Eine einheitliche Definition von Rassismus gibt es nicht. Auf einer Informationsplattform über Menschenrechte heißt es: „Rassismus beraubt Menschen ihrer Würde, ihrer Gleichheit und ihrer grundlegenden Menschenrechte. Er findet Ausdruck in alltäglichen Äußerungen oder Handlungen von Einzelpersonen oder Gruppen sowie in struktureller Benachteiligung, die sich durch institutionalisierte und soziale Praktiken äußert.“ Es gibt verschiedene Arten von Rassismus: Er kann sich allgemein gegen als fremd oder ausländisch empfundene Menschen richten, dann wiederum gibt es auch spezielle Formen wie Anti-Schwarzen Rassismus, Antisemitismus oder Antimuslimischen Rassismus, die bestimmte Religionen, Ethnien oder Nationalitäten ins Visier nehmen.
Ungleichbehandlung bei Bewerbungen
Rassismus hat in der Regel mit Vorurteilen zu tun, die wir alle – die eine weniger, der andere mehr – in sich tragen. Er kommt in allen Bereichen des Lebens vor: in der Schule, im Supermarkt, bei der Wohnungssuche. Eher selten geht es dabei um die Ausübung verbaler oder psychischer Gewalt, die auf die Existenz der oder des Betroffenen abzielt. Gemein ist den allermeisten rassistischen Äußerungen oder Handlungsweisen aber, dass es um eine Benachteiligung oder Ungleichbehandlung geht. Bezogen auf die Arbeitswelt gibt es eine Studie aus dem Jahr 2016, die untersucht hat, wie sich die Ungleichbehandlung bei muslimischen Frauen äußert. Unter Verwendung von identischen Bewerbungen mit unterschiedlichen Namen und Bewerbungsfotos wurden dabei die Reaktionen von Arbeitgebern untersucht. Die Ergebnisse zeigten eine deutliche Diskriminierung aufgrund von Namen und religiöser Zugehörigkeit und werfen damit ein beunruhigendes Licht auf die Realität der Bewerbungspraxis in Deutschland.
Sandra wird öfter eingeladen als Meryem
Demnach erhielten Bewerbungen mit dem Namen „Sandra Bauer“ eine deutlich höhere Einladungsrate zu Vorstellungsgesprächen im Vergleich zu Bewerbungen mit dem Namen „Meryem Öztürk“. Noch alarmierender war die Tatsache, dass Bewerbungen von Meryem Öztürk mit Kopftuch eine noch niedrigere Einladungsrate aufwiesen. Wohlgemerkt – auf den Fotos war stets dieselbe Person abgebildet: eine hieß Sandra Bauer, die andere Meryem Öztürk, letztere einmal mit, einmal ohne Kopftuch. Besonders besorgniserregend war der Anstieg der Diskriminierung bei höher qualifizierten Positionen. Für Frauen mit Kopftuch war der Zugang zu Positionen mit höherem beruflichem Status in Deutschland offenbar deutlich eingeschränkt. Eine neuere Studie, durchgeführt im Jahr 2022, bestätigt diese Erkenntnisse.