Los geht unsere kleine Runde im Freiluft-Wohnzimmer vom Kiez, dem Friedensplätzchen. Fast wie auf einer italienischen Piazza fühlt man sich hier: Da genießen Jung und Alt die Nachmittagssonne bei einem Schwätzchen, es wird Boule gespielt, Kinder düsen auf ihren Rollern herum. Im Büdchen gegenüber kann man sich ein Feierabendbier holen oder auf der Terrasse des Café Modigliani einen Wein trinken. Die Anwohnerinitiative Friedensplätzchen sorgt seit 1997 dafür, dass das Plätzchen Herz des Viertels ist und bleibt. Dazu tragen auch die zahlreichen Veranstaltungen bei, vom Nikolausbesuch über das Sommerfest bis zum Trödelmarkt. Spätestens Freitagnachmittag, wenn der rheinische Bauernmarkt stattfindet, trifft man hier immer auf bekannte Gesichter. Eltern legen auf dem Rückweg von der Kita-Runde einen Zwischenstopp ein, um eine Tüte Wellant-Äpfel und ein frisches Dinkelbrot fürs Wochenende zu holen. Auf dem Friedensplätzchen steht neben dem beliebten Bücherschrank übrigens auch „Friedchen Fielfraß“, ein Foodsharing-Fahrrad, das gut angenommen wird.
Die schönen Dinge des Lebens
Bevor wir auf dem Plätzchen versacken, gehts weiter Richtung Lorettostraße, ohne die Unterbilk nicht Unterbilk wäre. Szenige Restaurants, schicke Cafés, kleine inhabergeführte Geschäfte mit Mode, Schmuck oder Designermöbeln findet man hier genauso wie die Fromagerie, die Chocolaterie bittersüß & edelweiß oder das Bilker Weinhaus. Man kann es sich definitiv gutgehen lassen im Viertel, wenn der Geldbeutel es hergibt. Auch der Blick nach oben, auf die wunderbar erhaltenen Gründerzeit-Fassaden ist ein Genuss. Man ahnt es: So viel Schönheit hat ihren Preis. In den letzten Jahren sind die Mieten im Viertel exponentiell gestiegen. Auch am Ende der „Lo“, rund um die Bilker Kirche und entlang der Bilker Allee, lockt eine abwechslungsreiche Gastronomie und individuelle Läden. Wir legen einen kleinen Zwischenstopp bei den „Kaffeepiraten“ ein, wo ich einen leckeren Chai und die Kinder ein Vitaminmonster bekommen.
Spielplätze für Klein und Groß
So gestärkt machen wir uns weiter auf den Weg entlang der Hauptverkehrsader Bilker Allee, auf der seit Kurzem glücklicherweise Tempo 30 gilt. So schaffen wir es, die breite Straße zu überqueren, um einen Abstecher in den Florapark zu machen. Von allen schmerzlich vermisst wird die Florabar, die immer ein beliebter Treffpunkt für Familien war und nun schon seit geraumer Zeit leer steht. Dafür wurde der Spielplatz im Park neu gestaltet und ist jetzt mit dem großen, bunten Klettergerüst auch für ältere Kinder wieder spannend. Direkt daneben können sich Mama und Papa an die ebenfalls neue Sportanlage begeben und testen, ob es noch für einen Klimmzug reicht. In unmittelbarer Nähe bietet der Spielplatz bei den Bilker Arkaden (eigentlich: Düsseldorf Arcaden) mit dem herausfordernden Klettergerüst aus Gummimatten noch mehr Nervenkitzel. Übrigens gehören die Bilker Arkaden, trotz anders lautendem Namen, zu Unterbilk und sind, wie Shoppingcenter halt sind, nicht schön, aber praktisch.
Dorfidylle in der Stadt
Vom manchmal etwas zugigen „Top of Bilk“ führt unsere letzte Etappe zurück durch den Florapark, über Bilks zweite Hauptverkehrsader, den Fürstenwall, hinein in die schmale Reichsgasse. Der Stadtlärm bleibt hinter uns zurück. Die Kinder lieben diesen „Geheimweg“ zum Ständehauspark, weil sich die Atmosphäre hier so anders anfühlt als im Rest des Viertels. „Ein bisschen wie bei Oma“ sei es hier, zumindest auf der linken, der alten Seite des Gässchens mit den alten Landhäusern. Hier befindet sich auch das Padmavati: Wer durch die Tür der Nummer 57 tritt, findet sich plötzlich in einem fast tropisch anmutenden Innenhof mit leise plätscherndem Wasserlauf wieder. Ayurveda-Therapeutin Daniela Reich-Perulli hat sich hier eine kleine Stadt-Oase aufgebaut, in der Massagen, Kochkurse und Yoga angeboten werden. Wir schließen unsere Tour ausnahmsweise mit einem Kinder-Cocktail auf der Terrasse der Pardo-Bar im K21 ab und sind uns einig, dass unser Viertel ganz schön abwechslungsreich ist.