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Wenn Gefühle Karussell fahren

Kleine Kinder werden manchmal überwältigt von ganz großen Gefühlen und haben viel Glück, wenn sie auf ein Umfeld treffen, das sie liebevoll durch diese Gefühle begleitet.

ein Mädchen steht vor einem sehr dunklem Hintergrund, es hat die Augen geschlossen und hält sich die Hände an die Wangen, im hintergrund erkennt man Blätter einer Pflanze

Christine Balke Heitzig

31.10.2023

Lesezeit 3 Minuten

Gestern kam Jonas mit einem sauberen Bissabdruck auf der Wange von der Kita nach Hause. Hintergrund war eine Auseinandersetzung, die er mit einem anderen Kitakind hatte. Neben dem Schmerz kam bei Jonas noch das Gefühl der Hilflosigkeit hinzu. Aggressionen sind ein Ausdruck von fehlender Resilienz. Jedoch sind Streitigkeiten zwischen Kindern auch ein wichtiger Faktor in ihrer Entwicklung. Wie jedoch Meinungsverschiedenheiten ausgetragen werden, ist unterschiedlich. Beißen fällt hier jedoch sicher in die Kategorie „Das war zu viel“. Hat das Kind, das so aggressiv reagiert hat, psychische Probleme? Warum konnte es den Konflikt nicht verbal klären und wie sieht wohl das Elternhaus dahinter aus? Fragen, die sich Eltern stellen, wenn es um die psychische Gesundheit bei Kindern geht.

Was bedeutet eigentlich „psychisch gesund“ bei Kindern? 

„Kinder sind von Hause aus neugierig und probieren Neues aus. Sie suchen und finden Freunde und lernen, sich in Gruppen zu integrieren. Je nach Umfeld wächst ihre Selbstständigkeit und sie entwickeln ein Gespür dafür, eigene Entscheidungen zu treffen“, so Dr. med. Sung Han, Kinder- und Jugendpsychiater/-psychotherapeut aus Düsseldorf.  Dazu gehören auch Auseinandersetzungen und das Meistern von Problemen und schwierigen Situationen. „Idealerweise bewegen sich Kinder in einem Umfeld, in dem sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen können, um zu lernen, diese zu verstehen und mit ihnen umzugehen.“ Das führt uns zu der Frage, ab wann ein bestimmtes Verhalten „auffällig“ ist. Oft werden erste Tendenzen bereits in der Kita sichtbar. Erfahrene Erzieher:innen sehen bereits bei der Eingewöhnung, wie es um die Bindung zwischen Eltern und Kind bestellt ist. Können die Eltern gut loslassen, zeigen sie dem Kind, dass die Kita eine vertrauensvolle Umgebung ist. Trauen sie ihm zu, die Situation (mit Hilfe der Erzieher:innen) gut zu meistern? Damit Kinder nicht ängstlich werden, ist es an uns Eltern, ihnen zu zeigen, dass wir Vertrauen in sie haben, Konflikte und Herausforderungen ein Stück weit auch alleine bewältigen zu können.

Auf und Ab der Gefühle – wann wir aufmerksam werden sollten

Kinder, die sich hingegen kaum konzentrieren können, oft unruhig sind oder schnell und oft aggressiv werden, benötigen eine andere Art von Unterstützung. Die Partizipation von Kindern in der Entscheidungsfindung hat über die letzten Jahre zugenommen. Oft fühlen sich Kinder jedoch mit einer zu großen Auswahl oder der Verantwortung, eine Entscheidung treffen zu „dürfen“, überfordert. Die Sicherheit, die durch Grenzen entsteht, fehlt hier. Eine mögliche Reaktion können Übersprunghandlungen sein, wie zum Beispiel lautes Schreien, Stören oder ein aggressives Verhalten. Wenn Kinder mal laut werden, weinen oder sich  zurückziehen, ist das noch kein Grund zur Sorge. Erst wenn ein bestimmtes Verhalten über Wochen oder Monate anhält, in der Intensität sehr stark ist oder stärker wird, Kinder sich oder andere in Gefahr bringen oder sich stark zurückziehen, gilt es, sich die Situation genauer anzusehen.  

Ab wann suche ich mir Hilfe und wo? 

Situationen, in denen beim Kind oder uns Eltern ein Leidensdruck entsteht, Frustration oder Verzweiflung, sind ein Hinweis darauf, dass Unterstützung von außen hilfreich sein kann. Düsseldorf bietet eine Vielzahl an Anlaufstellen für Eltern und Kinder, wenn es um das Thema Erziehungsberatung geht. Und das über alle Altersstufen hinweg. Egal, ob es sich um ein extrem zurückhaltendes oder aggressives Verhalten bei Kitakindern, Verhaltensauffälligkeiten bei Grundschulkindern oder Themen in der Pubertät und bei Jugendlichen geht, niemand muss ich alleingelassen fühlen. Auch vor, während oder nach einer Trennung und für Alleinerziehende gibt es Beratungsstellen, in denen jede Frage und jedes Gespräch willkommen ist. Bei einigen Einrichtungen gibt es Wartezeiten, jedoch findet sich kurzfristig immer ein Ansprechpartner mit einem offenen Ohr, der in akuten Krisen unterstützt.

Was ist Resilienz?

Resilienz ist die Fähigkeit, angemessen auf sich verändernde Situationen zu reagieren und auch schwierige Lagen zu meistern. Das Kind wirft sich um 7:45 Uhr auf den Boden und probt den Aufstand, weil der blaue Lieblingspulli in der Wäsche ist, während wir bereits vor fünf Minuten hätten starten müssen, um rechtzeitig in der Kita, der Schule und dem anstehenden Meeting zu sein? Hier kommt Resilienz ins Spiel. Wer resilient ist, bringt die nötige psychische Widerstandskraft auf, die Lage ruhig und zielführend zu beeinflussen. Schreien oder drohen sind in dieser Situation unangebracht und führen oft auch nicht zur Lösung. Auf Augenhöhe des Kindes gehen, Verständnis aufbringen und ruhig, aber deutlich eine Lösung herbeizuführen, spräche für eine angemessene Resilienz. Keine leichte Sache, jedoch wachsen wir an unseren Aufgaben. Wer einmal in der Situation war, hat die Möglichkeit, viel über sich, sein Kind und seine Familie zu lernen, und mit diesem Wissen bei einer ähnlichen Situation souverän(er) zu reagieren.  Auch für das Kind bietet diese Situation eine Möglichkeit, seine Resilienz zu stärken. Eine Option wäre, das Kind darin zu bestärken, dass es selbst ein Ergebnis findet, indem man seine Emotionen ernst nimmt und fragt, welche Lösung es in seinen Augen geben könnte? Resiliente Kinder haben und nutzen die Chance, Krisen selbstständig zu meistern, oft mit Hilfe der Eltern, jedoch hilft ihnen das Zutrauen, selbst die Situation bewältigen zu können, um an dieser Herausforderung zu wachsen. Sobald sie das Problem selbst bewältigt haben, fühlen sie sich sicherer und stärker – resilienter – gegenüber neuen, anderen Herausforderungen.

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