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Mit Kind und Kegel in den Zoo

Nordrhein-Westfalen ist Heimat von insgesamt 15 Zoos. Wer in die Tierwelt eintauchen, bekannte oder auch unbekannte Spezies entdecken und kennenlernen möchte, hat die Qual der Wahl. Doch welcher Zoo steht für welches Thema und wie verhält es sich eigentlich mit dem Artenschutz in den Zoos? Wir haben nachgefragt.

Löwenaffe auf einem Zweig mit Blättern, Hintergrund dunkel

Christine Balke Heitzig

22.02.2023

Lesezeit 4 Minuten

Es ist 9 Uhr morgens in der ZOOM-Erlebniswelt in Gelsenkirchen. Jan Schiller und seine Kollegen sind bereits seit zwei Stunden fleißig und kümmern sich um Stachelschweine, Tiefland-Nyalas, Blessböcke und Rothschildgiraffen gleichermaßen. Nachdem er seine Familie am Morgen zuhause versorgt hat, kommt seine „zweite Familie“ an die Reihe – die Tiere des Bereichs Afrika in Deutschlands beliebtestem Zoo. Bereits zum 5. Mal in Folge wurde die ZOOM-Erlebniswelt als bester Zoo Deutschlands ausgezeichnet, da er auf besondere Weise auf die Bedürfnisse von Familien und Kindern eingeht. Auf einer Fläche von 30 Hektar (das entspricht ca. 42 Fußballfeldern) präsentieren sich mehr als 100 Tierarten und 900 Tiere aus drei Kontinenten. Einer davon ist Afrika, in dem auch Jan Schiller arbeitet. Er ist Tierpfleger mit Leib und Seele. Ob Zebra, Nyala oder Giraffe, er kennt sie alle beim Namen, kennt ihren Charakter und ihre Eigenarten, ihre Vorlieben und Bedürfnisse. Jeder Griff sitzt. Während die mächtigen und meist sanften Rothschildgiraffen auf das Außengelände gelassen werden, kümmert sich ein weiterer Teil des Teams bereits darum, das Innengehege auf Vordermann zu bringen. Es wird ausgemistet und neu eingerichtet. Futterkörbe werden aufgefüllt, frische Äste angebracht und Stroh ausgelegt. Die Gehege im Gelsenkirchener Zoo werden oft von mehreren Bewohnern gleichzeitig genutzt.

Vielfältige Flächennutzung

Während die Giraffen sich gemächlich auf die Außenanlage bewegen, übernehmen die Weißschwanz-Stachelscheine das Innengehege. Sie lieben es, Rinde und kleinere Äste im Stroh ausfindig zu machen und daran zu knabbern. Fröhlich laufen sie durch die Gänge des Innengeheges in ihren „Auslauf“. „Wir nutzen die Anlagen auf unterschiedliche und vielfältige Weise, um den Tieren die größtmögliche Freiheit und Auslauf sowie Abwechslung zu bieten“, so Jan Schiller. „Mal hüpft unser Nyala-Nachwuchs durchs Stroh, mal sind es die Hauptbewohner, die Giraffen, die hier ihre Mahlzeit zu sich nehmen.“ Schnell wird klar, wer mit den Tierpflegern ins Gespräch kommt, erfährt manch erstaunliche, lustige und vor allem interessante Geschichte über die Bewohner des Zoos. „Wenn wir uns etwas wünschen dürften, dann wäre es, dass jeder Besucher, jede Besucherin unseren Zoo nicht nur mit einem Lächeln verlässt, sondern auch den ein oder anderen Bewohner etwas besser kennengelernt hat. Wir versuchen Information mit Unterhaltung zu verbinden und Nähe zu schaffen. Denn was man liebt, das schützt man“, so Franziska Gerk, Sprecherin des Zoos. Bestes Beispiel dafür ist die Pan-Passage im Dschungel-Abenteuer in der Erlebniswelt Afrika, das Zuhause der Schimpansen. Hier steht eine Installation auf Augenhöhe – auf Augenhöhe der Kinder, wohlgemerkt. Mehrere hölzerne Tafeln tragen Aufschriften wie „spielerisch“, „gelassen“ oder auch „ängstlich“. Dahinter verbergen sich Beispiele der Mimik der Menschenaffen – und ein Spiegel, bei dem die Kinder direkt das neu Gelernte nachahmen und zum Ausdruck bringen können. Ein paar Meter weiter kann das Erlernte dann direkt eingesetzt werden und die Kinder erkennen schnell, wie sich die Bewohner des Schimpansengeheges gerade fühlen. Das fördert die Aufmerksamkeit, Empathie und Konzentration und gleichzeitig stellt es eine spielerische Art dar, Tiere besser kennenzulernen.

Man schützt nur, was man liebt, man liebt nur, was man kennt.

