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Handy aus!

„Leg bitte das Handy weg, wenn wir am Tisch sitzen!“ „Gleich“, sagt Tom und schaut weiter auf sein Smartphone. „Und außerdem hat Papa auch immer sein Handy dabei.“ „Nur noch eine Folge“, bittet Sara und blickt gebannt auf den Film im Youtube-Kanal. Smartphone, Tablets – digitale Medien gehören in unseren Alltag. Auch in der Schule werden sie eingesetzt. Und dennoch müssen wir lernen, mit ihnen gut umzugehen.

Eine Jugendliche guckt auf ihr Smartphone, ihr kleiner Bruder schaut begeistert zu

Eva Rüther

04.09.2023

Lesezeit 3 Minuten

Ob wir die Entwicklung nun positiv oder negativ finden: Die Medienwelt entwickelt sich rasant und beeinflusst unseren Alltag. Neben den Bildschirmmedien wie Fernseher, Computer und Spielekonsole betrifft das vor allem die mobilen Medien wie Smartphone und Tablet. Aber auch die Nutzung und der Umgang mit dem Internet beeinflussen Kinder und Familien: Mal eben im Internet gucken, wo welcher Spielplatz in der Nähe ist, schnell eine Nachricht an den Freund schreiben – das machen wir Erwachsenen ja meistens selbst.

Vorbild sein

Und genau das gucken sich unsere Sprösslinge ab. Wenn Papa auf dem Sofa sitzt und „zockt“, bekommen sie das natürlich mit. Für sie ist dieser ständige Umgang mit solchen Medien völlig normal und gehört eben zum Leben dazu. Wer das Smartphone nicht aus der Hand legen kann und sich verführen lässt, zwischen „Tür und Angel“ und „mal eben“ etwas nachzugucken, wird anderes Verhalten nicht von den Kindern erwarten können. „Es erfordert Selbstkontrolle und die Bereitschaft zu erkennen, dass wir die Vorbilder sind. Die Medienkompetenz unserer Kinder wird nicht nur durch viele Worte beeinflusst, sondern durch unser Verhalten, durch unseren Umgang mit digitalen Medien“, erklärt die Medienpädagogin Kristin Langer. „Kinder wollen groß und erwachsen werden. Unser Umgang mit den digitalen Medien ist für sie das Muster, wie das gehen soll.“ Deshalb ist es wichtig, dass wir uns als Mutter oder Vater unserer eigenen Vorbildrolle bewusst sind. Unser Einfluss auf die Medienerziehung, auf den späteren Umgang mit Smartphone und Co. ist also riesengroß. Dennoch: „Ein Kind muss auch verstehen, dass Erwachsene eine andere Berechtigung haben, mit dem Handy umzugehen oder im Internet zu surfen als es selbst.“ Das gilt übrigens auch für die Geschwister: Wenn der Zwölfjährige ein Handy bekommt, muss der neunjährigen Schwester klar sein, dass sie eben noch warten muss.

Online-Trainings nutzen

Diese Kenntnisse zu vermitteln, das ist vielleicht der Schlüssel zu einer zielführenden Medienerziehung. Wir wollen unser Kind kompetent rund um die Mediennutzung begleiten. Dazu gehört, dass wir selbst auf aktuellem Informationsstand rund um Trends, Neuigkeiten und digitale Medien sind. Eine Möglichkeit sind zum Beispiel Online-Lernmodule, in denen manchmal der „Surfschein“ absolviert werden kann. Hier lernen beide, Kleine und Große, gemeinsam Risiken und Nutzen kennen und können abschließend den „Surfschein“ machen. Dadurch werden Kinder an Medien herangeführt und auf interessante, kindgerecht aufgearbeitete Seiten hingewiesen. Aber auch für Eltern gibt es eine kostenfreie Online-Weiterbildung, um ihre Kinder kompetent bei der Mediennutzung zu begleiten. Mehr dazu erfährst du hier: medienkurse-fuer-eltern.info

Digitaler Babysitter

Vor allem sollte ein Kind nicht allein dem Internet, Smartphone und Co. überlassen werden – quasi als digitaler Babysitter. „Ich verstehe, wenn Eltern müde von der Arbeit nach Hause kommen und erst einmal ihre Ruhe haben möchten“, sagt Kristin Langer. „Dennoch ist es gut, wenn sie beim Kind bleiben. Nur so sehen sie, wie es zum Beispiel auf einen Film reagiert, hat es vielleicht Angst vor einer Szene bekommen? Medienzeiten – für Film und Fernsehen, Hörangebote, Kommunikationsmedien und Spiele, sind am besten fest verabredet.“ Diese Regeln kann die Familie gemeinsam festlegen – je nach Alter des Kindes natürlich. An diese Absprachen müssen sich aber dann auch wirklich alle halten; es geht nicht, dass Mama beim Warten aufs Essen im Restaurant schnell noch ihre E-Mails checkt. „Schöner ist es doch, sich gemeinsam die Zeit zu vertreiben, andere Leute angucken, überlegen, was der Koch gerade macht“, so ein Rat vom Mediencoach.

Keine Aufregung

Die Zeit der Mediennutzung hängt vom Alter des Kindes ab, aber auch vom Tagesrhythmus. Manchmal passt es gar nicht in den Ablauf. Wenn der Tag in der Kita schon aufregend war, braucht der kleine Mensch zwar Entspannung – doch die kann er anders bekommen als durch einen Film. Ein Hörspiel ist schön, kann aber auch zu aufregend sein. Vielleicht tut es gut, sich ein Matratzenlager zu bauen und ein bisschen zu träumen?  Bei älteren Kindern gibt es dann wieder andere Themen: Auch Ego-Shooter-Spiele oder spannende Abenteuergames sorgen für Anspannung, Druck und manchmal auch Angst. „Deshalb ist es so wichtig, nach Altersangaben und Filtersystemen zu schauen, um das Angebot altersgerecht zu machen.“ Eltern sollten möglichst konsequent bei ihren Absprachen bleiben.

Sicher kommunizieren

Es ist immer eine Gratwanderung, die auch WhatsApp betrifft: Der Nachrichtenmessenger ist eigentlich erst für Kinder ab 16 Jahren erlaubt, doch fast alle nutzen ihn wesentlich früher. Besser wäre aber eine Alternative, die sicher ist. Wenn beim Elternabend alle auf einen Nachrichtendienst, der von Initiativen wie SCHAU HIN! empfohlen wird, bestehen. So würde sich die gesamte Klasse auf einer sicheren Plattform austauschen. „Die Medienwelt ist eine vom Menschen gemachte Welt. Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit.“ Kinder können im Internet Dinge sehen, die sie niemals sehen wollten. Da helfen passende Filter und Elterneinstellungen, doch auch die sind keine Garantie. „Wichtig ist es deshalb, immer offen zu sein für das Kind. Es ist kein Feigling, wenn ihm etwas Angst gemacht hat. Sagen Sie ihm: Hör in dich hinein und komm immer zu uns, wenn dir etwas komisch vorkommt oder dich ängstigt.“

Im Mittelpunkt der Familie

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