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Überzeugte Teamplayerin

In der Eichi-Betreuung der KGS unter den Eichen genießen Kinder bis 13.30 Freiraum, Zuwendung und Zeit, bevor es zum Mittagessen nach Hause geht – gern zu Fuß, empfiehlt Betreuerin Anke Rosendahl.

Porträt von Anke Rosendahl, sie lacht in die Kamera, im Hintergrund ein offener Schrank mit Büchern und Kleinkram

Pia Arras-Pretzler

27.08.2024

Lesezeit 3 Minuten

Anke Rosendahl hat das Talent, ganz unaufgeregt zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Als ich mein Fahrrad auf den Schulhof schiebe, wirft eine Frau gerade etwas mit Schwung in die Mülltonnen. Dabei dreht sie sich halb zu mir: „Ich bin ein Eichhörnchen.“ Ich grinse: „Ich bin eine Libelle.“ Nachdem das geklärt ist, führt sie mich in ihr Reich: einen großen, freundlichen Raum im Untergeschoss mit riesigem Werktisch, an dem die Kinder nach der Schule nach Herzenslust kreativ werden können. Die „Eichis“ sind eine Elterninitiative, die vor mehr als 25 Jahren ins Leben gerufen wurde. „Diese Menschen hatten keine Scheu vor Satzungen und Vorschriften, denn sie kannten das aus ihrem Wohnprojekt um die Heinrich-Könn-Straße, das damals wegweisend war: generationenübergreifend, ökologisch.“ Anke Rosendahl hatte sich für das Projekt interessiert, sich dann aber anders entschieden. Ihre Tochter durfte trotzdem in diese ganz besondere Betreuung. In einer Eltern-initiative herrscht viel Fluktuation, und obwohl sie niemanden mehr persönlich kennt, bekommt Ankes Nachzügler Jahre später auch wieder einen Platz. Und die altgediente Eichi-Mutter einen Job, denn es fehlt an Personal. Und so ist Anke immer noch hier, während ihr Sohn längst erwachsen ist: „Warum ich das hier mache? Ich möchte, dass Kinder nach der Grundschule sagen können: Wir hatten eine schöne Zeit.“ Der Weg dahin: unverplantes Sein. „Wie soll man rausfinden, wie man tickt, wenn man ständig fremdbestimmt ist?“, fragt sich Anke. Denn machen wir uns nichts vor – das ist die Realität unserer Kinder im Schul- und OGATA-Alltag. „Dort haben Kinder immer nur 45-Minuten-Schnipsel zur Verfügung, und danach müssen sie sich schon wieder auf etwas Neues einstellen. Klar, Eltern müssen arbeiten und Geld verdienen und für viele ist es auch nötig, dass ihre Kinder einen Großteil des Tages versorgt sind. Aber Eltern sollten bewusst Möglichkeiten prüfen, etwa vorübergehend Stunden reduzieren, um ihr Kind im beginnenden Schulalltag zu unterstützen.“ 

Bei den Eichis geht es nicht um Input, sondern um Output: Was möchtest du tun?

Anke Rosendahl

Mit ihrer eigenen Kindheit verbindet Anke ein Gefühl von Freiheit. Sie wächst mit drei Geschwistern auf, und es wird draußen gespielt, bis der Gong zum Abendessen ertönt. Anke empfindet sich nur als mittelmäßige Schülerin, und an ihren Berufswunsch Hebamme traut sie sich erst nicht heran. Also geht sie nach Frankreich, aber das Studium dort ist ihr zu trocken, und sie wechselt in eine Ausbildung als Fremdsprachensekretärin. Anke bekommt ihren ersten Sohn im Krankenhaus, möchte so eine Erfahrung nie wieder machen, und entbindet ihr nächstes Baby, ihre Tochter, zu Hause. Die Hebamme, die sie betreut, motiviert sie dazu, ihren ursprünglichen Traum doch noch umzusetzen: Und so beginnt Anke mit zwei kleinen Kindern eine Hebammenausbildung und arbeitet, bis ihr drittes Kind zur Welt kommt. Weil der Beruf maximal familienunfreundlich ist, hängt sie ihn kurzerhand an den Nagel, und steigt später, als ihr Sohn in die Schule kommt, ins Eichi-Team ein. Betreut werden etwa 60 Kinder in zwei Gruppen, es gibt fünf Betreuerinnen und zwei Räume. Anke sieht die Aufgabe des Teams vor allem darin, den Kindern ungestörtes Werkeln zu ermöglichen, damit sich Dinge entwickeln können. Die Schule tut das Ihre dazu: „Wir arbeiten hier wunderbar zusammen, man begegnet sich auf Augenhöhe – von den Reinigungskräften über den Hausmeister bis zu den Lehrer:innen und der Schulleitung.“ Seit Corona hat die Schule eine dicke weiße „Winkelinie“ kurz vor dem Schultor auf den Boden gemalt. Das ist eine Linie für Eltern und Kinder. Kinder dürfen sie nicht übertreten und das Gelände verlassen, und Eltern respektieren den Bereich der Kinder und bleiben jenseits der Linie. „Wir haben auch Handys und Smartwatches aus dem Schulbetrieb verbannt. Das lenkt die Kinder über Gebühr ab, weil sie ständig auf diese Geräte aufpassen müssen. Wenn aber was sein sollte, sind wir natürlich jederzeit für Eltern erreichbar – aber die Kinder sollten in Ruhe in sich hineinspüren können, was jetzt gerade dran ist bei ihnen.“ Das ist überhaupt eine von Ankes Überzeugungen: Hektik vermeiden. „In Stresssituationen zähle ich bis zehn, besser bis hundert oder tausend. Wenn man abwartet, fügen sich die Dinge – und zwar meist zum Guten.“ Als Hebamme hat sie gelernt, Menschen Raum zu geben und Zeit zu schenken, damit sie Zugang zu der Kraft finden können, die in ihnen steckt. Und genau das macht sie immer noch.
 

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