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Bye, bye, Elterntaxi

Wie ist die Verkehrssituation vor Düsseldorfer Grundschulen und wie hat Corona die Lage verschärft? Was können Eltern tun, um ihre Kinder gut auf den Schulweg vorzubereiten? Und vor allem: Wie kommen Kinder sicher zur Schule?

lachendes Mädchen mit Rucksack geht an der Hand eines Elternteils über einen Zebrastreifen

Carolin Anselmann

26.09.2022

Lesezeit 4 Minuten

Morgens um kurz nach 8 Uhr in Düsseldorf: Vor den Grundschulen der Landeshauptstadt wird angehalten, (zu)geparkt, rangiert, gewendet, Autotüren werden oft rücksichtslos zu Geh- oder Radwegen oder – noch schlimmer – achtlos zur Straßenseite hin aufgerissen und Kinder an ihren Tonis herausgehoben. Bis in die Zufahrtsstraßen staut sich der Verkehr zurück. Laufgruppen, Roller und Lastenräder müssen ausweichen. Es wird gehupt, gerufen und gepöbelt. Sind die Kinder erst einmal aus dem Auto, kann getrost aufs Gaspedal gedrückt werden. Alle Schulkind-Eltern kennen und fürchten es gleichermaßen: das Eltern-Taxi. „Man darf natürlich nicht pauschalisieren, aber die Situation vor Düsseldorfs Grundschulen ist im Großen und Ganzen ziemlich bedenklich“, sagt Janett Louis, Polizeihauptkommissarin und stellvertretende Leiterin der Verkehrsunfallprävention der Polizei Düsseldorf. „Eltern, die eigentlich Vorbild und Verkehrserzieher Nummer 1 sein sollten, gefährden die eigenen Kinder.“ Durch die Pandemie habe sich die Situation sogar noch verschärft: „Fährt man im Auto, fühlt man sich vermeintlich sicher und geschützt“, sagt Louis. Vor den Schultoren aber staut es sich – auch durch neue Einlassbedingungen – noch mehr als vor Corona. Dabei bringen Homeoffice und Co. ungeahnte Möglichkeiten. Das Ziel der Schulen, Stadt, Polizei und Verkehrswacht: Reduzierung des Verkehrsaufkommens und Minderung der Gefahrensituationen. Es sollte auch das Ziel der Eltern sein. Wer zum Bringen und Abholen aufs Auto angewiesen ist, sollte Haltezonen in einiger Entfernung nutzen oder in eine Nebenstraße ausweichen, anstatt mit dem Eltern-Taxi direkt vors Schultor zu fahren. Polizei und Verkehrswacht versuchen, mit der i-Dötzchen-Aktion, mit Präventionsmaßnahmen und Geschwindigkeitskontrollen auf die Gefahren des Schulwegs aufmerksam zu machen.

Was Eltern auf die Straße bringen können

Vor allem Vorbild sein: gut sichtbare Kleidung, ein Helm beim Fahrradfahren und kein bewusstes Fehlverhalten im Beisein von Kindern. „Eltern sollten Kinder nicht zu Fehlverhalten drängen wie beispielsweise schnell bei Rot über die Fußgängerampel gehen, weil ja gerade kein Auto kommt, oder einfach irgendwo über die Straße gehen, wenn in der Nähe ein Zebrastreifen ist“, sagt Polizeihauptkommissarin Janett Louis. Wann immer möglich, sollte außerdem auf das Auto verzichtet werden. Denn zu Fuß ist der Schulweg viel besser, gesünder und nachhaltiger zu bewältigen. Laufen baut Stress ab und die Kinder kommen wach und munter in der Schule an.  

Junge auf Fahrrad, mit Helm und Tornister, anderer Junde auf Fahrrad im Hintergrund unscharf

Die 5 wichtigsten Tipps für Eltern & Kinder

1. Mehrfach gemeinsam einen guten Weg zur Schule suchen und ihn trainieren. Dabei gilt: Der kürzeste Weg ist nicht zwangsläufig der sicherste! Unbedingt Überquerungshilfen wie Zebrastreifen oder Fußgängerampeln und gute Beleuchtung einbeziehen.

2. Gut sichtbare, reflektierende Kleidung oder reflektierende Elemente wie Warnwesten nutzen.

3. Morgens genug Zeit für den Weg einplanen, zusätzlichen Stress vermeiden.

4. Laufgruppen bilden: In der 1. und 2. Klasse den Weg gut zu Fuß meistern, erst später Roller oder Fahrrad nutzen.

5. Als Eltern Vorbild sein: gut sichtbare Kleidung, Verkehrsregeln einhalten, Helm beim Radfahren, Eltern-Taxi vermeiden.

