Erst einmal: Du bist nicht allein. Dein Kind ist immer Teil des Teams. Es gibt sogar den Startschuss, indem es die entsprechenden Hormone auslöst. Mehrmals muss es sein Köpfchen winden und drehen, um durch den Geburtskanal zu gelangen. Du als Mutter hilfst ihm dabei vor allem mit den Wehen, aber auch mit deiner Wahrnehmung, Bewegung, Atmung, dem Tönen und Schreien. Für die meisten Frauen ist es unmöglich, sich das vorher vorzustellen. Aber keine Sorge: Euer Körper weiß, was er tut, und entwickelt eine unglaubliche Kraft und Intuition.
Auf geht’s!
Während viele Frauen die ersten Senk- und Übungswehen Wochen vor der Geburt kaum bis gar nicht fühlen, werden die richtigen Geburtswehen langsam, aber stetig intensiver. Mit jeder Wehe zieht sich die Gebärmutter zusammen und massiert so das Baby immer weiter nach unten. Das Köpfchen des Kindes drückt gegen den Muttermund, der sich dadurch langsam öffnet. Diese längste Phase der Geburt kann wenige Stunden dauern, aber auch mehrere Tage. All das ist in Ordnung. Die meisten Frauen finden nach einigem Ausprobieren ihren eigenen Rhythmus und merken, wie sie mit den Wehen umgehen können. Viele bekommen Durchfall oder Erbrechen – der Körper macht dem Baby Platz. Ist die Fruchtblase nicht schon vorher gesprungen, passiert dies meist gegen Ende der Eröffnungsphase.
Weitermachen
In der Übergangsphase öffnen sich die letzten zwei Zentimeter des Muttermundes. Das Köpfchen des Babys muss sich nun richtig im Becken einstellen. Die Mutter kann helfen, indem sie sich bewegt und andere Haltungen ausprobiert. Oft bekommt sie an dieser Stelle Angst und das Gefühl, es nicht zu schaffen, oder wird gereizt. Das ist normal und bedeutet vor allem eines: Das Baby ist fast da. Jetzt ist es wichtig, die werdende Mutter zu unterstützen, ihr Mut zuzusprechen und besonders liebevoll zu sein, um sie bei ihrem Weg über diese schwierige Grenze zu unterstützen. Auch das schlichte Wissen um diesen Moment kann schon helfen.
Endlich – das Baby
Der Muttermund ist nun vollständig geöffnet und das Köpfchen des Kindes am Beckenboden angekommen. Von dort aus drückt es nach unten. Viele Frauen denken wegen des großen Drucks, sie müssten zur Toilette – fühlt sich ähnlich an, aber das hier ist das Baby. Ein letzter großer Schub Adrenalin hilft dabei, es durch den Geburtskanal zu schieben. Oft ist es befreiend, das Kind mit dem Druck der kräftigen Presswehen aktiv weiter nach unten zu schieben. Irgendwann ist das Köpfchen in der Vagina sichtbar. Mit jeder Wehe wird ein Stückchen mehr geboren: Zuerst der Hinterkopf, dann die Stirn und dann das ganze Gesicht. Schließlich die Schultern und der Körper des Babys. Die Mutter hat es geschafft.
Erst mal ankommen
Das Kind ist da. Alle atmen auf. Die Mutter begrüßt zum ersten Mal ihr Neugeborenes. In den nächsten Stunden wird die Plazenta geboren. Ein paar Wehen lösen sie ab, und die Hebamme zieht sie unterstützend an der Nabelschnur aus der Scheide. Nach der Geburt wird das Kind meist zum ersten Mal gestillt und abgenabelt. Nachwehen sorgen dafür, dass sich die Gebärmutter wieder zusammenzieht. Frühes und häufiges Anlegen des Kindes hilft dabei. Bei einer ambulanten Geburt bleibt man noch vier Stunden, sonst zwei Stunden im Kreißsaal. Alle haben Zeit, sich zu erholen, anzukommen und einander zu bestaunen.
Das macht es leichter
Filmszenen, Erzählungen anderer Mütter, vorherige Geburten oder andere intensive Erlebnisse – vieles hat Einfluss darauf, wie wir uns die Geburt unseres Kindes vorstellen. Manche wünschen sich eine natürliche Geburt, sind aber unsicher, ob sie das „schaffen“ werden. Andere möchten oder brauchen von vorn-herein medizinische Unterstützung. Jede Frau sollte das selbst entscheiden und offen darüber mit Hebammen und Ärztinnen oder Ärzten sprechen können. Dabei kann es helfen, schon vorher gängige Hilfsmittel und medizinische Maßnahmen zu kennen.
Massagen und Wärme
Oft lindert schon eine sanfte Massage am Kreuzbein den Wehenschmerz und entspannt die werdende Mutter. Eine wunderbare Aufgabe für Geburtsbegleiter:innen, die bereits kurz vor der Geburt geübt werden kann. Auch eine Wärmflasche auf dem Rücken oder ein warmes Bad kann wohltun. Unter Wärmeeinfluss scheinen die Pausen zwischen den Wehen etwas länger und erholsamer. Auch deshalb entscheiden sich viele für eine Wassergeburt, zumal diese den Muttermund dehnbarer machen und sogar das Baby entspannen soll.