleichterung, das Baby zu tragen. Sie haben die Hände frei und können alles in Ruhe erledigen, während ihr Kind zufrieden ist, weil es sich sicher und geborgen fühlt.
Wo liegen physiologische Vorteile?
Am weitesten bekannt ist wohl, dass das Tragen gut gegen Blähungen und Koliken hilft. Das liegt daran, dass der Bauch durch die Körpernähe natürlich gewärmt und außerdem auch durch die Bewegung massiert wird. Darüber hinaus gibt es aber noch viele weitere positive Effekte. So unterstützt das Tragen die körperliche Entwicklung auf sehr sanfte Weise, indem es einen ähnlichen Effekt wie die Bauchlage hat. Zudem geht das Kind alle Bewegungen mit und gleicht sie durch eigene Bewegungen aus, was eine enorme Förderung der Motorik bedeutet.
Was sind weitere Vorteile?
Durch die Position bekommt das Baby viel mehr mit und kann sich aber gleichzeitig selbstbestimmt einer Reizüberflutung entziehen, indem es sich bei Mama oder Papa ankuschelt. Gleichzeitig bekommt auch die Person, die das Kind trägt, viel deutlicher mit, welche Bedürfnisse es hat, kann mit ihm kommunizieren, schneller Bedürfnisse definieren und darauf eingehen. Das stärkt die Bindung und entspannt außerdem alle Seiten. Nicht zuletzt kann die noch unreife Hüfte nach der Geburt bei der korrekten Anhock-Spreiz-Haltung gesund nachreifen.
Wieso ist eine Trageberatung sinnvoll?
Es gibt viele tolle unterschiedliche Systeme und Möglichkeiten. Niemand kann einer anderen Person eine Trage oder ein Tuch empfehlen, denn Tragehilfen sind wie Jeans: Nur weil mir eine passt, kann ich sie nicht empfehlen, denn der betroffenen Person passt vielleicht eine ganz andere deutlich besser. Durch die Trageberatung können also Fehlkäufe vermieden werden. In der Trageberatung werden unterschiedliche Möglichkeiten sowie Tipps und Tricks vorgestellt. Es ist gut darauf zu achten, dass die jeweilige Trageberatung hersteller:innenunabhängig ist, um nicht eventuell in den Möglichkeiten begrenzt zu sein. Wenn eine Schwangere sich gerne schon mit dem Thema befassen möchte, bevor das Kind da ist, gibt es Beratungen, die ein Paket anbieten, bei dem Eltern vor und nach der Geburt eine Beratung bekommen. Für die erste Zeit gibt es häufig auch Leihpakete zum Üben und Austesten, die die Eltern dann in das eigene Produkt umtauschen können, sobald sie sicher sind, dass es auch dem Baby gefällt. Es gibt viele tolle Möglichkeiten und Modelle und durch eine gute Beratung kann jede Person die Trage finden, die sie bequem und ohne Rückenschmerzen oder großen Aufwand tragen kann.
Gibt es denn auch Babys, denen das Tragen nicht gefällt?
Jedes Baby möchte getragen werden, da gibt es keine Ausnahmen. Wenn ein Baby sich gegen das Tragetuch sträubt, ist es sinnvoll, erst einmal abzuklären, ob die äußeren Umstände stimmen: Ist es satt, sauber und trägt bequeme Kleidung? Gerade Strampler können an den Zehen spannen und ein ungutes Gefühl verursachen. Außerdem ist es wichtig, die Ruhe zu bewahren: Über 90 Prozent aller Babys weinen beim Einbinden. Wenn sie dann aber zur Ruhe kommen und die Chance haben, sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen, werden sich die meisten nach wenigen Minuten beruhigen. Wenn das Baby aber trotzdem unzufrieden ist, muss ein bisschen weiter geschaut werden: Ist die Tragehilfe vielleicht nicht die richtige oder gibt es Blockaden, die osteopathisch behandelt werden müssen? In jedem Fall wird der Grund nicht sein, dass das Kind „einfach kein Tragebaby“ ist, sondern es gibt einen äußeren Einfluss, der behoben werden kann, damit das Baby und seine Eltern in den Genuss aller Vorteile des Tragens kommen können. Denn eins ist doch sicher: Egal mit Tuch oder Trage oder ohne – getragen wird es sowieso.
Das Gespräch führte Juliane Faller.
Nuray Voigt ist Trageberaterin aus Leidenschaft. Aus ihrer Elternzeit mit ihrem dritten Kind heraus entschloss die ehemalige Inklusionsfachfrau, sich dem Thema Tragen vollkommen zu verschreiben.
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