Abenteuer Straßenverkehr

Rechtzeitig vor dem Schulstart sollten Eltern den Schulweg gemeinsam mit ihren Kindern erarbeiten. Dabei gilt: Nicht immer ist die kürzeste auch die sicherste Strecke. „Wichtig ist, die Vorschulkinder dabei nicht an die Hand zu nehmen und sie selbstbewusst Verantwortung für sich selbst übernehmen lassen“, sagt Janett Louis. Ist der Weg gefunden, nimmt man sich Zeit für Erklärungen auf dem Weg, weist auf das richtige Verhalten beim Überqueren der Straße hin – zweimal zu jeder Seite schauen und dann gerade und zügig gehen) –  und sucht gemeinsam bewusst nach Gefahrenstellen wie Einfahrten oder uneinsichtige Kreuzungen. Sinnvoll ist es auch, den Weg zu verschiedenen Tageszeiten abzugehen, denn Licht und Verkehrsdichte ändern sich im Lauf des Tages und Kinder nehmen ihre Umwelt anders als Erwachsene wahr. Wenn sich eine Laufgruppe findet, sollten Eltern diese einige Zeit begleiten, mögliche Gefahren erklären und beobachten, wie die Gruppendynamik das Laufen verändert. „Sind Fahrrad oder Auto nötig, um die Strecke zu bewältigen, unbedingt an Helme und im Auto an den richtigen Kindersitz – bis 150 Zentimeter Körpergröße oder bis zum zwölften Lebensjahr – denken“, sagt Louis.

Fahrrad, Roller und Co.

„Die Fahrradprüfungen finden meist in der 4. Klasse statt“, sagt Janett Louis. „Sicheres Radfahren im Straßenverkehr ist ein sehr komplexer Vorgang, für Schulanfänger nicht realisierbar und damit viel zu gefährlich.“ Alles muss gleichzeitig funktionieren: Treten, Lenken, eigene und fremde Geschwindigkeiten einschätzen, Reaktionsvermögen und Bremsen, und das alles, ohne in Stress zu geraten. „Rutschauto, Dreirad, Laufrad und Roller sind alles Sport- und Spielgeräte“, so Louis. „Fahrradfahren im öffentlichen Verkehrsraum ist erst ab sechs Jahren in Begleitung zu empfehlen. So sagt es auch die Rechtsvorschrift ,Benutzungspflicht für Kinder Gehwege‘: Der Gehweg ist bis acht Jahre Pflicht, bis zehn Jahre möglich und auch Begleiter dürfen dann den Gehweg benutzen.“

Mach dich klein!

Spiele wie „Ich sehe was, was du nicht siehst“, Stopp-Tanz oder Zählen, wie lange es dauert, bis ein Fahrrad oder Auto die Straße entlangkommt, schulen Reaktionsvermögen, Aufmerksamkeit und das Abschätzen von Entfernungen und Geschwindigkeiten. „Im Rahmen des Fußgänger-Führerscheins raten wir Erwachsenen: Mach dich klein. Geh einmal zwischen parkenden Autos oder vor einer Einfahrt in die Hocke, um zu erleben, wie anders Kinder allein schon wegen ihrer Körpergröße Verkehrssituationen wahrnehmen“, so Polizeihauptkommissarin Janett Louis. Auch ein Rollentausch wirkt Wunder: Das Kind kann auch einmal Mama oder Papa führen. Das schult (Selbst-)Vertrauen und (Selbst-)Sicherheit. Die Ampelindianer haben sich für Groß und Klein einprägsame Zaubersprüche einfallen lassen: „Am Bordstein ist Halt, damit es da nicht knallt“ und es gilt: „Nicht rennen und nicht pennen.“ Eltern finden für die Verkehrserziehung vielfältige Unterstützung. Bereits in der Kita kommt es zum ersten Kontakt mit dem Thema Verkehr, die bewusste Verkehrserziehung beginnt im Vorschulalter. Nahezu alle 400 Düsseldorfer Kindergärten werden durch die Polizei betreut, Verkehrsunfallprävention und Bezirksdienst besuchen die Vorschulgruppen und sensibilisieren altersgerecht für die Gefahren im Straßenverkehr. Die „Ampelindianer“ von Polizei und Verkehrswacht begeistern 6500 Vorschulkinder. Beliebt ist besonders der Fußgänger-Führerschein. Der Bezirksdienst führt die Verkehrserziehung fort bis hin zur Fahrradausbildung in der vierten Klasse. Für die Viertklässler veranstalten Stadt, Rheinbahn, Polizei, Feuerwehr, THW und ADAC jährlich die Verkehrssicherheitstage.

Lotsen lotsen

Wem die Sicherheit der Schulkinder ganz besonders am Herzen liegt, meldet sich als Schülerlotse wie Svenja Breimann aus Wersten. „Wenn morgens nicht immer alle auf den letzten Drücker unterwegs wären, dann wäre es schon viel sicherer“, sagt die erfahrene Lotsin, die, seitdem ihr Sohn auf die weiterführende Schule geht, in Wersten im Einsatz ist. „Es ist eine tolle Aufgabe und man bekommt sogar eine Aufwandsentschädigung“, wirbt Breimann. Am tollsten sei es, Kinder sicher über Kreuzungen zu lotsen und mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe für die Gesellschaft in den Tag zu starten. Polizei und Stadt bilden Verkehrshelfer aus und suchen Verstärkung. Bislang sind nur 12 von 87 Grundschulen versorgt.

Im Mittelpunkt der Familie

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