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Wie grün grünt er wirklich?

Er gehört bei fast allen Familien an Weihnachten in die eigenen vier Wände und ist der ultimative Garant für besinnliche Stimmung im heimischen Wohnzimmer: Der Tannenbaum erstrahlt bunt geschmückt am Weihachtsmorgen und lässt Kinderaugen leuchten. 

Landschaft mit Tannenbäumen, dazwischen Schafe, eins im Vordergrund, das in die Kamera guckt

Juliane Faller

12.12.2023

Lesezeit 3 Minuten

Wenn wir Großen uns aber mal ernsthaft damit befassen, was alles nötig ist, damit dieser Traum in grün es zu uns nach Hause schafft, kann uns das schon mal gehörig auf die festliche Stimmung schlagen. Ein guter Grund unser Kaufverhalten an dieser Stelle einmal zu überdenken.

Ich gehe mit meiner Familie jedes Jahr ein oder zwei Wochen vor Heiligabend einen Baum kaufen und das ist für uns immer ein ganz besonderer Tag. Gemeinsam ziehen wir los und beratschlagen uns über die richtige Form und Größe. Wie bei fast allen Familien gehen die Meinungen darüber manchmal ganz schön auseinander und währen der Große Ausschau nach der formschönsten Nordmanntanne hält, die mindestens unser halbes Wohnzimmer ausfüllt, hat die Kleine ein ganz großes Herz für die besonders krummen und kleinen Baumexemplare. Am Ende finden wir ihn aber jedes Jahr: den perfekten Baum für die ganze Familie.

Pestizide und Plantagen

In den letzten Jahren kam nun aber immer wieder mal das Thema des alternativen Weihnachtsbaumes auf, da man immer wieder hier und da hört, dass so ein geschlagener Baum vom Händler an der Ecke ja nicht immer die nachhaltigste Alternative ist. Und was soll ich sagen: bei meiner Recherche eröffnete sich für mich eine völlig neue Welt der Erkenntnisse und Möglichkeiten. Tatsächlich kommen heute nur noch 15 Prozent der Weihnachtsbäume aus Waldbetrieben. Die Umweltorganisation Robin Wood weiß zu berichten, dass 10 Prozent der 25 Millionen Weihnachtsbäume, die jährlich in Deutschland verkauft werden, aus dem Ausland stammen. Als ob das nicht schon schwierig genug ist, stammen die meisten der in Deutschland verkauften Weihnachtsbäume aus Plantagen, in denen zum Teil Pestizide zum Einsatz kommen, die eine enorme Belastung für Böden, Gewässer und Tiere, insbesondere Insekten, darstellen. Gleichzeitig sind diese Pestizide natürlich auch für die eigenen Familienmitglieder nicht ganz ungefährlich, wenn wir den gespritzten Baum über Wochen zu unserem Lebensmittelpunkt machen.

Lebender Weihnachtsbaum

Damit weniger Bäume für die kurze Dauer der weihnachtlichen Freude ihr Leben lassen müssen, gibt es verschiedene Projekte, die diesem Trend entgegenwirken wollen. Initiiert von der Baumschutzgruppe gibt es in Düsseldorf zum Beispiel die Aktion „Lebender Weihnachtsbaum“ bei der Bäume in Parks und an öffentlichen Plätzen von Gruppen geschmückt werden und so eine besondere Freude schenken. So verwandelt sich zum Beispiel eine unscheinbare Eibe am Eingang des Zooparks jedes Jahr am Anfang der Adventszeit in einen Weihnachtsbaum, der durch fleißige Kinderhände mit selbstgebasteltem Schmuck dekoriert wird.