Konrad Lorenz

Dialog und Artenschutz

Mit kleinen und großen Besucher:innen in den Dialog zu treten ist auch dem Zoo Duisburg ein großes Anliegen. „Wer als Kind bereits Nähe zu bestimmten Tierarten aufnimmt, sie kennenlernt, eine Bindung zu ihnen aufbaut, wird sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch im Erwachsenenalter zu schätzen und zu schützen wissen“, so Christian Schreiner, Pressesprecher des Duisburger Zoos. Das Gespräch und der gemeinsame Rundgangs durch den Zoo macht deutlich: Hier arbeiten Menschen, die Tiere lieben und sich für ihren Schutz engagieren. Und zwar auch solche Tierarten, die keine niedlichen Knopfaugen oder eine eigene Lobby haben. „Bei uns im Zoo gibt es unglaublich viel zu entdecken. Einige der Tierarten nimmt der Besucher gar nicht wahr, da sie entweder nachtaktiv sind oder so klein und versteckt, dass man sie nur selten sieht. Und dennoch – auch sie sind schützenswert und brauchen Freunde. Genau das sind wir Zoos. Wir nehmen unseren Auftrag von Erholung, Bildung, Forschung sowie Natur- und Artenschutz sehr ernst und das sehr gerne und aus vollem Herzen und voller Überzeugung.“ Der passionierte Biologe führt uns zu einem Aquarium mit unscheinbaren, braunen Fischen. „Nicht wirklich ein Publikumsmagnet“, sagt er lächelnd. „Dies hier sind einige aus einem kleinen Bestand der letzten lebenden Mangarahara-Buntbarsche der Welt. In der freien Natur sind sie praktisch ausgestorben. Die letzten verbleibenden Exemplare werden von Zoos über das Netzwerk des EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) weiter gezüchtet und so am Leben erhalten. Viele Tierarten können nur durch das Engagement der Zoos und unserer Artenschutzprogramme weiter existieren. Dabei besteht die Hoffnung, dass einige davon zu einem späteren Zeitpunkt wieder neu angesiedelt werden – vorausgesetzt, ihre natürliche Umgebung wird entweder renaturiert oder erhalten. Auch dafür setzen wir uns ein“. Während wir durch den Zoo schlendern, werden die Begegnungen mit den Tieren durch spannende Geschichten bereichert. Viele davon sind auf den Schautafeln zu finden, die auch für Nicht-Lesebegeisterte kurzweilige Informationen über Tiere und Programme des Duisburger Zoos bieten.

Tierschutz ist Erziehung zu Menschlichkeit.

Albert Schweitzer

Kinder für eine bessere Zukunft begeistern

Ein Zoobesuch ist für kleine und große Besucher:innen ein Highlight. Viele Tierhäuser bieten sich auch oder besonders an regnerischen Tagen für einen Besuch an. Aquarien und Gehege sind für Kinder wie lebendige Wimmelbilder und fördern Begeisterung und den Wissensdurst über alle Altersklassen hinweg. Oft gibt es kurzweilige und spannende Begleithefte für Kinder und ab dem Grundschulalter können Kinder in Zooschulen oder Ferienfreizeiten Spannendes rund um Tier und Zoo entdecken. Fast alle Zoos sorgen zudem für einen motorischen Ausgleich und punkten durch Spielplätze und Aktionsbereiche, sodass die Stunden wie im Flug vergehen. Vielleicht kommt die kleinen Besucher:innen mit einem neuen Lieblingstier von einem Zoobesuch nach Hause und malen oder basteln etwas zum Erlebten. Begeisterung für Tier und Natur sind ein richtiger Schritt in Richtung Tier- und Artenschutz. Alle Zoos sind dazu angehalten, den Artenschutz voranzutreiben. Je nach Größe und Kompetenz übernehmen sie Führungsrollen in Zuchtprogrammen und arbeiten oft eng mit Kollegen und Artenschützern in den betroffenen Gebieten zusammen.

Tierwohl und Transparenz

Manch einer fragt sich, ob Zoos heutzutage noch zeitgemäß und die Haltung von Tieren in Zoos gerechtfertigt ist. Das kritische Auseinandersetzen mit Themen rund um die Tierhaltung ist richtig und wichtig. Nicht zuletzt sind es auch oft unsere Kinder, die uns Fragen stellen wie: „Fühlt der Löwe sich in seinem Gehege eigentlich wohl?“ oder: „Will der Delfin nicht lieber im Meer schwimmen?“  Ein sensibles Thema, auch für die Zoos selber. Diese scheuen jedoch kein Gespräch und bemühen sich mit gutem Beispiel voranzugehen, indem sie faktenbasiert diskutieren und Transparenz schaffen. So hat der Zoo Duisburg zum Beispiel eine eigene Website mit allen Fakten und Daten rund um sein Delfinarium eingerichtet. Jeder Interessierte kann sich hier ein eigenes Bild machen und stellt schnell fest: Themen wie Blutproben, medizinische Trainings oder Verhaltensstudien sind hier offen dargestellt. Den Tieren geht es gut. Sie haben alles, was sie brauchen: ein geschütztes Umfeld, Abwechslung, Bewegung, hochwertige Ernährung, und sie können sich frei entscheiden, ob sie an den öffentlichen Trainings teilnehmen wollen oder eben auch nicht. So verhält es sich auch bei vielen anderen Tierarten in den Zoos. Ein Großteil der Tiere hat die besten Voraussetzungen, für andere werden nach und nach optimierte Lebensbedingungen geschaffen. Es ist ein Prozess, der mit sehr viel Engagement und Nachdruck von Menschen vorangetrieben wird, deren Lebensinhalt das Wohlergehen der Tiere und der Erhalt ihrer Vielfalt ist.

Im Mittelpunkt der Familie

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