Rohstoffmangel und Energiekrisen – ein Problem der Gegenwart? Weit gefehlt. Genauso wenig wie Nachhaltigkeit ein moderner Begriff ist, der angesichts der aktuellen Krisen in Talkshows, politischen Debatten oder im privaten Umfeld ständig im Fokus steht. Ressourcen sind auch schon viel früheren Generationen ausgegangen. So war Europa Anfang des 18. Jahrhunderts zu großen Teilen entwaldet. Angesichts des drohenden Holzmangels, eines der wichtigsten Rohstoffe dieser Zeit, verfasste Hans Carl von Carlowitz 1713 das Werk „Sylvicultura oeconomica“, in dem er forderte, dass künftig nur noch so viele Bäume gefällt werden dürften, wie durch planmäßiges Nachpflanzen auch nachwachsen könnten. Damit ist er als Begründer des Prinzips der Nachhaltigkeit in die Geschichte eingegangen. Interessant ist auch ein Seitenschlenker in andere Sprachen, der einen weiteren Aspekt verdeutlicht: Im Spanischen zum Beispiel heißt es sostenibilidad, sustainability im Englischen, was Erhalt bedeutet. Dahinter verbirgt sich auch der Aufruf, erst gar nicht zu verbrauchen. Wir sind alle im buchstäblichen Sinn im Überfluss aufgewachsen und hatten, wie man so sagt, zu viel des Guten. Nun aber, über 300 Jahre nach Carlowitz’ Forderung, sind längst weitere und noch mehr Ressourcen ausgeschöpft und es geht trotz besseren Wissens immer weiter. Wir verbrauchen so viele Ressourcen, als stünden uns drei Erden zur Verfügung. Das hört sich an, als seien wir machtlos, etwas dagegen zu tun? Oder können wir einen Beitrag leisten?
Einfach nachhaltig
Diese Gedanken beschäftigen die vierzigjährige Sophie ständig, immerhin hat sie zwei kleine Töchter, um deren Zukunft sie sich sorgt. Sie sollen von Anfang an beteiligt sein. Aber wie es ihnen nahebringen, mit wortreichen Erklärungen und Vorträgen? Wohl kaum. Die Art des Zugangs hängt vom Alter ab. Kleine Kinder imitieren in der Regel, was sie in ihrem Umfeld erleben, sie lernen also sehr stark über die Nachahmung. Und so verzichtet Sophie darauf, den abstrakten Begriff „Nachhaltigkeit“ zu erläutern. Sie lässt ihn vielfältig im Alltag lebendig werden. „Mein Mann und ich diskutieren viel, was wir tun können, um unseren Beitrag für einen guten ökologischen Fußabdruck zu leisten, was wir tun können, um unseren Kindern und den nächsten Generationen eine möglichst intakte Welt zu hinterlassen“, erzählt sie. „Aber wir wollen sie auch einbeziehen, damit sie es von Anfang an lernen. Wir tun etwas und dann kommen die Fragen. In unserer Nähe gibt es zum Beispiel einen Unverpackt-Laden mit Bio-Lebensmitteln. Unsere Töchter finden es toll, wenn wir mit unseren leeren Weckgläsern losziehen und sie sie im Geschäft dann befüllen dürfen“, berichtet die Mutter. Und sie fügt hinzu, wie sie selbst die Atmosphäre bei solchen Einkäufen genießt mit dem ästhetischen Anblick all der Glasbehälter mit farbenfrohem Inhalt. Für ihre drei- und fünfjährigen Töchter werde Einkaufen so auch zu einem haptischen Erlebnis. Und dabei lernen sie automatisch, dass man auf sinnlose Einwegverpackung verzichtet. Und noch etwas ist ihr wichtig: „Ob zum Einkaufen oder in die Kita, wir benutzen das Lastenfahrrad. Wenn wir richtig Zeit haben, dürfen sich die Kinder auch selbst fortbewegen, also entweder zu Fuß oder mit ihren Rollern. Zum Glück wohnen wir so zentral, dass wir das Auto meistens stehen lassen können. Das funktioniert natürlich nicht bei allen Familien so unkompliziert.“