Alternative zum Kunstbaum

Doch so schön so ein geschmückter Baum im Park nun auch ist, für viele ersetzt dieser nunmal nicht den eigenen Weihnachtsbaum unter dem am Heiligabend Christkind oder Weihnachtsmann die Geschenke ablegen. Doch auch hierfür gibt es andere Optionen. Ein Plastik-Weihnachtsbaum ist dabei mit Abstand die schlechteste Wahl, denn wie eine Untersuchung durch den britischen Carbon Trust ergab, ist der ökologische Fußabdruck, den ein künstlicher Weihnachtsbaum aus Plastik hinterlässt wesentlich höher als der eines regulär geschlagenen Weihnachtsbaumes. Das liegt zum einen an den hohen Emissionen die durch Herstellung und Transport, meist aus China, entstehen. Zum anderen hinterlässt der künstliche Baum einen wesentlich höheren Müllberg als der Baum, der nach seiner Nutzung verbrannt werden kann. Damit sich die Anschaffung lohnt und weniger klimaschädlich ist, als der natürliche Baum, müsste er mindesten 10 Jahre genutzt werden. Aber natürlich gibt es auch für diese Problematik innovative Ideen von clevere Menschen mit Geschäftssinn. Ein Beispiel ist der „Keinachtsbaum“ - ein Baumgerüst aus Holz, an das wir jedes Jahr frisches Tannengrün von Tannen anbringen können, die weiter wachsen.

Der Bio-Baum

Nennt mich altmodisch aber bei allen guten Ideen, dekorativen Konzepten und ehrenhaften Initiativen, hänge ich persönlich an dem Weihnachtsbaum, den wir uns jedes Jahr als Familie beim Händler aussuchen. Aber auch für den Fall dieser renitenten Uneinsichtigkeit meinerseits, gibt es zum Glück eine Lösung, die vom ökologischen Standpunkt zumindestens nicht ganz verwerflich ist. „Wenn schon Weihnachtsbäume, dann am besten aus Forstbetrieben oder Weihnachtsbaumkulturen, die nach klaren, ökologisch ausgerichteten Regeln bewirtschaftet werden und bei denen dies auch von unabhängiger Seite kontrolliert wird“, empfiehlt Rudolf Fenner von Robin Wood. „Das schont vor allem die Umwelt und schließt eine – wenn auch geringe, so doch unnötige – Belastung durch Pestizidreste in den eigenen vier Wänden aus.“ Christbaum-Käufer:innen sollten daher auf Siegel der anerkannt ökologisch wirtschaftenden Landwirtschaftsbetriebe wie Naturland, Bioland, Demeter oder Biokreis sowie auf das Bio-Siegel der Europäischen Union achten. In Düsseldorf könnt ihr solche Bäume zum Beispiel bei der Kita Fürstenwall oder der Evangelischen Kreuzkirche erwerben. Außerdem ist die „Waldgärtnerei am Odin“ am 13. und am 16.12. mit einem Stand auf dem Rheinischen Bauernmarkt auf dem Kolpingplatz vertreten. Alternativ lohnt sich auch der Besuch der Bioland-Höfe im Düsseldorfer Umland. Eine ausführliche Liste aller Verkaufsstellung von Bio-Weihnachtsbäumen findet ihr bei Robin Wood

Leihbaum

Bei aller kindlichen Freude über den schön geschmückten Baum im eigenen Wohnzimmer, ist auch das Drama groß, wenn wir den Baum Mitte Januar zur nächsten Straßenecke schleppen um ihn dort auf einen großen Berg zu seinen Leidensgenossen zu werfen, auf dass sie gemeinsam abtransportiert und verfeuert werden. Aus meiner Tochter im Vorschulalter brach es im vergangenen Jahr heraus: „Wegen uns musste dieser Baum sterben!“ Es folgte ein Nervenzusammenbruch mit Geschrei auf offener Straße - ihr kennt das. Aber auch mit dem schönsten Biobaum, werde ich diese Konfrontation auch in diesem Jahr nicht vermeiden können, wenn ich in unserem Reihenhausgarten nicht einen eigenen Forst planen möchte. Oder vielleicht doch? Denn es gibt tatsächlich Anbieter, die Weihnachtsbäume vermieten, sie mit Wurzeln zur Verfügung stellen und am Ende der besinnlichen Zeit auch wieder abholen.

Eins ist jedenfalls sicher: ich muss nach all diesen neuen Erkenntnissen nun erstmal in den Familienrat gehen um die Entscheidung rund um unseren Baumkauf einmal gut durchzusprechen. Denn egal für welchen wir uns am Ende entscheiden: Es soll auf jeden Fall der perfekte Familienweihnachtsbaum für uns alle sein.

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