Anke Rosendahl hat das Talent, ganz unaufgeregt zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Als ich mein Fahrrad auf den Schulhof schiebe, wirft eine Frau gerade etwas mit Schwung in die Mülltonnen. Dabei dreht sie sich halb zu mir: „Ich bin ein Eichhörnchen.“ Ich grinse: „Ich bin eine Libelle.“ Nachdem das geklärt ist, führt sie mich in ihr Reich: einen großen, freundlichen Raum im Untergeschoss mit riesigem Werktisch, an dem die Kinder nach der Schule nach Herzenslust kreativ werden können. Die „Eichis“ sind eine Elterninitiative, die vor mehr als 25 Jahren ins Leben gerufen wurde. „Diese Menschen hatten keine Scheu vor Satzungen und Vorschriften, denn sie kannten das aus ihrem Wohnprojekt um die Heinrich-Könn-Straße, das damals wegweisend war: generationenübergreifend, ökologisch.“ Anke Rosendahl hatte sich für das Projekt interessiert, sich dann aber anders entschieden. Ihre Tochter durfte trotzdem in diese ganz besondere Betreuung. In einer Eltern-initiative herrscht viel Fluktuation, und obwohl sie niemanden mehr persönlich kennt, bekommt Ankes Nachzügler Jahre später auch wieder einen Platz. Und die altgediente Eichi-Mutter einen Job, denn es fehlt an Personal. Und so ist Anke immer noch hier, während ihr Sohn längst erwachsen ist: „Warum ich das hier mache? Ich möchte, dass Kinder nach der Grundschule sagen können: Wir hatten eine schöne Zeit.“ Der Weg dahin: unverplantes Sein. „Wie soll man rausfinden, wie man tickt, wenn man ständig fremdbestimmt ist?“, fragt sich Anke. Denn machen wir uns nichts vor – das ist die Realität unserer Kinder im Schul- und OGATA-Alltag. „Dort haben Kinder immer nur 45-Minuten-Schnipsel zur Verfügung, und danach müssen sie sich schon wieder auf etwas Neues einstellen. Klar, Eltern müssen arbeiten und Geld verdienen und für viele ist es auch nötig, dass ihre Kinder einen Großteil des Tages versorgt sind. Aber Eltern sollten bewusst Möglichkeiten prüfen, etwa vorübergehend Stunden reduzieren, um ihr Kind im beginnenden Schulalltag zu unterstützen.“
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