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Ich wäre lieber ein Mädchen

Der Sohn zieht gerne Frauenkleider an, die Tochter will mit Autos spielen. Sind das schon Zeichen dafür, dass mein Kind lieber ein anderes Geschlecht wäre? Und wie reagiere ich, wenn es tatsächlich so ist? Ein Gespräch mit Jonas Brandt, für die Trans*beratung Düsseldorf verantwortlich.

Porträt von Jonas Brandt von der Transberatung Düsseldorf

Eva Rüther

20.12.2023

Lesezeit 2 Minuten

Mein Sohn verkleidet sich gerne – ein erster Hinweis?

Zunächst einmal gehört es ja zur Entwicklung, dass ein Kind etwas sein möchte, das es nicht ist. Kinder wollen die Welt entdecken und probieren alles Mögliche einmal aus. Das Spielzeug sagt also nichts darüber aus, ob das Kind lieber ein Junge oder Mädchen sein würde. Manche Jungs sagen vielleicht auch, dass sie keinen „Pipimann“ haben möchten. Das ist im Kindergarten-Alter einfach so.

Wie soll ich denn mit diesem ersten Ausprobieren umgehen?

Das Kind soll sich in seiner Haut wohlfühlen. Und wenn es gerade gerne Frauenkleider anprobiert, sollten es Eltern auch so lassen. Wichtig ist es dabei, dass das Kind erfährt: Meine Eltern akzeptieren das, sie nehmen mich, wie ich bin.

Wie äußert sich dann eine Transsexualität?

Wenn der Sohn, die Tochter immer wieder äußert, dass er lieber ein Junge oder Mädchen wäre, kann es ein Hinweis darauf sein. Vielleicht möchte das Kind auch mit einem anderen Namen angesprochen werden.

Wie verhalte ich mich am besten?

Bezogen auf den Vornamen geben wir den Eltern den Rat, vielleicht gemeinsam mit dem Kind einen neuen Namen zu suchen. Manchmal einigen sie sich dann zum Beispiel auf die weibliche Form des ursprünglichen Namens. Wichtig bei allem wieder: Das Kind darf keine Angst vor all diesen Gefühlen haben. Es ist nicht krank. Auch wenn es dann vielleicht eine psychologische Beratung aufsucht – diese gilt als Unterstützung, um mit der Situation besser umgehen zu können.

Wie komme ich selbst mit der Situation zurecht?

Klar, vielleicht haben Eltern auch Angst. Sie sind oft überfordert mit der Situation, dass das Kind plötzlich eine andere Identität haben will. Was sagen die Nachbarn, Großeltern, Freunde? Was passiert in der Pubertät? Ist mein Kind später Gewalt, Mobbing oder Hänseleien ausgesetzt – all das geht Eltern ja durch den Kopf. Eine Beratung ist hier wirklich ein guter Weg. Denn letztlich will ich mein Kind ja unterstützen. Eine Familie wächst in diesen Prozess hinein.

Wie kann es in der Grundschule weitergehen?

Naja, das hängt ein bisschen vom Zeitpunkt und auch dem Kind selbst ab. Wenn es zum Beispiel im Kindergarten ein anderes Geschlecht sein will, kann ich das bei der Anmeldung in der Grundschule offen ansprechen, um die Lehrer auf das Thema vorzubereiten. Die anderen Kinder müssen es ja zunächst gar nicht erfahren, dass mein Kind transgeschlechtlich ist. In manchen Fällen begleite ich selbst das Coming Out und trete vor die Schulklasse, um aufzuklären und zu informieren. Das klappt sehr gut.

Wie gehen Freunde mit der Situation um?

Kindern ist es meistens egal. Das Kind ist mein Freud, mit dem oder der ich gerne spiele. Es ist nichts Besonderes. Kinder gehen unkomplizierter mit diesen Situationen um als Erwachsene.

Das klingt sehr unkompliziert. Ist es das?

Nein, ganz und gar nicht: Transgeschlechtliche Menschen haben es schwer. Sie sind Mobbing und Gewalt ausgesetzt oder werden ausgelacht – nach wie vor. Viele gehen durch die Hölle. Deshalb ist es so wichtig, wenigstens eine Person an der Seite zu haben, die den Weg mitgeht.

Wie sieht dieser Weg aus?

Wenn klar ist, dass sich mein Sohn als Mädchen wohler fühlt, dann geht es neben der Unterstützung auch um die Frage der hormonblockenden Unterstützung. Drei Jahre haben die Kinder bzw. Jugendlichen Zeit, in der gewünschten Rolle zu leben. Vielleicht stellt er oder sie ja fest, dass der Einblick in diese andere Geschlechterrolle ein Fehler war. Deshalb ist diese Hormontherapie eine reversible Sache und damit rückgängig zu machen. Später dann können Operationen erfolgen; das sind aber Schritte, die erst ab einem Alter von 18 Jahren stattfinden dürfen.

Wie sag ich es meinem Umfeld?

Ich kann zum Beispiel den Großeltern einen Brief schreiben, ein Gespräch gemeinsam oder alleine mit ihnen führen. Als Eltern sollte ich mich danach richten, was für das Kind gut ist, damit es mit sich selbst im Reinen ist.

Was macht die Trans*beratung?

Jeder kann sich auch anonym – an uns wenden. Wir beraten und vermitteln Eine Psychotherapie ersetzen wir nicht.

Das Gespräch führte Eva Rüther.

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