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Eine Sache des Vertrauens

Welche Kernkompetenzen ein:e Therapeut:in mitbringen sollte und wie eine Therapie abläuft, beantwortet Ergotherapeutin Christine Mackscheidt von der Gemeinschaftspraxis für Ergotherapie und Logopädie der SRH Fachschulen in Düsseldorf im Interview.

Porträt von zwei Frauen und einem Hund, im Hintergrund Raufasertapete

Carolin Anselmann

22.02.2024

Lesezeit 3 Minuten

Frau Mackscheidt, wie kommt man an eine Therapie?

Logopädie und Ergotherapie sind verschreibungspflichtige Heilmittel. Kinder- und HNO-Ärzte stellen eine Heilmittelverordnung aus. Davor ist es häufig der Fall, dass sich Auffälligkeiten im Alltag des Kindes zeigen und Kita, Kindergarten oder Schule Rückmeldungen geben. Sprechen Sie darüber mit ihrem Kinderarzt. Natürlich auch, sobald Sie selbst unsicher sind oder Ihnen im Alltag Ihres Kindes etwas auffällt, was zu Frustration und Spannungen führt. Da es aktuell einen hohen Bedarf an Ergotherapie und Logopädie gibt, sind lange Wartelisten in den meisten Praxen die Norm geworden. Dabei kann es zwischen drei und sechs Monaten bis hin zu einem Jahr dauern, bis man einen geeigneten Platz gefunden hat. 

Welche Kernkompetenzen bringt ein:e Therapeut:in mit?

Es sollte zunächst eine gute Vertrauensbasis vorhanden sein. Denn das Wichtigste ist die gemeinsame Zusammenarbeit und Wertschätzung. Die Aufgabe des Therapierenden ist es, die Bedürfnisse und Lebenswelt der Klienten und deren Familien so genau wie möglich zu erfassen, zu verstehen und darauf einzugehen. Die Ziele werden gemeinsam formuliert und in regelmäßigen Abständen gemeinsam reflektiert: „Was haben wir bereits erreicht? Sind wir gemeinsam noch auf dem richtigen Weg? Wohin soll es noch gehen?“ Ein großes Maß an Einfühlungsvermögen, Flexibilität und die Bereitschaft sich fortlaufend weiterzubilden sind hier Kernkompetenzen. 

Wie lange dauert eine Behandlung im Schnitt?

Die Behandlungsdauer ist so individuell wie die Ziele und Bedürfnisse der Klient:innen. Manchmal hat man das Ziel schon nach zehn Einheiten erreicht, manchmal ist es ein längerer Prozess, bei dem man zwischendurch immer wieder überprüft, welche kleineren Ziele bereits erreicht sind. Die Mitarbeit im häuslichen Umfeld und das Umsetzen der Therapieinhalte im Alltag haben einen wesentlichen Einfluss auf den Therapieerfolg. 

Wie baut sich eine Therapie auf?

Zu Beginn der Therapie findet zunächst ein Erstgespräch statt, bei dem alle relevanten Informationen gesammelt, der Alltag des Kindes und der Familie erfasst, Alltagsprobleme beschrieben und gemeinsame Ziele formuliert werden. Im weiteren Verlauf werden standardisierte, störungsspezifische Diagnostiken und Screenings durchgeführt, um ein Profil zu erstellen. Darauf aufbauend wird mit Hilfe von verschiedenen Therapiekonzepten und vielfältigen Methoden die Therapie individuell für jeden Klienten geplant und durchgeführt. Nach längerer Therapiezeit ist es meist sinnvoll, eine Therapiepause einzulegen, um die neu gelernten Inhalte erst einmal im Alltag zu integrieren. In dieser Zeit sind häufig motivierende Fortschritte zu beobachten. Zum Ende der Therapie findet eine gemeinsame Reflexion statt: Haben wir unsere Ziele erreicht oder besteht noch Bedarf? 

Was passiert in einer Therapiestunde?

Meistens startet die Einheit mit einer kleinen Befindlichkeits- oder Einstiegsrunde. In der Kernzeit der Therapie wird mit vielfältigen Methoden strukturiert an den Zielen gearbeitet, vor allem spielerisch und interessengeleitet. Dabei muss man auch flexibel auf die Tagesform eingehen. Zum Ende hin bleibt Zeit für einen Austausch mit den Angehörigen, in dem die Inhalte der Stunde und Übungen für zuhause erläutert werden.

Welchen Effekt bringt tierische Unterstützung?

Therapeut:innen arbeiten in manchen Fällen auch mit der Unterstützung von Vierbeinern – so wie ich mit meiner Hündin Heli. Die tiergestützte Therapie nimmt immer mehr zu, bereichert die Arbeit sehr und bringt viele Vorteile mit sich: Tiere können Ruhe, Selbstvertrauen, Kommunikationsfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein fördern und dabei helfen, Bindungsängste zu überwinden. Kindern fällt es oft leichter, sich gegenüber Tieren zu öffnen, Tiere haben einen positiven Effekt auf das Herz-Kreislauf-System und helfen häufig auch beim Erlenen von sozial- emotionalen Kompetenzen durch Spiegelneuronen und das Lernen am Modell. Gleichzeitig sind Tiere ein großer Motivator und bringen viel Freude in den Therapie- und Praxisalltag. Bei Kindern mit motorischer Unruhe oder Konzentrationsproblemen hilft Heli durch ihr direktes Feedback. Unruhe überträgt sich auf Heli und das spiegele ich den Kindern dann sofort. Oft fällt es den Kindern dann leichter, sich zu regulieren. Bei Konzentrations-Aufgaben sage ich den Kindern, sich nicht von Heli ablenken zu lassen oder sie legt sich einfach unterstützend neben die Kinder – das fördert die Entspannung und damit die Fähigkeit der Aufmerksamkeit und Konzentration.

Wie werden Kinderarzt und Eltern eingebunden?

Der verordnende Arzt bzw. die Ärztin wird, wenn gewünscht, nach jeder Verordnung über den Stand und Verlauf der Therapie informiert. Dafür wird ein Therapiebericht verfasst. Gleichzeitig ist auch ein persönlicher Austausch zwischen den Fachkräften möglich. Situationsabhängig nehmen Eltern an der Therapie teil und werden mal mehr mal weniger direkt integriert. Falls dies nicht möglich sein sollte oder auf Grund der Zielformulierung nicht sinnvoll ist, werden Eltern am Ende jeder Stunde über den Inhalt und mögliche Hausaufgaben informiert. Ein gutes Zusammenspiel zwischen Eltern, Kind und Therapeut:in ist für die Zielerreichung unabdingbar. 

Ergotherapie und Logopädie behandeln neben Kindern übrigens auch alle anderen Altersgruppen und begleiten sie auf dem Weg zur Gesundheit.

Das Gepräch führte Carolin Anselmann.

Bald bin ich Schulkind

Ab April 2024 bieten Frau Mackscheidt und Frau Balzer einen Schulvorbereitungskurs an. Vorschulkinder erarbeiten in Kleingruppen unter anderem die Vorausläuferfähigkeiten für Lesen und Schreiben sowie Kompetenzen zur Feinmotorik und Konzentration spielerisch, um Freude am Lernen zu entwickeln und den Meilenstein der Einschulung zu begleiten.

Kontakt
SRH Fachschulen GmbH 
Gemeinschaftspraxis für Ergotherapie & Logopädie
Graf-Adolf-Straße 69 • 40210 Düsseldorf
Telefon 0211.59 83 47 10 oder praxis-duesseldorf.fs@srh.de

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