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Herausforderung Medienerziehung: Nur noch zehn Minuten ...

Fernseher, Tablets, Spielekonsolen und Smartphones: Medien sind heute allgegenwärtig. Aus Kindersicht bieten sie Spaß, Unterhaltung und die Möglichkeit, mit Freund:innen in Kontakt zu bleiben, sich auszutauschen und eigenständig Verabredungen auszumachen. Leider birgt der Umgang mit digitalen Medien aber auch Fallstricke, Risiken und natürlich endlose Diskussionen über die Länge der täglichen Medienzeit. Da ist es gut, wenn Eltern und Kinder sich mit dem Thema Medien gemeinsam auseinandersetzen, sich informieren und Regeln für die Nutzung festlegen.

Mädchen sitzt am Frühstückstisch und daddelt, die Mutter steht mit verschränkten Armen daneben

Claudia Giesen

04.11.2024

Lesezeit 5 Minuten

Kinder sollen kompetent und verantwortungsbewusst mit Medien umgehen. Klingt erst mal vernünftig, wirft aber bei vielen Eltern die Frage auf: Wie mache ich das? Wie viel Medienzeit ist für welches Alter in Ordnung? Und welche Medien dürfen Kinder ab wann überhaupt nutzen? Ansgar Sporkmann vom Deutschen Kinderschutzbund in Düsseldorf ist Experte in Sachen Medienerziehung. Seit Mitte 2021 bietet er ehrenamtlich eine Mediensprechstunde für Eltern und Bezugspersonen an. Für ihn sind zwei Aspekte in der Medienerziehung besonders wichtig. Erstens plädiert er dafür, Medien nicht immer nur unter dem negativen Aspekt zu sehen. Sie böten Kindern und Jugendlichen tolle Möglichkeiten, die Welt zu entdecken, Neues zu lernen und sich zu vernetzen. Zweitens sei es wichtig, den eigenen Kindern Vertrauen zu schenken. „Viele Eltern neigen dazu, alles überwachen zu wollen. Das signalisiert dem Kind, dass man es unter Kontrolle hat. Gerade wenn wir aber Kinder dazu befähigen möchten, Medien souverän zu nutzen, ist das kontraproduktiv“, so Ansgar Sporkmann.

Medienzeit

Laut Ansgar Sporkmann ist die Medienzeit in Familien das Thema Nummer eins. Und tatsächlich gibt es dazu viele verschiedene Meinungen. In einem sind sich Medienexpert:innen, Kinder- und Jugendärzte jedoch einig: Kinder sollten bis zu ihrem dritten Geburtstag ohne Smartphones, Tablets und Fernseher aufwachsen. Bei Kindern ab drei Jahren gibt es verschiedene Empfehlungen. Die Internetseite SCHAU HIN! empfiehlt folgende Richtwerte zur Orientierung: Bis fünf Jahre sollte die Bildschirmzeit eine halbe Stunde am Tag nicht überschreiten. Von sechs bis neun Jahren ist bis zu eine Stunde Bildschirmzeit am Tag in Ordnung. Ab zehn Jahren gilt zehn Minuten Medienzeit pro Lebensjahr am Tag, also mit zehn Jahren dann dementsprechend 100 Minuten. Letztlich komme es aber nicht nur auf die Länge der Medienzeit an, sondern darauf, dass diese gut in den Familienalltag eingebaut wird, meint Ansgar Sporkmann. „Wenn Kinder sozial gut integriert sind, Freunde und Hobbys haben, können Eltern entspannt sein, wenn das Kind mal etwas mehr Zeit am Tablet oder vor der Spielkonsole verbringt.“

Gaming, Apps, Netzwerke

Hast du schon einmal was von der „3-6-9-12“-Regel gehört? Diese Regel fasst die Empfehlung zur Mediennutzung kurz zusammen: Keine Medien bis zum dritten Geburtstag. Keine Spielekonsole bis sechs Jahre. Kein eigenes Handy oder Smartphone bis zum Alter von neun Jahren. Und schließlich: Keine unbeaufsichtigte Internetnutzung vor dem zwölften Geburtstag. Diese Regel können Eltern als grobe Orientierung sehen. Denn schließlich sind nicht alle Kinder gleich. Ansgar Sporkmann rät dazu, Interessen von Kindern ernst zu nehmen und neue Medien, Serien und Spiele im besten Fall gemeinsam mit den Kindern zu entdecken. Mehr als auf die Art des Mediums komme es auf die darin enthaltenen Inhalte an. Bobo Siebenschläfer, Peppa Pig und Paw Patrol sind bei jüngeren Kindern so etwas wie die „Einstiegsdroge“ zur Mediennutzung. Viele Kinder sind lange damit zufrieden, bis es irgendwann etwas spannender werden darf. Wann das ist, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Wichtig ist, dass Kinder nur Inhalte schauen, die für ihren Entwicklungsstand angemessen sind. Zappeliges Herumrutschen, das Kauen von Fingernägeln oder Hände vors Gesicht halten deuten auf Überforderung hin. Auf die Altersfreigaben sollten sich Eltern nur bedingt verlassen. Zuverlässiger ist der Elternratgeber FLIMMO. Die Seite gibt nicht nur umfangreiche Tipps rund um das Thema „Medienerziehung“, sie bietet auch Einschätzungen nach dem Ampelprinzip zu Hunderten von Filmen und Serien verschiedener TV- und Streaminganbieter. Besonders positiv: Die Seite beschäftigt sich auch mit kulturellen Klischees, Rassismus, Schönheitsidealen und zweifelhaften Vorbildern. Denn: Was nützt es, wenn wir unseren Kindern bestimmte Werte wie Toleranz und ein positives Körpergefühl predigen und schließlich 30 Minuten vor dem Fernseher unsere eigene Erziehung torpedieren?

Videospiele und Handys

Vor allem bei Jungen, so Ansgar Sporkmann, sind Spielekonsolen und Online-Games ein beliebter Zeitvertreib. Wichtig ist auch hier, auf altersgerechte Inhalte zu achten. Realistische Gewaltszenen sollten tabu sein, genau wie Spiele, die mit überholten Geschlechterrollen und sexualisierten Darstellungen arbeiten. Eltern sollten sich auch hier die Zeit nehmen, die Spiele gemeinsam mit ihren Kindern auszuprobieren. Das hat nicht nur den Vorteil, dass Eltern sich ein Bild vom Spiel machen können. Kinder sind auch stolz, wenn sie ihren Eltern auch einmal etwas beibringen und zeigen dürfen. Rund um den Übergang auf die weiterführende Schule entschließen sich viele Eltern dann, dass es Zeit ist, ihrem Kind ein eigenes Smartphone anzuvertrauen. Während Kinder diesen Moment herbeisehnen, wird er von vielen Eltern gefürchtet. Zu Recht? Zum Glück bieten viele Hersteller oder Apps die Möglichkeit, die Smartphones kindersicher zu machen und die Mediennutzung zeitlich und inhaltlich einzuschränken. Von den Möglichkeiten sollten Eltern bei jüngeren Kindern auch Gebrauch machen, so der Experte. Zwar rate er Eltern grundsätzlich davon ab, alles kontrollieren zu wollen, bestimmte Einstellungen seien aber hilfreich und zum Schutz der Kinder und des Geldbeutels auch sinnvoll. Außerdem ist es besonders wichtig, Aufklärung zu betreiben.

Hilfreiche Seiten und Apps

klicksafe.de  • schau-hin.infoflimmo.deinternet-abc.de

Kostenfreie Kurse

 medienkurse-fuer-eltern.infoEltern und Medien (Landesanstalt für Medien NRW) • efa Düsseldorf

WhatsApp, TikTok und Co.

Oft bringt das erste eigene Handy auch den Wunsch mit sich, bestimmte Apps und Netzwerke zu installieren und nutzen zu können, auch wenn diese vielleicht noch gar nicht für das Alter zugelassen sind. Der Messengerdienst WhatsApp ist in der EU beispielsweise aus datenschutztechnischen Gründen erst ab 16 Jahren erlaubt, die App TikTok ab 13 Jahren. Das Alter wird bei der Kontoerstellung aber nicht weiter überprüft, weshalb auch viele Jüngere diese Dienste nutzen. „Och bitte, alle anderen haben es auch“, ist daher ein gern genutzter Satz des Nachwuchses, der auch häufig seine Wirkung nicht verfehlt. Es lohnt sich aber, dem Wunsch nicht gleich nachzugeben, sondern sich zuerst mit anderen Eltern auszutauschen. In jedem Fall sollten die Apps gemeinsam mit den Kindern eingerichtet werden. Es gibt zahlreiche Einstellungen, um die Apps kindersicherer zu machen. Wichtig vor allem bei TikTok ist aber auch, die Inhalte, die die Kinder sich anschauen, im Blick zu haben. So erfreuen sich seit Jahren sogenannte Challenges auf sozialen Netzwerken, vor allem aber auf TikTok, großer Beliebtheit. Dabei handelt es sich nicht nur um harmlose Tanz- oder Sing-Challenges, sondern auch um Mutproben, bei denen sich Kinder und Jugendliche verletzen können. Zwar verbieten die Community-Richtlinien das Zeigen von schädlichen Challenges, dennoch bleibt vor der Regulation oft ausreichend Zeit dafür, dass der Algorithmus der Plattform zu einer Verbreitung des Videos führt. Problematisch ist auch, dass rechte Influencer vor allem auf TikTok stark aktiv sind, um dort mit ihren rechtsextremen Botschaften junge Menschen zu erreichen. „Es ist wichtig, mit den Kindern zu reden, dann erfährt man auch, was sie da tun. Ich habe immer die Erfahrung gemacht, dass Kinder – wenn es nicht so überwachend rüberkommt – gerne erzählen. Sie wollen Mama und Papa ja auch zeigen, was sie interessant finden und im Internet machen“, so Ansgar Sporkmann.

Cybergrooming, Cybermobbing, Sexting

Begriffe zum Fürchten, aber leider passiert es nicht selten, dass Kinder von vermeintlich Gleichaltrigen in sozialen Netzwerken oder über Chatfunktionen bei Online-Games angeschrieben werden, die sich später als deutlich älter herausstellen. Dieses sogenannte Cybergrooming dient dabei der Anbahnung sexueller Kontakte. Oder aber Kinder und Jugendliche werden in WhatsApp-Gruppen beleidigt, bedroht oder bloßgestellt. „Mobbing – teilweise auch in Verbindung mit Sexting – findet oft im schulischen Kontext statt. Durch das Internet multipliziert sich das Mobbing schnell und auch die ‚Täter‘ können es gar nicht mehr steuern und kontrollieren.“ Wenn es Anzeichen für Mobbing gibt – das Kind zieht sich zurück, hat Bauchschmerzen, will nicht mehr zur Schule gehen, sich nicht mehr mit Freund:innen treffen – sollten Eltern sich Unterstützung holen und je nach Fall auch die Polizei einschalten. Wichtig sei immer die Aufklärung, auch darüber, dass sich Jugendliche unter bestimmten Voraussetzungen strafbar machen können, wenn sie Nacktfotos von sich oder anderen verschicken oder weiterleiten.

Im Mittelpunkt der Familie

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